Montag, 3. April 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. April 1916Bismarck-Gedenkfeier.
Nachdem im vorigen Jahre Bismarcks 100. Geburtstag wie im ganzen Deutschen Reiche, so auch im bismarcktreuen Bonn in großen und denkwürdigen Kundgebungen gefeiert worden war, vereinigte sich heuer wieder eine Anzahl von Vereinen, um den Bismarck-Gedenktag wür­dig zu begehen. Wohl aus der Erwägung heraus, daß gerade unsere Ge­genwart mit ihren großen und schweren vaterländischen Aufgaben immer und immer wie­der auf die starke Per­sönlichkeit Bismarcks hingewiesen werden müsse, hatten sich der Alldeutsche Verband, der Sprachverein, der Flottenverein, die Kolonialgesellschaft und ihr Frauenbund sowie der Libera­le Bürgerverein und andere Vereinigungen im Festsaal der Lese zu einer Bismarckfeier zusam­mengefunden. Ein Musikvortrag der von Herrn Kapell­meister John geleiteten Bonner Land­sturmkapelle eröffnete wirkungsvoll die Feier. Darauf begrüßte Herr Dr. Günther, der Vorsitzen­de der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes, die stattliche Versammlung. Er betonte, es entspreche dem deutschen Empfinden, daß der Geburtstag Bismarcks festlich begangen und damit vom Alltag des Lebens getrennt werde, und zählte dann die hervorragendsten Eigen­schaften Bismarcks auf, an dem sich das deutsche Volk in allen Zeiten aufrichten könne. Jeder Deutsche ehre sich selbst am meisten dadurch daß er seinen Bismarck in Ehren halte. Unter Musikdirektor Joseph Wert­hs vorzüglicher Leitung sang ein Soldatenchor aus Godesberg das Lied „Heil Kaiser Dir“, in dem vor allem das in jeder Strophe wiederkehrende „Wir Deutsche fürchten Gott und stehn für unsern Kaiser“ von starker Wirkung war. Turninspektor Schröder knüpfte in sei­nem Kaiserspruch an den vor 50 Jahren geschlossenen Frieden von Nicolsburg an, der, ein Meisterstück Bismarckscher Staatskunst, auch die Grundlage für unser enges Bündnis mit Oesterreich-Ungarn im gegenwärtigen Riesenkampfe sei. In diesem Kampfe sei das deutsche Volksbewußtsein neu gestärkt worden. Das deutsche Volk wolle sich wehren, in Zukunft noch mehr als bisher, bis zum endgültigen Siege über alle seine Feinde. Dem tap­feren und siegreichen Führer unserer Heere, dem Kaiser, gehöre mehr wie je die Liebe des deut­schen Volkes, das besonders am Bismarcktage sein Treuegelöbnis zu Kaiser und Reich freudig aufs neue bekunde. Dem von dem Redner ausgebrachten und von der Ver­sammlung begeis­tert aufgenommenen Hurra auf den Kaiser folgten das gemeinsam ge­sungene „Heil dir im Sie­gerkranz“, zwei von dem Soldatenchor sehr schön vorgetragene Lieder u. das gemeinsame Lied „Stolzer Rhein, nun trag zum Meere“. Dann nahm der Hauptredner des Abends, Freiherr v. Vietinghoff-Scheel aus Mainz, Hauptgeschäftsführer des Alldeutschen Verbandes, das Wort. Der Redner betonte in seinen häufig von Beifalls­kundgebungen unterbrochenen Ausführungen vor allem Bismarcks gewaltige Willensstär­ke, mit der er Tausende und Abertausende mit sich fortzureißen und bei der Durchführung seines großen Werkes alle Hindernisse und Widerstän­de zu überwinden vermocht habe. Die größten Hindernisse und Widerstände habe Bismarck nicht bei seinen offenen Geg­nern zu überwinden gehabt, sondern bei der Menge der Schwach­willigen, die ihm wie eine zähe, dickliche Masse entgegenwirkten und die u.a. auch gegenseine wirksame Beschie­ßung von