Sonntag, 20. Februar 1916
Oelfarben-Anstriche. Infolge der verschiedenen Verordnungen über den Gebrauch von Leinöl und Oelfarben herrscht in den weitesten Kreisen vielfach eine Unklarheit, unter der das Maler- und Anstreichergewerbe sehr zu leiden hat. Wir verweisen deshalb auf die Anzeige „Aufklärung über Anstreicherfarben“ in dieser Zeitung und bitten, durch Erteilung von Aufträgen das Maler- und Anstreichergewerbe in dieser schweren Zeit zu unterstützen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Kaisergeburtstags-Kollekte der katholischen Kirchen des Dekanats Bonn I hat die stattliche Summe von 2185,49 Mk. erbracht. Diese Summe verteilt sich auf die einzelnen Kirchen wie folgt: Münsterkirche 481 Mk., Stiftskirche 200, St. Remigius 190, St. Marien 155, St. Elisabeth 356, Herz-Jesu-Kirche 200, Dottendorf 78, Endenich 105,29, Grau-Rheindorf 60, Kessenich 80,20, Poppelsdorf 123, Buschdorf 115, Dransdorf 42.
Die trostlose Witterung dauert nun schon mehrere Wochen lang ununterbrochen an. Kalte Regen- und Schneeschauer wechseln miteinander ab, und jeder schätzt sich glücklich, wenn die Sonne sich für kurze Augenblicke am Himmel sehen läßt. Hat vor Abend der schroffe Wind die Straßen und den Erdboden kaum halbwegs abgetrocknet, so steht meist zu erwarten, daß in der folgenden Nacht erneuter Regen einsetzt und andern morgens das Wasser wieder auf den Wegen und Feldern in Pfützen steht. Die Landleute schauen mit verdrießlicher Miene dem ungünstigen Wetter zu. Die dringenden Arbeiten in Garten und Feld, die im Januar so rüstig vonhand gingen, sind jetzt schon stark in Rückstand gekommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Katholischer Frauenbund. Am 18. ds. Mts. veranstaltete der Kath. Frauenbund eine Mitgliederversammlung im kleinen Saale des Bürgervereins. Nachdem die Vorsitzende die Anwesenden begrüßt und zu reger Mitarbeit aufgefordert, erteilte sie das Wort der Rednerin des Abends, Frau Amtsgerichtsrat Neuhaus-Dortmund zu ihrem Vortrag: „Der Anteil der Mütter an der religiös-sittlichen Erneuerung unseres Volkes“. Sie führte unter anderem aus, die höchste Bestimmung der Frau ist die gleich wie die des Mannes, die Seele beider ist geschaffen aus Gott und zur Wiederkehr zu Gott. Der Weg dahin ist für die Mutter ihr hoher Beruf. Der Idealismus der Freude am Kinderreichtum ist dem deutschen Volke verloren gegangen; die gläubige Mutter soll dieses Ideal von neuem erfassen und verstehen. Die religiös-sittliche Erziehung gibt den Kindern Tüchtigkeit, Gerechtigkeit, richtige Einschätzung des Reichtums, Nächstenliebe, Sittenreinheit. Von besonderer Bedeutung im Sinne der Erneuerung unseres Volkstums ist das Verhältnis der Mutter zum Sohne. Wenn die Mutter die Liebe des Sohnes gewinnt und erhält, kann sie ihn zu Höhen führen; sie hat vor allem die Ideale in der Seele des Sohnes zu pflegen. Die Betätigung der Mutter zur Verwirklichung ihrer Ideen umfaßt im täglichen Leben: Beherrschung ihres Arbeitsfeldes im Hause, Zusammenleben mit ihren Kindern, Pflege der Kunst, Empfänglichkeit für das Schöne, Arbeit in der Oeffentlichkeit. Sie muß ihrer höchsten Bestimmung un damit sich selbst treu bleiben bis zuletzt; das gibt ihr die Kraft zur Anteilnahme an der religiös-sittlichen Erneuerung unseres Volkes. In atemloser Stelle folgte die Versammlung den beredten, warmherzigen Ausführungen der hochgeschätzten Rednerin.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)