Donnerstag, 9. März 1916
Neue Kriegslasten der Zeitungen. Die deutschen Zeitungen haben seit Kriegsbeginn schwer zu kämpfen. Denn ihnen fließt nicht nur die wesentliche Einnahmequelle. Die ihnen aus dem Anzeigenwesen sonst zuwuchs, ganz wesentlich dürftiger als in Friedenszeiten, ihnen hat auch der Krieg neue schwere Lasten für den Ausbau ihrer Berichterstattung aufgebürdet. Unter diesen doppelten Einwirkungen haben schon viele Zeitungen sehr gelitten und viele Hunderte mußten ihr Erscheinen einstellen. Ein ganz besonders schwerer Schlag droht nun der Presse. Der Verband Deutscher Druckpapierfabriken hat nämlich eine 40prozentige Preissteigerung für Zeitungspapier beschlossen, die mit den gestiegenen Kosten für Zellulose, Holzschliff und Arbeitslöhne begründet wird. Waren schon vorher die Materialien und Unkosten im Zeitungsbetriebe, bedingt durch den Krieg, wesentlich gestiegen, so bedeutet die neue Belastung in Verbindung mit dem dazwischen eingetretenen weiteren Rückgang der Anzeigen eine Betriebsverteuerung, der viele Zeitungsverleger nicht gewachsen sein können. Die Zahl der Zeitungsunternehmungen wird daher abermals zurückgehen müssen, und diejenigen Blätter, deren Kraft stark genug ist, auch gegenüber den neuen Belastungen durchzuhalten, sehen sich vor die Notwendigkeit gestellt, in anderen Form wenigstens einen Teil der Unkosten zu verringern. Vor allem werden sie gezwungen sein, den gewohnten Umfang soweit einzuschränken, als sich dies mit den Interessen eines gediegenen Nachrichtendienstes vereinbaren läßt. Wenn dabei dem Lesebedürfnis der Bezieher für die Folge nicht mehr ganz in der altgewohnten Weise Genüge geleistet werden kann, so dürfte diese Kriegsmaßnahme der Zeitungen, gleich allen anderen durch den Krieg bedingten Einschränkungen und Aenderungen in unseren Lebensgewohnheiten, volles Verständnis der Zeitungsleser finden.
Der Verein Rheinischer Zeitungsverleger hat auch in einer aus allen Bezirken stark besuchten Versammlung in Köln die gegenwärtige Notlage des Zeitungsbetriebes eingehend erörtert und eine Reihe von Abhilfevorschlägen beraten und empfohlen.
Bonner Wehrbund. Eine Abteilung hat die beiden Orte Buschdorf und Hersel besetzt und markierte den Feind, der Bonn bedrohte, Die verteidigende Abteilung, die in Rheindorf lag, erhielt den Auftrag, Buschdorf oder Hersel zu nehmen. Zunächst wurde zur Erkundung der beiderseitigen Stellungen und zur Uebung der Mannschaften von beiden Parteien Patrouillendienst geübt. Diese Erkundung brachte der angreifenden Partei die Gewißheit, daß im offenen Angriff keiner der beiden Orte zu nehmen sei. Es wurde deshalb beschlossen, eine Umgehung auszuführen und von der entgegengesetzten Seite aus Buschdorf anzugreifen. Die ausgestellten Posten bleiben stehen zur Irreführung des Gegners, den außerdem eine kleine Abteilung, die an der Umgehung nicht teilnahm, beunruhigen sollte. Als die Abteilung Buschdorf erreichte, fand sie es vom Gegner verlassen, der seine Mannschaft nach Hersel zurückgezogen hatte. – In Hersel wurden alle Abteilungen vereinigt und gemeinsam wurde zur Stadt zurückmarschiert.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das neue Wertpapier. Müller: „In wat for een Papier legt man jetzt sein Jeld am vorteilhaftesten an?“ – Schultze: „In unbedrucktes Zeitungspapier, der steigt um 40 v. H.“
Beschlagnahme von Heu und Stroh. In der Zeit vom 12. – 15. März findet eine Erhebung über die Vorräte an Heu und Stroh statt. Alles Nähere ist aus den Bekanntmachungen ersichtlich, die in der heutigen Nummer unseres Blattes abgedruckt sind
Festgenommen wurde von der hiesigen Kriminalpolizei ein junger Mensch im Alter von 22 Jahren, der verschiedenen Personen Möbel verkauft hatte, die sich angeblich auf der Eisenbahn befinden sollten. Die Käufer waren so unvorsichtig, dem jungen Mann größere Beträge als Vorschuß zu bezahlen. Hinterher stellte sich heraus, daß sie einem Schwindler zum Opfer gefallen waren. Auf der Eisenbahn befanden sich keine Möbel.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Bonner Lazarettzug steht augenblicklich wieder am Trajekt. Er hat u. a. nach Bonn 260 Verwundete gebracht.
Die vereinigten Heyermann’schen Bildungsanstalten, Lyzeum, Seminar und Mittelschule werden am Freitag Morgen 11 Uhr bei günstiger Witterung die Nagelung der Arndt-Eiche vornehmen. Bei dem Festakte wird der Chor der oberen Klassen unter Leitung des Kgl. Musikdirektor Kratemp folgende Chöre zum Vortrag bringen: 1. (Möring) Deutschland ist mein Vaterland; 2. (Schumann) Der deutsche Rhein; 3. (Dr. Reusing) Deutschland und Oesterreich; 4. (Linke) Wir müssen siegen; 5. (Kreutzer) Waffentanz; 6. (Romberg) Holder Friede.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)