Montag, 3. Juni 1916

   

Kriegsküchen. Unsere erste Kriegsküche am Fuhrpark hat ihre Probewoche hinter sich. Die Frau Köchin und alle, die mit ihr tätig waren, dürfen mit dem Erfolg durchaus zufrieden sein. Es hat vorzüglich geschmeckt! In der ersten Woche hatte die Küche durchschnittlich 1000 Gäste täglich. Man durfte annehmen, daß diejenigen, die aus der Mitte der Altstadt und aus Poppelsdorf kamen, wegen der Einrichtung weiterer Küchen in der Sandkaule und in Poppelsdorf abwandern und dadurch die Zahl der Gäste im Fuhrpark herabsetzen würden. Aber nach Poppelsdorf und zur Sandkaule sind viele abgegangen, und doch hat sich bei der Kartenausgabe am Fuhrpark am Samstag die Zahl der Bezieher von 1000 auf 1200 gesteigert. Ein Beweis, daß die Einrichtung ein Bedürfnis war, daß die erste Küche ihre Probe gut bestanden und daß es allen gut gemundet hat. Möge die Gemeinschaftsspeisung zur Befriedigung der Gäste und zum Segen unserer Stadt sich in der begonnenen Art weiter ausbauen!

Zur Beschlagnahme aller Kartoffeln im Stadtbezirke Bonn macht der Oberbürgermeister noch bekannt, daß alle Vorräte von alten und neuen Kartoffeln, den den eigenen notwendigen Bedarf bis zum 15. August übersteigen, abgeliefert werden müssen.

Palasttheater. In der Meckenheimer Straße ist jetzt die Rheinische Lustspielgesellschaft eingezogen und erfreut ein nach anderer Kost verlangendes Publikum durch kräftige Possen. Am Eröffnungsabend gab es gleich zwei von der bewährten Sorte: „Papas Schwiegersohn“, eine Burleske, durch die man von den Verwicklungen erfährt, die entstehen, wenn einer seines eigenen Vaters Schwiegerpapa oder umgekehrt seines Sohnes Schwiegersohn wird. Werden soll ; denn am Schluß findet sich doch jung zu jung und alt notgedrungen zu alt. Im zweiten Schwank, dem „Möblierten Herrn“, begeht eine Zimmervermieterin die Unklugheit, ihr an eine Bardame vermietetes Zimmer für die Nacht nochmals an einen Pantoffelhelden zu vermieten; Voraussetzung: die Bardame hat ja doch Nachtdienst. Konflikt: sie hat ausnahmsweise keinen Nachtdienst, hingegen einen eifersüchtigen Verehrer, ebenso wie der Pantoffelheld und zeitgemäße Margarinefabrikant eine eifersüchtige Gattin. Die hieraus entstehenden Verwicklungen seien der Einbildungskraft des einzelnen überlassen; genug, daß sich am Ende alles in Wohlgefallen und drei glückliche Paare auflöst. (...)

Die freiwillige Jugendwehr von Hamborn hat Samstag und gestern Bonn und Umgebung besucht. Die jungen Leute kamen in sehr großer Anzahl Samstag nachmittag mit der Eisenbahn in Bonn an. Mit einer eigenen Musikkapelle an der Spitze und mehreren Trommler- und Pfeifertrupps im Zuge zogen sie nach dem Kaiserplatz, wo ein Parademarsch gemacht wurde, auf den Alten Zoll zu einer vaterländischen Kundgebung und weiter zur Artilleriekaserne, wo sie verpflegt und einquartiert wurden. Gestern früh 5 Uhr ging es zum Gottesdienst in die Münsterkirche und dann über den Venusberg nach Godesberg. Die Jugendwehr kehrte auf einem Schiff nach Bonn zurück, wurde in der Kaserne wieder gespeist und kehrte gegen Abend mit der Bahn heim.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

        

Anweisung zur Behandlung der Wäsche im Kriege. Da in den gegenwärtigen Zeitverhältnissen die Seife immer schwieriger zu haben ist und immer teurer wird, empfiehlt es sich, an Seife zu sparen und dafür andere Waschmittel zu benützen. Als ein solches Waschmittel kommt vor allem Soda in Betracht. Bei ausschließlicher Verwendung derselben wird aber erfahrungsgemäß die Wäsche gelb. Um dieses zu vermeiden, verwendet man gleichzeitig bleichend wirkende Substanzen. Hierzu eignet sich Natriumperoxyd und Natriumperborat. Ersteres verlangt bei seiner Verwendung etwas mehr Vorsicht als letzteres, ist aber ausgiebiger. Für die Verwendung von Soda und Natriumperoxyd als Waschmittel kann folgendes Rezept dienen: Die Wäsche wird in Wasser eingeweicht, dem zur Enthärtung einige Gramm Soda zugesetzt worden sind. Nach genügendem Einweichen wird sie mit etwas Seife durchgebürstet und alsdann gekocht. Zum Kochen verwendet man eine Brühe, die man durch Auflösen von 50 Gramm Kristallsoda oder 20 Gramm kalzinierter Soda, sowie von 40 Gramm Natriumperoxyd in 50 Liter Wasser (das ist etwa die für einen Waschkessel notwendige Menge) erhält. Nach mindestens einhalbstündigem Kochen wird die Wäsche gerieben und in das Wasser gebracht. Sie wird dadurch nicht nur sauber, sondern auch blendend weiß, und man hat dabei mindestens 2 Drittel an Seife gespart. Natriumperoxyd ist in größeren Drogenhandlungen zu haben, und diese geben auch Anweisung über die bei seiner Anwendung zu beachtenden Vorsichtsmaßregeln.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Die Bonner Fleischer-Innung ersucht die Bürgerschaft, die Eintragung in die Kundenlisten bis Dienstagabend vornehmen zu lassen, da bei späterer Eintragung nicht auf eine Fleischzuteilung für diese Woche gerechnet werden kann. Der Verkauf von Speck, Fett, Schmalz und Dauerwurst findet Mittwochs, von frischem Fleisch u. frischer Kochwurst Samstags statt. An den übrigen Wochentagen bleiben die Fleischerläden geschlossen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)