Mittwoch, 6. Dezember 1916

      

Ausstellung von Arbeiten der Verwundeten. Der hiesige Ausschuß für Kriegsbeschädigtenfürsorge hat wieder die in den hiesigen Lazaretten von verwundeten Kriegern angefertigten Arbeiten zum Verkauf ausgestellt, und zwar im Laden Stockenstraße 3. Gegen die früheren Ausstellungen hat nicht nur die Reichhaltigkeit, sondern auch die Güte der ausgestellten Waren wieder zugenommen, und es hat sich aus der Beschäftigung der Verwundeten, die ursprünglich nur dem Zeitvertreib diente, allmählich ein wirkliches Kunsthandwerk herausgebildet. Dabei schlagen nur die allerwenigsten Arbeiten in den Friedensberuf des betreffenden Verfertigers. Welcher Mann hätte sich z. B. vor dem Kriege mit seiner Stickerei, mit Teppichknüpfen oder dem Nähen von Flickendecken befaßt! Und doch sind gerade auf diesen Gebieten Stücke hergestellt worden, deren sich auch eine in Handarbeiten wohlgeübte Frau nicht zu schämen brauchte. Einen großen Raum nehmen wieder die verschiedensten Holzschnittarbeiten ein, sie sind durchweg sehr hübsch und sauber. Neu sind diesmal Spielwaren aus Holz, sie sind nicht nur dauerhaft, sondern auch gefällig gearbeitet und gewiß geeignet, Kinderherzen zu erfreuen. Die Kästen, Bucheinbände, Kissen, Decken, Pantoffeln, Knetarbeiten usw. lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig, überall ist außer der ausdauernden Mühe auch Sauberkeit und Geschmack zu erkennen, außerdem ist auch, wo es zweckmäßig ist, auf die praktische Brauchbarkeit jede Rücksicht genommen, so daß der Käufer an dem erworbenen Stück dauernd seine Freude haben wird. Außer kleineren und größeren Zeichnungen, Schattenrissen usw. bietet diese Ausstellung auch wirklich künstlerische Gemälde, eine Anzahl Landschaftsbilder und mehrere Charakterköpfe; ihr Verfertiger dürfte wohl ein Mann vom Fach sein, der während seines Bonner Lazarettaufenthalts die Kunst weiter pflegt. Die Ausstellung bietet reiche Gelegenheit, kleine und größere Weihnachtsgeschenke bequem und preiswert zu kaufen. Aus dem Erlös werden die verwundeten Soldaten, die auf all die Sachen so viel liebevollen Fleiß verwendet haben, etwas entschädigt und die Rohstoffe bezahlt, ein etwaiger Ueberschuß kommt der Kriegsbeschädigtenfürsorge zugute. Möge der Ausstellung ein guter Erfolg beschieden sein!

Geschäftsfreie Sonntage sind die drei nächsten Sonntage, die letzten vor Weihnachten. Die Ladengeschäfte dürfen an diesen Sonntagen bis 7 Uhr abends für den Verkauf offen gehalten werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Der Heilige Mann hat auch zu Kriegszeiten recht viel zu tun, denn er muß alle die Lazarette und Hospitäler besuchen, um dort den Verwundeten durch kleine Gaben etwas Freude zu machen. Da nun auch gar viele Paketchen mit kleinen Leckereien ins Feld gesandt werden müssen, um auch den Soldaten, die draußen für uns kämpfen, zu zeigen, daß ihrer in der Heimat gedacht wird, so nimmt es nicht Wunder, daß in manchen Familien die Bescherung nicht so reich ausgefallen ist, wie zu Friedenszeiten. Dazu kommt noch, daß die Preise für Aepfel, Birnen, Nüsse, Spekulatius, und wie all die Herrlichkeiten heißen mögen, in diesem Jahre so hoch sind, daß auch St. Nikolaus gezwungen ist, dem allgemeinen Ruf nach Sparsamkeit zu folgen. Aber die Kinder, die diesmal nicht so ganz auf ihre Rechnung gekommen sind, trösten sich damit, daß bald das Christkindchen zu ihnen kommen wird, das namentlich die Kinder in der Stadt immer reichlicher beschert als St. Nikolaus. Und kommendes Jahr, dann braucht der Heilige Mann hoffentlich nicht mehr in die Lazarette zu den Soldaten zu gehen, dann kommt er wieder zuerst zu den Kleinen, die ihn dann mit noch größerem Jubel als bisher empfangen werden.

Kino. Unsere Bonner Lichtspielbühnen erfreuen sich gegenwärtig eines starken Besuchs, namentlich aus den Kreisen der Fronturlauber. Alle Waffengattungen, Kämpfer zur See und Feldgraue, die sich von den Strapazen draußen erholen oder als Genesende hier weilen, kann man im „Kintopp“ beobachten. Aber auch aus der Bürgerschaft findet man alle Schichten dort vertreten. Neben den manchmal sehr auf Sensation gestimmten Kriminalfilmen, die jedoch häufig durch ihre scharfsinnige Kombination szenisch dem Auge oft Wertvolles bieten, sind die Aufnahmen von den Kriegsschauplätzen, das Manovrieren unserer Artillerie, das Leben im Schützengraben, das Auf- und Untertauchen unserer U-Boote, sowie die Naturaufnahmen von alpinen Landschaften u. v. a. auch für den ernsthaften Besucher sehenswert. Nicht minder sind die wissenschaftlichen Filme, wie die Gewinnung des Alkohols, die Entwicklung der Blumen in den Treibhäusern u. f. w. begrüßenswerte Darstellungen. Daß die lebende Photographie auch der klassischen Literatur dienstbar zu sein vermag, beweisen beispielsweise gegenwärtig die Lichtspiele im Stern durch die Verfilmung von Friedrich Hebbels „Mutter und Kind“. Wenn auch der psychologische Gehalt des Dichtwerks natürlich nicht ausgeschöpft wird, so wirkt in der szenischen Darstellung des Films dieses Hohelied der Mutterliebe doch in seinem ganzen sittlichen Ernst. Ebenso zeigt der große Charakterdarsteller Alwin Neuß im Metropoltheater, daß die mimische Kunst in der lebenden Photographie einen Bundesgenossen gefunden hat, der das Verständnis für die szenische Abwicklung in weitere Kreise zu tragen vermag. Das zunehmende Interesse, das sich der Film in Künstler- und Literatenkreisen erfreut, ist eine natürliche Folge dieser Erkenntnis.

Weihnachtsgebäck. In den hiesigen Bäckereien werden in der Zeit vom 12. bis 23. Dezember Printen verkauft, und zwar zum Preise von 1 Mark für das Pfund. Für jede Person ist ein halbes Pfund vorgesehen. Der Verkauf erfolgt gegen Abgabe des Abschnittes 135 der neuen Warenkarte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Arndt-Eiche in Eisen. Der 19. Dezember ist der erste Jahrestag der Enthüllung unserer Arndt-Eiche in Eisen. Bis jetzt sind insgesamt 75.000 Mk. eingegangen. Wenn dies immerhin schon ein ansehnlicher Betrag ist, so ist er doch im Hinblick auf die großen und umfangreichen Aufgaben der Kriegswohlfahrtspflege nicht sehr hoch. Der geschäftsführende Ausschuß wendet sich daher im Anzeigenteil in einem Aufruf an die Bürgerschaft und ersucht um weitere Unterstützung. Wir empfehlen den Aufruf warmer Beachtung.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)