Dienstag, 11. Juli 1916
Zum Tode des Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe. Die Leiche des Prinzen Adolf ist gestern eingesargt und von Godesberg in das hiesige Palais gebracht worden. Mittwoch vormittag 11 Uhr findet im Palais eine kurze Trauerfeier und im Anschluß daran die Ueberführung zum Bahnhof statt. In Bückeburg wird die Leiche noch an demselben Abend bei Fackelbeleuchtung in die neue Fürstengruft gebracht. Donnerstag mittag findet dort noch eine größere Trauerfeier statt, alsdann erfolgt die Beisetzung. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die echten und falschen Wandervögel. Man schreibt uns: „Dem so überschriebenen Artikel im Bonner Generalanz. Vom 7.7.16 kann, soweit dies das Verhalten der „Pseudo“-Wandervögel betrifft, nur zugestimmt werden. Jedoch durfte der Einsender nicht vergessen, daß auch minderbemittelte Bürger den Reiz und die Schönheiten der Natur kennen und schätzen gelernt haben und sich veranlaßt sahen, sich zu kleinen Wandervereinigungen zusammenzuschließen. Welche Gründe bei diesen Vereinen vorliegen, um den organisierten Wandervogelbünden nicht beizutreten, soll hier nicht erörtert werden. Aber das Recht einer jeden Wandervereinigung muß dennoch gewahrt bleiben, und es ist nicht angebracht, auch den nicht-„organisierten“ Vereinen einen ungerechtfertigten Vorwurf zu machen.“
Die Bonner Kriegsküchen. Von geschätzter Seite wird uns geschrieben: In den Bonner Kriegsküchen werden zur Streckung der Kartoffeln, die ja nur noch in knappen Mengen zur Verfügung stehen, Kartoffelschnitzeln mit verwendet. Sie sind im rohen Zustand ungeschält getrocknet. Nach mehrmaligem Waschen und Abbrühen wohlschmeckend und rein, aber die kleinen Schaleteilchen an den oberen Enden der Schnitzel sind manchen Gästen anstößig gewesen. Sie lassen sich unmöglich aus der Suppe entfernen. Es verhält sich damit also nicht anders wie mit ungeschälten Birnen im Dörrobst, an die wir doch alle gewöhnt sind. Daher liegt kein Grund vor, sich über das Essen und seine Zubereitung zu beklagen, wie das hie und da geschehen ist, vielmehr sind die verwendeten Stoffe durchweg gut und ihre Zubereitung geschieht mit der größten Sorgfalt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schonung der Lindenbäume. Es dürfte sich empfehlen, daß die Stadt jemand beauftragt, ein wenig aufzupassen, wenn die Lindenblüten von den Kindern von den Bäumen gepflückt werden. Gerade meinem Fenster gegenüber – Am Hof – habe ich diese schönen Bäume stehen. Nun klettern oft 20 Jungen auf den Bäumen herum. Wenn sie nur die Blüten pflückten, ginge das ja an, aber sie reißen die Aeste mit herab. Wenn das so weitergeht, stehen bald nur noch die Baumstämme dort. Frl. Sch.
Teurer Lindenblütentee. Unsere städtische Gartenbau-Verwaltung erteilt auf Antrag die Erlaubnis, von den Lindenbäumen der öffentlichen Anlagen die Blüten abzunehmen, eine Erlaubnis, wovon unsere Schuljugend recht reichlichen Gebrauch macht. In den letzten Tagen konnte man im Hofgarten, auf dem Münsterplatz usw. viele Jungens beobachten, die die Lindenblüten dort säckeweise abschleppten. Leider ist es dabei unvermeidlich, daß die Bäume beschädigt werden. Da den Jungen keine Leitern zur Verfügung stehen, springen sie von der Erde aus nach den Aesten, reißen diese herunter und bemächtigen sich auf diese Weise der Blüten. Durch dieses Vorgehen sind verschiedene Lindenbäume naturgemäß bereits stark beschädigt worden. Es empfiehlt sich daher, der Gartenbauverwaltung anheimzugeben, in der Erlaubniserteilung recht sparsam vorzugehen, damit die jung angepflanzten Lindenbäume des Münsterplatzes usw. nicht gänzlich ruiniert werden. Vor allem aber sollte die Abnahme der Lindenblüten nicht ohne Aufsicht erwachsener Personen geschehen. Ein Steuerzahler.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Soldatenheim. Trotz des schönsten Sommerwetters war der große Saal im Gesellenhause am letzten Sonntag dich von Feldgrauen besetzt. Allerdings kündigte das Tagesprogramm auch einen sehr unterhaltenden Nachmittag an, nämlich drei Theaterstückchen ernsten und heiteren Inhalts, welche von der Bonner Bühnengesellschaft gegeben wurden. Die Mitglieder dieser durch den Krieg ebenfalls sehr in Mitleidenschaft gezogenen Gesellschaft, Frau Kleinherr und die Herren Kleinherr, Küpper, Buchholz, Pinsdorf und Schnitzler machten ihre Sache recht gut und erzielten durch ihr tadelloses Spiel und ihre gute Mimik reichen Erfolg. Ebenso wohlgelungen waren die Rezitationen der Frau Kleinherr und des Herrn Schnitzler. In den Pausen zwischen den einzelnen Aufführungen warteten die Geschwister Lommerzheim mit einigen hübschen Einlagen für Klavier und Gesang auf und ernteten damit vielen Beifall – Das Soldatenheim ist – das zeigt der starke, immer mehr zunehmende Besuch – eine Notwendigkeit geworden für unsere Feldgrauen, die sich die Woche über schon sehnen nach dieser angenehmen und abwechslungsreichen Unterhaltung, die ihnen hier geboten wird. Wer einmal im Soldatenheim war, kehrt immer wieder.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)