Paris gewesen wären. Trotz aller Widerstände habe Bismarck ru­hig sterben kön­nen in dem Bewußtsein, daß er seinen starken Willen dem deutschen Volke überliefert habe als das köstlichste Erbgut, das je ein Mann seinem Volke zu überliefern ver­mochte. Bei allen großen Geschehnissen, besonders im politischen Leben, gebe es zwei Haupt­gruppen, die der Willenstarken, die ihr hochgestecktes Ziel unverrückt im Auge haben, und die Schar der Willensschwachen, die immer und immer wieder zur Vorsicht mahnen. Die­ser Widerstreit zwischen Willensstarken und Schwächlingen habe auch jetzt noch nicht aufge­hört. Das deutsche Volk möge in seiner gegenwärtigen größten Schicksalsstunde, die je ein Volk zu durchleben hatte, den starken Bismarckschen Willen in sich festigen, dann dürfe es hoffen, daß die Schwächlinge einmal hinweggefegt werden und ihm eine große Zukunft erblü­he. In dieser Hoffnung solle zum Gedächtnis des großen Kanzlers das von ihm am meisten ge­liebte Lied das deutsche Land durchbrausen, das Lied, mit dem sich ganz Deutschland in die­sem großen Kampfe zusammengefunden und unter dem Deutschland alle Opfer gebracht habe: Deutschland, Deutschland über alles. Die Ver­sammlung sang stehend die drei Strophen von Deutschland über alles und spendete dem Redner dann einmütig begeisterten Beifall. Zum Schluß der Feier erfreute der Soldaten­chor die Versammlung noch mit einigen Liedern, von de­nen besonders das bekannte „Stil­leben“ wohlverdiente Anerkennung fand.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. April 1916Ausstellung von Verwundeten-Arbeiten. In den Tagen von Mittwoch bis Freitag dieser Woche findet wieder eine Ausstellung mit Verkauf von Arbeiten aus den hiesigen Lazaretten statt. Den früheren Ausstellungen wurde von der Bürgerschaft allseitiges Interesse entgegengebracht, zumal unter den Arbeiten sich recht gute Stücke befanden. Da der Erlös im Interesse der Verwundeten verwandt wird, kann der Besuch der Ausstellung und der Ankauf der Arbeiten nur empfohlen werden.

Das prächtige Frühlingswetter des gestrigen Lätaresonntags hatte schon in früher Morgenstunde Jung und Alt in Gottes freie Natur gelockt. Alle Verkehrsmittel, die in die Umgebung führen, waren mit Ausflüglern dicht besetzt. Vielfach hatten die Gasthäuser der Umgegend für den zu erwartenden starken Verkehr ihre Gartenlokale hergerichtet, Allenthalben konnte man dann auch die Ausflügler im Freien sitzend beobachten; kein Wunder, denn das Thermometer zeigte in den frühen Nachmittagsstunden bereits eine Höhe von 22½ Grad Wärme. Sehr stark war der Besuch auf diesseitigen Höhen, um das Geschützfeuer vom westlichen Kriegsschauplatz zu hören. Auch sie sind nach ihrer Versicherung auf ihre Rechnung gekommen, da der dumpfe Schall der Geschütze bei der klaren Luft deutlich vernehmbar war.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Installationskursus. In der Königlichen Maschinenbauschule zu Köln beginnt am 5. April d. J. ein zweiter Installationskursus für kriegsbeschädigte Gas-, Wasser- und Elektro-Installateure, die durch ihre Beschädigung an der praktischen Ausübung des Gewerbes nicht behindert sind. Die Kursusdauer wird voraussichtlich 4 – 8 Wochen umfassen. Die Anmeldungen müssen an den Ausschuß für Kriegsbeschädigten-Fürsorge der Stadt Bonn, Hundsgasse 10, alsbald gerichtet werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)