Donnerstag, 8. Juni 1916

    

Keine Freigabe der Käseeinfuhr. Wie die Zentral-Einkaufsgesellschaft mitteilt, entspricht die Meldung, wonach die Käseeinfuhr aus Holland und Dänemark für den Handel freigegeben werden solle, in keiner Weise der Wahrheit. Die Zentralisierung der Käseeinfuhr aus diesen Ländern bei der Zentral-Einkaufsgesellschaft bleibt unverändert in Kraft.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Kino-Theater. In den Bonner Lichtspielen findet sich im Spielplan die Gelegenheit, eine herrliche Dampferfahrt zwischen Linz und Budapest mitzumachen, die dem Beschauer die Schönheiten der Donau und ihrer Uferlandschaften dartut. Im Metropol-Theater sind die Naturaufnahmen ostdeutscher Burgen hervorzuheben, die eindrucksvolle Bilder von dem zu Beginn des Krieges schwer bedrängtem Teile unseres Vaterlandes bieten.

Die Regelung des Eierverkaufs. Gestern herrschte vor den Eiergeschäften wieder ein überaus starkes Gedränge, das von 2 Uhr bis abends zu beobachten war. Wie uns von verlässlicher Seite mitgeteilt wird, ereignete sich hierbei folgender charakteristischer Vorgang, der dartut, daß behördlicherseits eine Neuordnung der Verkaufsweise erforderlich ist. Eine Hausfrau sandte ihr Mädchen um 2 Uhr zum Eiereinkauf. Dasselbe stand bis 5 ½ Uhr vor dem Eiergeschäft. Plötzlich ordnete der stationierte Polizeibeamte an, daß wegen des ungebührlichen Betragens einzelner Frauen die Zuletztstehenden zuerst in den Laden eingelassen werden sollten, sodaß die Frauen und Mädchen, die bereits seit über drei Stunden gewartet hatten, nach der Anzahl der vorhandenen Kauflustigen noch einmal 2 –3 Stunden hätten warten müssen, bis sie an die Reihe gekommen wären. Das Mädchen kehrte gegen 6 Uhr von seinem Standort in den Haushalt zurück, ohne Eier mitgebracht zu haben. Noch schlimmer als in diesem Falle wirkt ein solcher Vorgang in solchen Familien, in welchen die Frau selbst die Einkäufe besorgen muß und wegen einiger Eier stundenlang ihrem Haushalt und ihrer Familie fernbleiben muß. Es ist ganz zweifellos, daß solche Zustände nicht andauern dürfen.

Die Einführung bierloser Tage ist, wie das Berl.Tagebl. hört, von der Reichsregierung in Aussicht genommen worden. Wenigstens wurde über den Plan in der letzten Versammlung des Vereins Dresdener Gastwirte nähere Mitteilung gemacht. Gleichzeitig wurde aber der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß man dieser „Katastrophe“ für die Trinker dadurch vorbeugen kann, daß ein beschränkter Ausschank und eine weitere Verkürzung der Polizeistunde eintritt. Indessen werden alle Freunde eines guten Tropfens damit zu rechnen haben, daß auch das Bier kontingentiert wird. Die Dresdener Gastwirte machten auf die große Schädigung ihres Gewerbes aufmerksam und gaben der Hoffnung Ausdruck, daß die bierlosen Tage noch vermieden werden können.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Der stellvertretende kommandierende General des 8. Armeekorps, General der Infanterie von Ploetz, ist gestern in Bonn angekommen und im Königshof abgestiegen.

Eine Bekanntmachung über Höchstpreise von Soda ist im Anzeigenteil dieser Nummer veröffentlicht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)