Mittwoch, 1. März 1916
Butter und Margarine. Wie der Oberbürgermeister im Anzeigenteil dieser Zeitung bekannt gibt, berechtigen die Butterkarten in dieser Woche wieder zum Bezuge von einem Fünftel Pfund Butter oder Margarine für jede zum Hausstand gehörende Person.
Höchstpreise für Gerbstoffe. Mit dem heutigen 1. März tritt eine Bekanntmachung in Kraft, durch die Höchstpreise für Eichenrinde, Fichtenrinde und zur Gerbstoffgewinnung geeignetes Kastanienholz festgesetzt werden. Die Verkaufspreise für den Zentner Rinde sind je nach der Güte abgestuft.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Freigabe von Leder für den Zivilbedarf. Dem Schuhmachergewerbe ist eine ernste Sorge genommen, die Sorge um Beschaffung von Material. Infolge der langen Dauer des Krieges haben die Großhändler und die Gerbereien den Schuhmachern kein Leder mehr liefern können, insbesondere, nachdem die verfügbaren Bestände von der Militärbehörde beschlagnahmt worden waren. Dieser Uebelstand hatte die Beteiligten veranlaßt, sich mit einer Eingabe an das Kriegsministerium zu wenden. Es wurde gebeten, so schnell als möglich dahin zu wirken, daß durch die Freigabe von gutem und brauchbaren Leder das Schuhmacherhandwerk vor dem vollständigen Verfall bewahrt bleibe. Ferner möge durch Ueberweisung von Rohhäuten und von Lohe den Gerbern Gelegenheit geboten werden, in größerem Umfange als bisher die Lederherstellung vorzunehmen. Auf diese Eingabe hat jetzt der Kriegsminister durch die Rohstoffabteilung seines Ministeriums antworten lassen, daß er die Berechtigung dieser Eingabe anerkenne. Leider müßten die schweren Sohlleder nach wie vor in erster Reihe für den Bedarf der Heeres- und Marineverwaltung bereitgehalten werden. Es werde den Schuhmachern aber künftig unbenommen sein, Rohleder von geringerer Dicke als Ersatz zu verwenden. Dieser sei reichlich vorhanden, und die Kriegsrohstoffabteilung sei bereit, den Organisationen des Schuhmachergewerbes jede gewünschte Menge sofort zur Verfügung zu stellen. Damit wird dem gesamten Schuhmachergewerbe ein überaus wichtiger Dienst erwiesen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Soldatenheim im Gesellenhause sah am letzten Sonntag Schreibzimmer, Lesesaal und Kegelbahn in fleißiger Benutzung. An eine Anzahl von Soldaten wurden Bücher ausgeliehen. Gegen 4 Uhr ließen die angekündigten Darbietungen der Junggesellen-Sodalität soviele Soldaten zusammenkommen, daß kein Plätzchen im großen Vereinssaal frei blieb. Leiter der Veranstaltungen war diesmal Herr Volksschullehrer a. D. Rech. Als dessen Begrüßungsansprache der deutschen Helden von Douaumont gedachte, löste dies Jubel aus. Nach einer herzlichen Ansprache des Sodalitätspräses, Herrn Kaplans Leuken, wickelte sich der reiche Tagesplan in schönem Flusse ab. (...) Der 4. Soldatennachmittag ließ noch zwei Mal in seinem Verlauf vaterländische Begeisterung aufflammen: bei der Bekanntgabe des Falles von Durazzo und der Erstürmung der Befestigungen von Hardaumont. Die Schlußrede des Versammlungsleiters gab der Freude Ausdruck über die gedeihliche Entwicklung des Soldatenheims; sie anerkannte die sehr gute Haltung der anwesenden Soldaten und lieh der Hoffnung Ausdruck, daß sich um die bereits gewonnene Kerngruppe von Soldaten immer weitere Kreise der Kameraden anschließen möchten!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mehlem, 28. Febr. Mit Beginn des neuen Schuljahres soll hierselbst eine Pflichtfortbildungsschule für alle Arbeiter, ausgenommen landwirtschaftliche Arbeiter, ins Leben treten. Die Leitung der Schule wird Herr Hauptlehrer Ellen übernehmen. Vorläufig sollen wöchentlich vier Stunden Unterricht erteilt werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)