Montag, 20. März 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. März 1916Nagelung der Arndt-Eiche durch das Bonner Handwerk. Das Bonner Handwerk erschien gestern nachmittag 5½ Uhr im feierlichen Zuge mit den Bannern der einzelnen Innungen am Bonner Kriegsmale, der Ardt-Eiche in Eisen, um eine durch freiwillige Beiträge zusammengebrachte Spende von 2000 Mark für die Hinterbliebenen gefallener Bonner Krieger zu überreichen und eines der vier Brustschilder an der Eiche zu benageln. Nachdem sich die Innungen und Vereine aufgestellt hatten, sang zunächst der Bonner Männergesangverein Apollo unter der Leitung seines Dirigenten, Herrn Bornheim, mit guter Wirkung Arndts „Deutscher Glaube, deutscher Gott“ und „An das Vaterland“ von Kreutzer. Alsdann nahm der Vorsitzende des Innungsausschusses, Herr Obermeister Dalchow, das Wort zu einer Ansprache. Er wies hin auf die treue Kameradschaft unter den Bonner Handwerkern, die es ihnen ermöglicht habe, eine solche verhältnismäßig hohe Summe aufzubringen. Das Bonner Handwerk habe das aus echter Vaterlandsliebe getan. Deutschland müsse zweimal siegen, auf dem Felde der Ehre und am heimischen Herd. Ein jeder Nagel, der in die Arndt-Eiche geschlagen werde, möchte die Not lindern und die Tränen trocknen, zugleich aber ein Nagel zu dem Sarge unserer Feinde werden, die uns so freventlich in unserer friedlichen Arbeit gestört hätten. Das deutsche Handwerk sei stets eine treue Stütze für Thron und Altar gewesen und, das gelobe er im Namen aller, werde es immer bleiben. Herr Dalchow schloß mit einem Kaiserhoch. Oberbürgermeister Spriritus übernahm die Spende der Handwerker und dankte im Namen der Bonner Vaterländischen Vereinigungen. Die Spende bekunde, daß auch das Bonner Handwerk Anteil nehme an den Aufgaben, die die Bonner Kriegshilfe sich gestellt habe: zu sorgen für diejenigen, die in dieser schweren Zeit des Krieges Not leiden. Das Bonner Handwerk habe freilich schwere Zeiten durchzumachen; denn viele Meister ständen unter den Fahnen, die Handwerkerfrauen müßten unter den schwierigsten Verhältnissen die Geschäfte weiter führen, vielfach fehle es an Rohstoffen oder an Aufträgen. Um so anerkennenswerter sei es, daß die Bonner Handwerker trotzdem noch für diejenigen sorgten, die noch härter als sie vom Schicksal betroffen seien. Das sei ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Bonner Handwerks. Unser deutsches, unser rheinisches Handwerk wurzelt in heimatlicher Erde, unser Handwerk, auch das in unserer Stadt Bonn, ist aufgebaut auf eigener Kraft, seine Ecksteine sind Gottesfurcht und Vaterlandsliebe. Auf diesen Säulen weiter bauend, werden unsere Handwerker standhalten, wie draußen an der Front, so auch in der Heimat, fes t und unverzagt, treu der Heimat und treu dem Vaterlande, bis zum guten Ende. Und wenn dereinst unsere siegreichen Krieger wieder in ihre Vaterstadt zurückkehren, dann möge dem Bonner Handwerk eine neue, glückliche Zeit beschieden sein. Dann möge den Bonner Innungen und allen Bonner Handwerkern der Lohn und der Dank für das zufließen, was sie in großer ernster Zeit in Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit getan haben, dann möge dem Handwerk in langen Friedensjahren eine glückliche Zukunft beschieden sein.
   Das Ehrenschild des Bonner Handwerks trägt die Figur der Bonna, die das durch Zeichen angedeutete Handwerk beschützt. Auf einem von einer Schulter zur andern laufenden Band steht der alte Gruß „Gott schütze das ehrsame Handwerk“. Unter der Figur steht „Das Bonner Handwerk, 19. März 1916“. Am Rande des Schildes schlugen der Vorsitzende der Handwerkskammer Köln sowie die Vertreter von 29 Bonner Handwerkszweigen je einen Nagel mit dem Namen ihres Handwerks ein. Alsdann marschierten die Handwerker in geschlossenem Zuge nach dem Hähnchen zu einem kurzen geselligen Beisammensein, an dem auch Oberbürgermeister Spiritus und der Stifter des Kriegsmales, Kommerzienrat Soennecken, teilnahmen. Kommerzienrat Soennecken pries dabei in einer Ansprache den Wert der deutschen Qualitätsarbeit.

Die öffentliche Uhr auf dem Verkaufshäuschen an der Brückenstraße erfüllt wieder seit drei Tagen ihren Zweck nicht. Sie ist Freitag nachmittag stehen geblieben und seitdem noch nicht wieder in Ordnung gebracht worden.

Königliches Gymnasium. Das Ergebnis der durch das Königliche Gymnasium veranstalteten Werbearbeit für die vierte Kriegsanleihe sind Zeichnungen im Betrage von 167.400 M.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Das außerordentliche Kriegsgericht (...) – Ein russisch-polnischer Arbeiter war im vorigen Jahr nach Berkum gekommen und hatte dort auf einem Hof, auf dem er auch schon früher beschäftigt war, Arbeit gefunden. Weder er selbst, noch sein Dienstherr meldeten ihn bei der Polizei an. Als der Russe später nach Bonn kam, um hier in Arbeit zu treten, kam die Angelegenheit zur Kenntnis der Polizei und zur Anzeige. Der Russe wurde gestern zu 20 Mk., sein Arbeitgeber zu 10 Mk. Geldstrafe verurteilt. – Ein Holländer, der in Oberkassel längere Zeit als Geschäftsführer tätig ist, hatte eine Reise nach Holland unternehmen wollen, ohne sich polizeilich abzumelden. Er war nur im Besitz eines Passes und wurde an der Grenze angehalten. Er behauptete gestern vor dem außerordentlichen Kriegsgericht, er habe seinen Konsul in Köln ausdrücklich gefragt, ob er außer der Beglaubigung seines Passes noch etwas weiteres zu besorgen habe. Das sei verneint worden. Wegen Uebertretung der Polizeiverordnung wurde er zu 5 Mk. Geldstrafe verurteilt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 20. März. Ueber die vierte Kriegsanleihe sprach am Freitag abend in der Tonhalle Herr Kaplan Schopen. Herr Professor Wendelstatt dankte ihm für seine von gutem Erfolg gekrönte Werbearbeit. Frau von Essen gab bekannt, daß vom Hausfrauenverein innerhalb vier Tagen 18.000 Mark Kriegsanleihe gesichert worden seien und wohl noch weitere 7000 Mark zu erwarten wären. Die Volksschulen Alt-Godesbergs haben 12.870 Mark auf die Kriegsanleihe anlegen lassen. Namens der Bürgermeisterei Godesberg dankte Herr Bürgermeister Zander ebenfalls dem Vortragenden für sein rastloses Wirken im Dienste der vaterländischen Aufgabe.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)