Dienstag, 4. April 1916
Provinzialmuseum. Der Besuch des Provinzialmuseums war in dem soeben abgelaufenen Verwaltungsjahr trotz des Krieges sehr rege; er bezifferte sich im ganzen auf rund 5200 Personen. Erfreulicherweise machten die Soldaten der hiesigen Garnison und die Verwundeten der hiesigen Lazarette von der ihnen gewährten Vergünstigung des freien Eintritts auch in den sonst nicht unentgeltlichen Besuchsstunden starken Gebrauch. Für die Benutzer des illustrierten Museums-Führers, der jetzt in zwei Bänden vorliegt, ist eine sehr bequeme Einrichtung im Museum getroffen worden: in sämtlichen Schränken und an den wichtigsten Denkmälern und Denkmälergruppen sind Schildchen mit einem Hinweis auf die Seitenzahl des Führers angebracht, so daß langes Suchen, welches sonst so oft die Benutzung der gedruckten Führer in den Museen erschwert, überflüssig ist.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Schiefertafel kommt wieder zu Ehren. Um der Papierverschwendung in den Schülerheften vorzubeugen, hat der Unterrichtsminister v. Trott zu Solz unter dem 18. März eine Verfügung erlassen, die einem alten Uebelstande, unter dem kinderreiche Familien oft gelitten haben den Garaus macht. In der Verfügung heißt es: „Es ist vor allem darauf zu halten, daß die Schüler und Schülerinnen nur soviel Hefte führen, als für den Unterrichtszweck unumgänglich notwendig ist, und daß sie ferner die Hefte voll ausnutzen, also bei den schriftlichen Darstellungen jede Raumverschwendung vermeiden und die Hefte auch regelmäßig aufbrauchen. Die Forderung, daß die Hefte noch mit besonderen Umschlägen zu versehen sind, ist schon in gewöhnlichen Verhältnissen nicht durchweg berechtigt, kann aber jedenfalls während des Krieges nicht beibehalten werden. In geeigneten Klassen und Fächern ist statt der Hefte in möglichst weitem Umfange die Schiefertafel zu benutzen.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Automaten-Dieb. Vor einigen Tagen wurde einem Soldaten auf der Straße Automaten-Schokolade und Bonbons zum Kaufen angeboten. Der Soldat schöpfte Verdacht, weil der Preis 4 Stück zu 25 Pfg. zu niedrig war, daß der Junge auf unehrliche Weise in den Besitz derselben gekommen sei. Am folgenden Tage bemerkte der Soldat den Jungen, wie er sich an einem Automaten auf der Bornheimerstr. zu schaffen machte. Zur Rede gestellt, lief der Junge nach der Franzstr. zu eiligst davon. Auf Ersuchen des Soldaten stellte die Automaten-Besitzerin (eine Wirtin) durch Nachsehen fest, daß der Automat durch Nachschlüssel geöffnet und eines großen Teiles des Inhalts beraubt worden war. Jetzt hatte die Wirtin auch eine Erklärung dafür, warum in letzter Zeit so häufig die oberen Behälter leer wurden, und trotzdem kein Geld in der Automatenkasse war. Allein in der letzten Woche war für 10,80 Mk. gestohlen worden. Es wäre zu wünschen, daß der jugendliche Dieb, der trotz des warmen Wetters ein langes Capes trug, ermittelt würde, damit andere vor Schaden bewahrt bleiben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)