Freitag, 7. April 1916
Die Konfirmationen in der evangelischen Gemeinde Bonn finden an den beiden nächsten Sonntagen, 9. und 16. April, statt. Am übermorgigen Sonntag werden in der Kirche am Kaiserplatz durch Herrn Pfarrer Lorenz 65 Kinder aus dem 4. Pfarrbezirk, 33 Knaben und 32 Mädchen, eingesegnet, ferner in der Schloßkirche durch Herrn Pfarrer Strauß 56 Kinder des 5. Pfarrbezirks, 34 Knaben und 22 Mädchen. Für die anderen drei Pfarrbezirke finden die Konfirmationen am Palmsonntag statt.
Die Osterferien der Schulen beginnen am heutigen Freitag nach dem Vormittagsunterricht. Sie dauern bis Dienstag nach Ostern, am Mittwoch nach Ostern, 26. April, beginnt der Unterricht wieder.
Eine Eingabe gegen die neue Frauenmode haben die Kölner Nationale Frauengemeinschaft und 85 ihr angeschlossene Frauenvereine an den Gouverneur der Festung Köln gerichtet. Der Gouverneur wird um ein Verbot gebeten, das sich insbesondere auf die kurzen, weiten Röcke, die hohen Stiefel, die hohen Absätze und die Reifröcke bezieht. In der Eingabe wird es als ein vollständigen Mangel an vaterländischer Gesinnung und als eine Schmach für die deutschen Frauen bezeichnet, daß viele in einer Kleidung einhergehen, die durch ihre auffallende leichtfertige Art der ernsten Stimmung Hohn spricht, die unser Volk beherrscht in einer Zeit, wo vielfache Not und schweres persönliches Leid des einzelnen das Mitempfinden aller wachrufen sollte. Mehr als je zuvor wirke der übermäßige Kleiderluxus, die herausfordernde Wichtigkeit, d ie der einzelne sich dadurch beizulegen sucht, verletzend auf diejenigen, die in Not geraten sind. Es sei zudem im höchsten Maße unwürdig, daß die deutsche Frau eine Mode befolgt, die teilweise aus dem feindlichen Ausland stammt. Die neue Mode verstoße außerdem gegen das Gebot der Sparsamkeit, sie verschwende Kleiderstoffe, Leder und mittelbar Seife.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die deutsche Sommerzeit. Der Bundesrat hat gestern beschlossen, daß in der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. September 1916 an Stelle der mitteleuropäischen Zeit, die in Deutschland durch das Reichsgesetz vom 12. März 1893 eingeführt ist, als gesetzliche Zeit die mittlere Sonnenzeit des 30. Längengrades östlich von Greenwich gelten soll. Das bedeutet, daß die Uhren für diese Zeitspanne um eine Stunde vorzustellen sind. Demgemäß wird der 1. Mai 1916 bereits am 30. April 1916 nachmittags 11 Uhr beginnen, der 30. September 1916 aber um eine Stunde verlängert werden, damit am 1. Oktober 1916 die mitteleuropäische Zeit wieder in Kraft treten kann. (WTB)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ausstellung von Arbeiten Verwundeter. Im Geschäft Martinsplatz 6 stellen die Verwundeten der Bonner und Beueler Lazarette wieder die Arbeiten aus, die sie in den Mußestunden ihrer Genesungszeit angefertigt haben. Auch diesmal ist man wieder wie bei den früheren Ausstellungen erstaunt über den liebevollen Fleiß, die unermüdliche Geduld und die große Geschicklichkeit mit denen die Arbeiten angefertigt worden sind. Die Holzschnitzerarbeiten, mit denen fast alle Lazarette vertreten sind, nehmen den breitesten Raum ein. Nicht nur nützliche, sondern auch prächtige Schmuckstücke sind darunter ausgestellt. Die in Einlegearbeit ausgeführten Bilder sind in schöner und geschmackvoller Ausführung selbst aus der Augenklinik hervorgegangen. Die vielen Zeichnungen, Schattenrisse und einige Oelmalereien verraten eine große Sorgfalt. Mehrere geknüpfte Teppiche sowie eine Anzahl Stücke der Rohr- und Bastflechterei zeigen eine große Kunstfertigkeit. Sehr sauber gehalten sind die Bucheinbände, die auch dem neuzeitlichen Geschmack entsprechen. Der Besucher der Ausstellung entdeckt auf allen Tischen die mannigfachen Sachen, die das Auge erfreuen und ihren Zweck zu erfüllen geeignet sind. Sowohl den ausstellenden Verwundeten wie auch den Damen, die sich um den Zeitvertreib unserer Lazarettbewohner so große Mühe geben, darf man daher einen guten, auch geldlichen Erfolg der Ausstellung wünschen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)