Mittwoch, 11. Oktober 1916
Prangs lustige Kölner Bühne im Dreikaisersaal erfreut diese Woche die Freunde eines gesunden Humors mit dem dreiaktigen Militär-Ausstattungsschwank „Der Millionenrekrut“. Der Held des Stückes, Rekrut Anton Rübstiel, dem infolge eines Irrtums eine Millionenerbschaft vorgetäuscht wird, bietet Herrn Th. Prang wieder eine recht dankbare Rolle, er weiß ihr durch Gesichtsausdruck und Haltung sowie durch seinen urwüchsigen Witz so viel Belustigendes zu geben, daß das flotte Spiel oftmals durch die Lachstürme der Zuschauer unterbrochen wird. Auch die übrigen Darsteller sind vortrefflich am Platze und lösen ihre Aufgaben sehr gut.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Gesellschaft für Literatur und Kunst hielt gestern ihre Hauptversammlung ab. Die Veranstaltungen des letzten Winters wurden in ihrem Gesamtergebnis als günstig bezeichnet. Die Mitgliederzahl ist im vergangenen Jahre auf 276 gestiegen. Die Einnahmen betrugen 4509 M., die Ausgaben 4343 M. Drei ausscheidende Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt. Für den kommenden Winter sind mehrere Vortragsabende in Aussicht genommen, und zwar soll an einem Abend die Psyche des bulgarischen Volkes, in einem zweiten Vortrag die türkische Literatur und in einem dritten die bildende Kunst Polens behandelt werden. Außerdem sind noch einige Damen als Vortragende gewonnen. Falls die Anteilnahme an den Veranstaltungen wieder so lebhaft wie bisher sein sollte, ist noch eine Vermehrung der Veranstaltungen in Aussicht genommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wissenschaftliche Vorträge. Morgen beginnen im Bonner Bürgerverein zur althergebrachten Zeit die populärwissenschaftlichen Vorträge unter ihrem neuen Namen „wissenschaftliche Vorträge“. Diese Namensänderung war aus mehrfachen Gründen notwendig geworden und scheint sich rasch eingebürgert zu haben. Der Andrang zu den festen Plätzen war diesmal so stark, wie nie zuvor, sodaß noch einige Stuhlreihen für sie freigegeben werden mußten. Anmeldungen dazu können nur bis Donnerstag mittag berücksichtigt werden. Die Vorträge selbst nehmen mehr oder minder auf die Hoffnungen und Ziele unseres Vaterlandes Bezug und sind Gelehrten und Rednern von Ruf anvertraut. Gleich der morgige Redner, Herr Univ.-Professor Dr. Schwering, ist in beider Hinsicht gleichmäßig rühmlichst bekannt und dürfte auch mit seinem Thema „Der Vaterlandsgedanke in den Dichtungen unserer Klassiker“ Anklang finden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)