Freitag, 19. Mai 1916

      

Anlage von Gasleitungen. Da Spiritus für Leucht- und Kochzwecke nicht mehr abgegeben wird, ist es für jeden, der noch kein Gas hat, empfehlenswert, den Gasanschluß so frühzeitig wie möglich beim Gaswerk zu beantragen; denn bei der beschränkten Zahl von Arbeitskräften ist es nötig, diese Arbeiten zur Herstellung der Gasanschlüsse über die ganze Sommerszeit zu verteilen. Das Gaslicht ist das billigste Licht, das Kochen auf Gas ist reinlich, einfach und sparsam.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Mai 1916Einführung der Fleischkarte in Bonn. Auch die Stadt Bonn führt zur Durchführung der Fleischversorgung der Bürgerschaft die Fleischkarte ein. Die Ausgabe findet in derselben Weise statt, wie diejenige der Zuckerkarten, und zwar am Sonntag, 21. d. M., vormittags von 8 ½ - 12 ½ und nachmittags von 3 – 6 Uhr. Die Ausgabestellen sind dieselben wie bei der Ausgabe der Zuckerkarten nur mit Ausnahme des Katholischen Vereinshauses, dessen Saal nicht zur Verfügung steht. Für die hier in Frage kommenden Bezirke erfolgt die Ausgabe der Karten im Gasthofe von Herrn Leo Heister, Sandkaule 15. In der heutigen Bekanntmachung sind die Ausgabestellen genau bezeichnet. Wer also eine Fleischkarte haben will, der gehe mit seinem Brotbuch rechtzeitig in die für seinen Brotbuchbezirk bestimmte Ausgabestelle. Erwünscht wäre es der städtischen Verwaltung und es liegt auch in eigenstem Interesse der Brotbuchinhaber, daß sie nicht alle am Vormittage, sondern auch am Nachmittag kommen. Die Ausgabe findet des Sonntags statt, da nur dann der Stadt Bonn für diesen Zweck genügendes Beamtenpersonal zur Verfügung steht. Es ist bis jetzt bei derartigen Gelegenheiten die Erfahrung gemacht worden, daß vormittags zeitweilig großer Andrang herrschte, während nachmittags fast alle Ausgabestellen leer waren.
   Wer am Sonntag seine Fleischkarte nicht abholt, kann sie erst vom 25. Mai d. J. ab beim städtischen Mehlamte erhalten.
   Bei der Fleischversorgung der Bürgerschaft tritt in der Stadt Bonn zum ersten Male eine Regelung ein, die einmal den unliebsamen Andrang vor den Geschäften verhindern soll und das anderemal es auch ermöglichen soll, daß die vorhandenen Fleischvorräte so verteilt werden, daß möglichst Jeder ohne Unterschied ob arm oder reich die für ihn festgesetzte Fleischmenge erhalten kann.
   Die Fleischkarte sieht wie die Zuckerkarte 3 Abschnitte vor. Für jeden Kopf der Bevölkerung beträgt die wöchentliche Verbrauchsmenge an Fleisch oder Fleischwaren 250 Gramm, dieses macht auf 10 Tage umgerechnet eine Verbrauchsmenge von 360 Gramm aus. Zum erstenmal werden die Fleischkarten für das letzte Drittel des Monats Mai (22. – 31. Mai) und für den ganzen Monat Juni ausgegeben. Die Fleischkarten sind wiederum in kleine Abschnitte eingeteilt, damit die ganze zustehende Menge nicht auf einmal entnommen werden muß. Sie sehen je 2 Karten für ein Gewicht von 100 Gramm, 50 Gramm und 30 Gramm vor.
   Die Kontrolle des Fleischverbrauchs erstreckt sich nicht nur auf Metzgereien und Fleischwarengeschäfte, sondern auch auf Gast- und Speisewirtschaften, Fremdenheime, Volksküchen und Kantinen. Ohne Fleischkarte darf also vom 22. ds. Mts. ab auch in den bezeichneten Betrieben an niemand mehr Fleisch oder Fleischwaren ohne Karte abgegeben werden. Als Fleisch gilt das Fleisch von Rindern, Kälbern, Schafen, Schweinen und Ziegen, auch Wild; als Fleischwaren gelten Fleischkonserven, Räucherwaren, von Fleisch, Würste aller Art, sowie Speck.
Alle Hausstände, die im Besitze einer Fleischkarte sind, müssen sich nun an ein Metzgergeschäft wenden und sich dort als Kunden anmelden. Sie werden dann in eine Kundenliste eingetragen und müssen die Menge angeben, die sie an Fleisch abzunehmen gedenken. Die Inhaber der Metzgereien kennzeichnen durch Aufdruck ihres Firmenstempels auf die Stammkarte, daß sie die Betreffenden als Kunden angenommen haben. Der Inhaber der Fleischkarten ist dann gehalten, einen Monat lang seinen Fleischbedarf bei dem Metzgergeschäft, bei dem er als Kunde angemeldet ist, zu decken. Die Fleischkonserven und Fleischdauerwaren dürfen außerdem noch, aber auch nur gegen Fleischkarte, in anderen Geschäften gekauft werden.
   Wenn die vorgesehene Fleischverbrauchsmenge auch wenig ist, so muß der Bürger sich auch hier der gebotenen Einschränkung willig fügen. Gilt doch ebensogut an der Front wie auch hinter der Front der Ausspruch: „Wir müssen durchhalten.“ Wir können uns der zuversichtlichen Hoffnung hingeben, daß auch wieder bessere Zeiten kommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 18. Mai. Einen erfreulichen Aufschwung nimmt die hiesige Jugendwehr unter der Leitung des Herrn Oberlehrer Endemann. Bei der Uebernahme der Wehr durch Herrn Endemann im verflossenen Sommer schmolz die anfängliche Zahl von 60, als die Anforderungen wuchsen, sogar auf 28 herab. Trotzdem verlor der Führer den Mut nicht. Die Kompagnie wuchs und zählt heute bereits 80 junge Teilnehmer. Die Gemeinde Godesberg unterstützte diese patriotische Strömung mit einer Beihilfe von 500 Mark zur Uniformierung der Jugendwehr. Unter Hinzurechnung der 190 Mann starken Jugendwehr des Pädagogiums zählt nunmehr die Gesamtjugendwehr Godesbergs 270 Mann und ist mithin eine Kompagnie in voller Kriegsstärke. Die aufopferungsfreudigen Leistungen ihres Kompagnieführers Endemann würdigte Herr Kaplan Schopen, der sich immer aufs wärmste für die gute Sache gemüht hat, am verflossenen Mittwoch in einer markanten Ansprache an die versammelte Jugendwehr, die das Gelöbnis einer weiteren treuen Pflichterfüllung mit einem Hoch auf ihren Führer besiegelte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

