Donnerstag, 17. Februar 1916
Der Verein „Mädchenhort“ hielt am 12. Februar seine Hauptversammlung ab. Aus dem Jahresbericht war ersichtlich, daß die zu Kriegsbeginn vorgenommene Erweiterung des Hortbetriebes, die Umgestaltung in einen Knaben- und Mädchenhort, verbunden mit Kindergarten und Mittagstisch, auch im zweiten Kriegsjahre beibehalten werden konnte. Die Anmeldung neuer Kinder war fortgesetzt so groß, daß als Höchstzahl in bezug auf die Aufzunehmenden 105 festgesetzt wurde, um nicht durch einen Massenbetrieb die erziehliche Einwirkung auf das einzelne Kind unmöglich zu machen. – Vom Hinausschicken einer Ferienkolonie mußte auch im letzten Sommer abgesehen werden. Statt dessen versammelten sich während der großen Ferien alle Kinder vor- und nachmittags im Gartenland des Hortes, wo sie mit Milch bewirtet wurden und sich bei fröhlichem Spiel und der Arbeit an ihren kleinen Gärtchen rote Backen holten. Mit großem Eifer wurde im Laufe des Jahres wieder für die Verwundeten gearbeitet; manches Dutzend Strümpfe, Pulswärmer, Flechtpantoffeln, große, aus Wollresten gestrickte Decken, von den Knaben gesägte Geduldspiele, Brieftaschen und dergleichen mehr konnte in den Lazaretten abgeliefert werden. Im November gab der Axenfeldsche Frauenchor ein gut besuchtes Konzert zum Besten des Hortes, das einen recht erfreulichen Reingewinn erzielte, der zur Aufbesserung der bedrängten finanziellen Lage dringend erwünscht war. Auch im neuen Jahre wird der Verein Freunde nötig haben, die sich daran erinnern, daß er die großen, durch den Krieg bedingten Mehrausgaben nur zu leisten vermag, wenn er durch gütige Spenden unterstützt wird, daß er nur dann in demselben Umfange wie bisher sein Liebeswerk an den Kindern unserer tapferen Feldgrauen durchführen kann. Es sei bei dieser Gelegenheit nochmals betont, daß der oft fälschlich „evangelischer Hort“ genannte „Mädchenhort“ ein paritätischer Hort ist, der Kinder aller Bekenntnisse aufnimmt. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein falsches Gerücht. Amtlich wird dem WTB [Wolffs Telegraphisches Bureau] aus Berlin mitgeteilt, daß das Gerücht, die Reichsregierung würde statt der bestehenden zwei vier fleischlose Tage einführen, auf freier Erfindung beruht.
Zwei Ladendiebinnen, eine junge Frau von hier und eine aus Mehlem, wurden durch die hiesige Kriminalpolizei auf frischer Tat ertappt. Seit einiger Zeit bemerkte der Inhaber eines hiesigen Drogengeschäfts, daß ihm die verschiedensten Waren, wie Liköre, Kölnisches Wasser, Schwämme, Tabletten usw., abhanden kamen.
Er benachrichtigte schließlich die Kriminalpolizei, der es auch gelang, die Diebinnen abzufassen. Sie gestanden ohne weiteres auch die früheren Diebstähle ein, die sie meist gemeinsam ausgeführt hatten. Bei einer Haussuchung wurde ein ganze Anzahl der gestohlenen Sachen vorgefunden, die insgesamt einen Wert von etwa 70 bis 80 Mark haben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Wehrbund. Eine geschlagene Truppe hatte sich in der Richtung auf Köln zurückgezogen. Ihr folgte eine schwächere gegnerische Heeresabteilung mit dem Auftrage, den Ort festzustellen, in dem der Feind Ruhequartier bezogen hatte. In Frage kamen die Dörfer Buschdorf, Hersel oder Rheindorf. Da der Feind in geschickter Weise durch seine Reiterei (Radfahrer) den Rückzug deckte und dessen Ziel verschleierte, war es nicht leicht, seine Stellung aufzufinden. Endlich entdeckten ausgesandte Partouillen, daß der Feind Buschdorf besetzt habe. Es gelang, den Kirchhof und Bahnhof zu nehmen und eine gegnerische Abteilung zurückzuschlagen. Vom Sturm auf Buschdorf mußte Abstand genommen werden, da der Feind zahlreicher in guter Stellung lag. Durch seine Ermittelung war der Zweck der Uebung erreicht und in geschlossenem Zuge, Musik vorauf, zogen die vereinigten Abteilungen zur Stadt zurück – zum Kaiserdenkmal, wo die Auflösung der Mannschaft erfolgte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)