Donnerstag, 31. August 1916
„Schnaps oder Brot in diesen Kriegszeiten?“ Man schreibt uns: Die jetzt wohl nicht mehr anzuzweifelnde Nachricht, daß fortan das Brotgetreide nicht weiter zur Herstellung von Trinkbranntwein verwendet werden soll, bringt in Erinnerung, daß die hierauf gerichteten Bestrebungen und ein planmäßiges Vorgehen in unserer Stadt schon sehr früh, vielleicht zuerst in Deutschland, hervorgetreten sind. Im ersten Kriegsmonate wurde, wie manchem Leser noch erinnerlich sein wird, vom hiesigen Bezirksverein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, dem sich die Bonner Soziale Wohlfahrts-Vereinigung angeschlossen hatte, eine Flugschrift „Schnaps oder Brot in Kriegszeiten?“ in vielen Tausend Stück in Bonn verbreitet. Auf einem Anfang August 1914 von Professor Kamp veröffentlichten Aufsatz fußend, hat jenes Flugblatt die überaus wichtige Frage nach der Verwendung des Brotkorns gestellt, auch nach auswärts hin; denn das im Verlage von Carl Georgi erschienene Flugblatt nahm, dank dem Eintreten vor allem von Behörden und großindustriellen Arbeitgebern, den Weg auch in die Ferne, wo es dann mit zweckverwandten Kundgebungen anderen Ursprungs zusammenwirkte und heute jene freudigst zu begrüßende Entscheidung mit herbeigeführt hat. Wie einleuchtend und selbstverständlich diese Entscheidung in Kriegszeiten und sogar im Frieden auch erscheinen mag, so war sie doch keineswegs leicht zu erwirken und hatte starke Widerstände zu überwinden. Einer ihrer wirksamsten Fürsprecher ist wohl der Umstand gewesen, daß dem Schnaps im öffentlichen Ausschank in der auch wärmenden, nie aber schädigenden, nie Körper und Geist vergiftenden Milch unter normalen Verhältnissen ein vollgütiger Ersatz geboten werden konnte gemäß der Kampschen, bereits zum geflügelten Wort gewordenen Losung „Trank gegen Trunk!“, dessen sprechendsten überzeugenden Beweis unsere Bonner Milchhäuschen, die „Milchbüdchen“ im Volksmund, erbracht haben. Im gleichen Sinne besserer Volksernährung und erstarkender Körperkraft zu der Friedensarbeit, aber auch zum tiefernsten, schicksalentscheidenden Waffenkampf wirkt, wiederum von Bonn ausgehend, die „Zeitschrift für Volksernährung“ (Verlag Georgi), zu deren Herausgabe sich als zweiter Mitstreiter Dr. Heinz Neu, zurzeit als Feldarzt tätig, gesellt hat und die aus gemeinsamer Arbeit ihren Freundeskreis seit dem Kriegsausbruch mehr als verzehnfachen konnte.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Mastfutter für Schweine. Die Stadt Bonn gibt an die in Bonn wohnenden Landwirte und Schweinezüchter Mastfutter ab, wenn sie sich verpflichten, der Stadt Bonn Schweine im Lebendgewicht von 223 Pfund in den Monaten September bis einschließlich Dezember d. J. gegen Zahlung der Höchstpreise zu liefern. Mäster, die sich zur Abgabe von einem Schwein verpflichten, können in einem Jahre für je vier Personen ein Schwein zum eigenen Verbrauch schlachten. Näheres ist aus einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes zu ersehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Einbruch. Am Münsterhause an der Sürst wurde in der vergangenen Nacht eine Spiegelscheibe zertrümmert und aus dem Schaufenster eine Anzahl Toilettenartikel entwendet.
Ohne Bezugsschein. Wie so oft, bekundeten Einbrecher in der vergangenen Nacht bei einem Einbruch in ein Herren-Konfektionsgeschäft am Münsterplatz einen gewissen Humor. Sie suchten sich das Schaufenster aus, in dem das Schild angebracht war: „Ohne Bezugsschein zu haben“, schlugen die Spiegelscheibe ein und entwendeten einige Anzüge. Das Schild: „Ohne Bezugsschein zu haben“ befestigten sie dann an dem leeren Ständer.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)