     

Arndt-Eiche in Eisen. Ernst Moritz Arndt wendet sich in einem Aufrufe an seine lieben Mitbürger und betont darin: Heute sind 5 Monate verflossen, seit auf dem Münsterplatz die Arndt-Eiche in Eisen errichtet worden ist. Stadtverwaltung und Stadtvertretung, unsere Feldgrauen von jeder Waffe und Rang, Universität und Handwerk, Handelskammer und Industrie, höhere Schulen und Volksschulen, die Bürgerschaft in vielen Vereinen und Gesellschaften, alle haben einmütig ihre Gaben gespendet, um das Bonner Kriegswahrzeichen zu schmücken und die Not der Witwen und Waisen von Bonner Kriegern lindern zu helfen. Ueber 62.000 Mark sind in diesen 5 Monaten eingegangen, und herzlicher Danke sei allen ausgesprochen, die ihre Spende dargebracht haben. Eine schöne eiserne Zier umfaßt bereits die Eiche, doch noch manche Stellen harren der Umkleidung und der Stifter. Wohlauf, Ihr Bonner Bürger, die Ihr bisher noch nicht Euren Namen an der Arndt-Eiche verewigt habt, und Ihr Studenten, die Ihr in diesem Semester zur Alma Mater gezogen, kommt und bringt Eure Gabe dar! Im Blumenschmuck und Sonnenschein liegt Rheinlands Flur und unsere schöne Stadt Bonn mit ihrer herrlichen Umgebung da, geschützt und geschirmt durch den eisernen Wall unserer Krieger. Für sie und ihre Hinterbliebenen dankbar und reichlich zu spenden, ist Ehrensache und heilige Pflicht. Nunmehr ist es an den Bürgern, ihrerseits eifrig dem Aufrufe Folge zu leisten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)