Freitag, 22. Dezember 1916
Weihnachtsfeier in der Beethovenhalle. Zum drittenmal war gestern die Beethovenhalle, die seit dem Beginn des Krieges als Lazarett eingerichtet ist, für ihre Verwundeten weihnachtlich geschmückt. Zwei große Christbäume erstrahlten im Glanze elektrischer Flämmchen, jedes Bett trug ein Tannenreis, und vor allem waren lange Tischreihen bedeckt mit Gaben, die Bonner Bürger und Bürgerinnen als Zeichen der Dankbarkeit den verwundeten Kriegern gestiftet hatten. Zunächst gab es eine Reihe guter musikalischer und gesanglicher Genüsse. [...] Der Chefarzt des Lazaretts, Professor Dr. Schmidt, hielt eine Ansprache an die Kameraden, die Schwesternschaft und die Gäste. Er erwähnte die herrlichen Siege unserer tapferen Heere, die es uns ermöglichten, in der Heimat auch mitten im Kriege das Christfest in gewohnter Weise zu feiern, den Siegeswillen des ganzen deutschen Volkes, das ehrliche Friedensangebot Deutschlands und seiner Verbündeten und die haßerfüllten Worte, die bisher die Antwort bildeten. Aber trotz der lauten und höhnischen Ablehnungen der feindlichen Machthaber lebe doch in den Herzen auch ihrer Völker die Friedenssehnsucht, und das Weihnachtsfest können uns den Trost geben, daß die Frühlingssonne des Friedens doch wieder scheinen und die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden wieder Wahrheit werde. Im Namen der Verwundeten danke Professor Schmidt den zahlreichen Gönnern und vor allem Gönnerinnen seines Lazaretts, daß sie auch diesmal wieder die Verwundeten reichlich bedacht hätten, sowie den Schwestern und Pflegern für ihre aufopfernde und treue Sorge. Den Schluß der schönen und würdigen Feier bildete dann die Bescherung der Verwundeten.
Soldatenheim. [...] Wie uns mitgeteilt wird, bleibt das Soldatenheim Sonntag, den 24. ds. Mts. (Heiliger Abend) geschlossen. Am 1. Weihnachtstage dagegen ist es wieder geöffnet, und es wird abends auch hier eine Weihnachtsfeier stattfinden. Am 2. Weihnachtstage wird zum Besten des Soldatenheims ein Theaterabend im Gesellenhause veranstaltet, wobei zur Aufführung gelangen: „Die wilde Toni“ und „Das Glöcklein von Junisfair“. Aus diesem Grunde ist auch an diesem Tage das Soldatenheim geschlossen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Jugendliche Diebe. Früh verdorben sind zwei junge Schüler von hier, die in Bonn und Umgebung bis nach Siegburg hinaus andauernd Diebstähle begingen. Einer der Bürschchen ist erst 11, der andere 12 Jahre alt. Gegen den letzteren schweben außerdem noch mehrere Untersuchungen von früher. Gemeinschaftlich unternahmen die beiden eine Reihe von Diebeszügen, wobei sie alle möglichen Sachen stahlen. Sie dehnten ihre Streifen bis nach Siegburg aus, wo sie aber auf frischer Tat ertappt wurden. An gestohlenen Sachen wurden bisher gefunden: zwei Leiterwagen, verschiedene Weihnachtsbäume. Außerdem gestanden die Jungens ein, in einer Reihe von Geschäften Marzipansachen, Ansichtskarten, Bücher usw. entwendet zu haben. Während der jüngere auf freien Fuß gesetzt wurde, behielt die Polizei den anderen in Haft.
Nahrungsmitteldiebstähle verübte in Grau-Rheindorf ein etwa elfjähriges Mädchen. Es stahl Lebensmittel, wie Dauerware, Speck und Butter in größeren Mengen. Von der Polizei wurde es vernommen und eingesperrt.
Ein dreister Diebstahl wurde in einer hiesigen Gastwirtschaft verübt. Während die bedienende Wirtin sich hinter der Theke zu schaffen machte, wurde von einer unbekannten Person eine Flasche Likör geraubt. Der Wirt verfolgte den Täter jedoch bis zum Bahnhof, konnte aber nicht verhindern, daß derselbe in einen gerade abfahrenden Zug sprang und verschwand.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Frühere Abgabe von Lebensmitteln. Herr Beig. Piehl ließ bekanntgeben, daß die Lebensmittel für die Weihnachtswoche bereits Freitag, 22. und Samstag, 23. Dez. abgegeben würden. Mir wurde aber von meinem Geschäft gesagt: Freitag müssen wir die Ware bezahlen, und von Samstag nachmittag ab wird sie abgegeben. Ich fühlte mich dadurch gefoppt. Die Nahrungsmittel sind doch, abgesehen vielleicht von Margarine in den städtischen Lägern vorhanden. Samstag nachmittag gibt’s natürlich ein groß Gedränge. Wozu das? Eine Hausfrau.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Keine Fahrpreisermäßigung für Ausflügler. Im Zusammenhang mit den Beschränkungen des Eisenbahnverkehrs sollen jetzt die Fahrpreisermäßigungen im Ausflugsverkehr aufgehoben werden, die Aufhebung ist bereits für die nächste Zeit geplant. Die Sonntagsfahrkarten zu ermäßigten Preisen werden vom 20. Dezember ab bis auf weiteres nicht zur Ausgabe gelangen.
Verkauf von Speisefett. Die Abschnitte Butter der Speisefettkarte für die Zeit vom 18. bis 24. Dezember und vom 25. bis 31. Dezember ds. Js. berechtigen den Inhaber in dieser Woche zum Bezuge von 50 Gramm Auslandsbutter. Der Preis für die Auslandsbutter ist auf 3,60 Mk. für das Pfund festgesetzt und beträgt demnach für 50 Gramm 36 Pfg.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)