Mittwoch, 29. November 1916

      

Viehzählung. Außer der Volkszählung findet am 1. Dezember im Deutschen Reich auch eine Viehzählung statt. Sie erstreckt sich auf Pferde, Rindvieh, Schweine, Ziegen und Federvieh. Die Militärpferde werden nicht gezählt. Die Ergebnisse der Viehzählung dienen lediglich der Zwecken der Staats- und Gemeindeverwaltung und der Förderung wissenschaftlicher und gemeinnütziger Aufgaben, wie Hebung der Viehzucht. Insbesondere soll dadurch ein Einblick in die Fleischmenge gewonnen werden, die durch heimische Viehzucht für die Volksernährung verfügbar werden. Zu anderen Zwecken, insbesondere zu Steuerzwecken, dürfen die Angaben nicht genutzt werden.

Die Lichtspiele im Stern bringen diese Woche zwei Neuheiten: den zweiten Teil der Komödie „Engelein“, Engeleins Hochzeit, mit Asta Nielsen in der Hauptrolle, und das Schauspiel „Marias Sonntagsgewand“, in dem die bekannte Tänzerin Olga Desmond auftritt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Über die Ursache der Kartoffelknappheit äußert sich der Geschäftsbericht des Rheinischen Bauernvereins in sehr interessanten Ausführungen. Das Auftreten dieser Kalamität in den Städten und den Industriezentren gab Gelegenheit, den Ursachen auf die Spur zu gehen. Außer der Streckung des Brotes mit Kartoffeln und den vermehrten Verbrauch von Kartoffelfabrikaten wird auch das völlige Fehlen der sonst in Westdeutschland eine Rolle spielenden Einfuhr als Ursache der Kartoffelnot angesehen. Der Verein hat nach gründlicher Untersuchung den zuständigen Stellen Vorschläge unterbreitet, wie für die Folge diese unerfreulichen Zustände zu vermeiden sind. Für die abermalige Kalamität in diesem Herbst sind neben der Verzögerung der Kartoffelernte durch ungünstiges Wetter und ganz besonders infolge Mangels an ausreichenden Hilfskräften, die verfehlten Maßnahmen im Frühjahr bezüglich Saatkartoffeln verantwortlich gemacht worden. Eine schwere Gefährdung auch der nächstjährigen Kartoffelernte erblickt der Verein in dem vor wenigen Wochen abermals ergangenen Verbot der Lieferung von Saatkartoffeln.

Weihnachtsbescherung der Angestellten. Die in Deutschland seit undenklichen Zeiten eingebürgerte Sitte, zum Weihnachtsfest die Angestellten, insbesondere das Hauspersonal, durch Geschenke zu erfreuen, wird in diesem Jahre, wie uns der „Verband Deutscher Waren- und Kaufhäuser“ schreibt, durch die Einführung der Bezugsscheine für Webwaren sehr erschwert werden. Während in den Friedensjahren die beschenkten Personen durch die Gaben überrascht werden sollten, wird es jetzt notwendig, daß man sich, sofern es sich um Bekleidungsgegenstände handelt, mit dem Beschenkenden in Verbindung setzt, um seine Wünsche zu erfahren. Die zu Beschenkenden müssen sich mit Bezugsscheinen versehen und sie alsdann den Geschenkgebern behändigen, damit diese die Waren rechtzeitig besorgen können. Dadurch wird es vermieden, daß anstelle der sonstigen Gebrauchssachen Gegenstände verschenkt werden, die immerhin als entbehrlich gelten können.

Das Ers.-Bataillon Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 25 zu Coblenz bittet im Interesse der Angehörigen im Felde um Zusendung von Weihnachtsliebesgaben. Die Annahme erfolgt von heute ab auf dem Zahlmeistergeschäftszimmer des Bataillons zu Coblenz-Lützel, neue Trainkaserne, Stabsgebäude, bis einschließlich 15. Dezember 1916. Es können nur Liebesgaben mit allgemein bestimmter Adresse, z. B.: „Für 1. Komp. Res.-Inf.-Regt 25. oder: „10 Mann des Res.-Inf.-Regts 25“ angenommen werden. Alle Sendungen mit persönlicher Adresse kann das Bataillon zur Weiterleitung nicht annehmen. Diese Sendungen sind bei den Postämtern oder bei den nächsten Militärpostannahmestelle aufzugeben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Wissenschaftliche Vorträge. Am Donnerstag Abend findet im Bonner Bürgerverein ein eingeschobener Vortrag über Finnland statt (mit Lichtbildern). Der Redner, Herr Professor Oehquist, ist Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Helsingfors. Als Finnländer kennt er seine Heimat, das Land der 1.000 Seen, besser als irgend ein anderer. Auf Finnland lastet die russische Herrschaft ebenso schwer wie auf Polen oder wie die englische auf Irland. Darum verdient dieses ebenso schöne wie unglückliche Land im jetzigen Kriege unsere innigste Anteilnahme. Näheres ergeben die heutigen Anzeigen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)