Samstag, 18. März 1916
Die Zeichnungsfrist für die vierte Kriegsanleihe läuft am nächsten Mittwoch um 1 Uhr mittags ab. Wer sich bisher noch nicht an dem vaterländischen Werk, sein Geld (für ihn selbst zudem recht nutzbringend) dem Reiche für die weitere Kriegsführung zur Verfügung zu stellen, beteiligt hat, hat also dafür nur noch wenige Tage Zeit. Um Leuten, die werktags keine Zeit haben, zur Sparkasse zu gehen, Gelegenheit zu geben, dennoch ihre vaterländische Pflicht zu erfüllen, nehmen die Städtische Sparkasse und die Kreissparkasse auch am morgigen Sonntag von 11 bis 1 Uhr Zeichnungen entgegen, beide Kassen geben auch während dieser Sonntagsstunden jede mit der Kriegsanleihe zusammenhängende Auskunft. Das Zeichnen auf die Kriegsanleihe nimmt übrigens nur wenige Minuten in Anspruch.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
An einem fleischlosen Tage hatte eine Frau aus Friesdorf in einem Metzgerladen für 60 Pfg. Wurst gekauft und hatte sich dieserhalb zu verantworten. Sie behauptete, sie habe die Wurst gebraucht, um ihrer Tochter, die in Siegburg auf der Geschoßfabrik arbeite und sich Abendessen mitnehme, solches zurecht zu machen. Donnerstags habe sie noch kein Geld gehabt. Daher habe sie die Wurst nicht früher holen können. Ihre Familie bestehe aus drei Personen. Die Tochter verdiene etwa 20 Mark wöchentlich. Der Staatsanwalt beantragte 25 Mark Geldstrafe. Die Verordnung müsse streng durchgeführt werden, weil es sonst nicht möglich sei, im Kampfe durchzuhalten. Das Schöffengericht hielt eine Geldstrafe von 5 Mk. für eine ausreichende Sühne. Der beteiligte Metzgermeister ist bereits durch Strafbefehl mit Strafe belegt worden.
Ein Fahrrad hatten zwei junge Burschen, von denen der eine sich in der Erziehungsanstalt zu Steinfeld befindet, an der Ecke der Hatschiergasse und Sandkaule gestohlen. Sie waren damit nach Köln gefahren und hatte es für 2,50 Mark verkauft. Der eine der Täter ist bereits vor einiger Zeit abgeurteilt worden, der zweite, der sich in Steinfeld befindet, wurde unter Einrechnung zweier früher gegen ihn erkannter Gefängnisstrafen vom Schöffengericht zu einer Gesamtstrafe von zwei Wochen verurteilt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beuel, 17. März. Eine aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung besuchte Versammlung im kath. Vereinshause beschäftigte sich am Donnerstag abend mit der Förderung der 4. Kriegsanleihe, worüber sich der Vorsitzende, Herr Oberbahnassistent Simons, in einem längeren Vortrage verbreitete. Es wurden 7000 Mark eingezeichnet. Am Sonntag abend findet eine große Volksversammlung im katholischen Vereinshause statt, um die Agitation auch in die breiten Massen hineinzutragen. Ein Ausschuß ist mit den Vorarbeiten betraut worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Volksbank in Bonn. Dienstag den 14. März fand im Kronprinzenhof die 15. ordentliche Generalversammlung der Volksbank e. G. m. b. H. in Bonn statt, welche, wenn man berücksichtigt, daß etwa der vierte Teil sämtlicher Mitglieder zum Heere einberufen ist, recht gut besucht war. Dem Geschäftsbericht entnehmen wir, daß der gesamte Umsatz von M. 8,104888,03 im Jahre 1914 auf M. 12,279127,18 im Berichtsjahre gestiegen ist. Diese Steigerung wird in der Hauptsache darauf zurückgeführt, daß sich viele Mitglieder durch die finanzielle Unterstützung der Volksbank an Heereslieferungen beteiligten konnten. (...)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)