Montag, 14. Februar 1916

    

Hilfsstelle zur Ermittlung deutscher Kriegsgefangener. Eine Aussprache der Angehörigen von Gefangenen und Vermißten findet heute abend im Kronprinzenhof statt.

Die Bonner Wach- und Schließgesellschaft bittet uns, mitzuteilen, daß der von der Strafkammer wegen schweren Diebstahls zu zehn Monaten Gefängnis verurteilte Nachtwächter Joh. Heinrichs keiner ihrer Wächter ist. Erst seit jenen Diebstählen wird das betreffende Lager durch die Wach- und Schließgesellschaft bewacht.

Vortrag. Herr Privatdozent Dr Verweyen spricht heute abend im Saale des Bürgervereins über das vielversprechende Thema: „Der Krieg im Lichte großer Denker“. Der Vortrag hat in anderen Städten wie Koblenz und München starken Anklang gefunden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Der Rückgang des Käseangebots wird zum Teil auf die Festsetzung der Höchstpreise, zum größeren Teil auf das Knappwerden des Rohmaterials, der Milch, zurückgeführt. Wenn die Erzeugung von Fettkäse zurückgeht, so wird natürlich Vollmilch zum Frischgenuß oder zur Verbutterung frei, was ganz erwünscht ist. Auch wenn die Mager-Käseerzeugung sich verringert, so bedeutet das einen Futtermittelgewinn in Form von Magermilch. Die Verfütterung von Vollmilch ist übrigens durch ausdrückliches Verbot untersagt.

„Unsere Blumengärtnereien sollen Frühgemüsezucht treiben.“ Die Handelsgärtner-Vereinigung von Bonn und Umgebung schreibt uns zu dem Artikel unter obiger Ueberschrift; daß sein Einsender von der Frühgemüsezucht unter Glas sicher keine Vorstellung habe. Vor allem unterschätze er die nötigen fachmännischen Kenntnisse, um Gemüsezucht unter Glas mit Erfolg zu betreiben, wenn die Zeit, die Löhne, der erforderliche Stalldünger usw. am Schluß der Rechnung bezahlt werden sollen. Der tüchtigste Blumengärtner sein noch lang kein erfolgreicher Gemüsezüchter. Nur ausnahmsweise werde dank örtlicher Verhältnisse eine Betriebsänderung möglich sein. Dazu fehlt es an Hilfskräften. Was von ihnen nicht im Schützengraben liege, sei in den bisher mit Erfolg betriebenen Gemüsegärtnereien voll beschäftigt. Weiter fehlten aber auch unsere Düngerproduzenten, worunter der gesamte Gartenbau äußerst empfindlich leide. Mancher anfangs des Krieges begonnene Versuch sei daher wieder aufgesteckt worden. ES sei ein Glück, daß von den Ergebnissen der Stadtgärtnereien, die Gemüse ziehen, die Oeffentlichkeit nichts erfahre, sonst werde man sehen, wie teuer jeder Kohlkopf wird und wie das fertige Gemüse dann schließlich doch verdirbt.
  
Aber die deutsche Blumengärtnerei hat auch jetzt große und wichtige Aufgaben. Freilich darf man nicht sagen, Blumenzucht sei ein Luxus. Ist es Luxus, die Krankenlager der verwundeten Krieger mit Blumen zu schmücken oder für die Gräber teuerer Verstorbener einige Blumen zu spenden und dem Sarge der hier verschiedenen Vaterlandsverteidiger einen Kranz nachzutragen? Uns schließlich ist es auch kein Luxus, Zimmer und Fenster mit Blumen zu zieren, selbst wenn man dabei unbewusst einen schwer kämpfenden Beruf unterstützt.
   Dagegen muß der Wunsch ausgesprochen werden: Deutsche, kauft deutsche Blumen. Verlangt in Blumenläden nur das, was der deutsche Gärtner ziehen kann, selbst wenn sie eine Woche später erst zu haben sind, als solche aus Frankreich oder Italien.
   Zum vollen Siege unserer gerechten Sache gehört ein Durchhalten auf allen Gebieten. Jeder einzelne Beruf muß soweit erhalten bleiben, daß er nach dem Kriege seine Aufgabe erfüllen kann, sonst haben in der Blumengärtnerei die südlichen klimatisch begünstigten Länder den Vorteil.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Zustimmung zum U-Bootkrieg. Eine durch die Kölner und Bonner Handelskammer zwecks Entgegennahme eines Vortrags des Herrn Prof. Dr. H. Schumacher aus Bonn im Zivilkasino in Köln vereinigte Versammlung von Mitgliedern der Handelskammern und des Vorstandes des Vereins der Industriellen für den Regierungsbezirk Köln hat beschlossen, dem Herrn Reichskanzler eine Zustimmungsdepesche zu übersenden, in der zum Ausdruck kommt, daß die Versammlung glücklich ist über den Entschluß der Reichsregierung, die Feinde Deutschlands die ganze Macht und die Kraft unserer U-Boote fühlen zu lassen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)