Donnerstag, 3. Februar 1916

     

Soldatenheim. Am nächsten Sonntag wird im hiesigen Gesellenhause, Kölnstraße 17/19, ein Soldatenheim eröffnet, in welchem allen Soldaten der hiesigen Garnison an den dienstfreien Sonn- und Feiertag-Nachmittagen von 2 bis 8 Uhr Unterhaltung, Belehrung und Erfrischungen geboten werden. Das Heim enthält daneben auch ein Lese- und Schreibzimmer, in dem viele Zeitungen und Zeitschriften aufliegen. Am nächsten Sonntag ist eine Kaisergeburtstagsfeier vorgesehen. Die Festrede hält der Militärpfarrer Herr Dechant Böhmer, die Konzertsängerin Frl. Magda Deus wartet mit Liederspenden auf, die Musikkapelle des hiesigen Landsturmbataillons bringt Konzertstücke zu Gehör und zum Schluß folgt ein kleines patriotisches Theaterstückchen. Alle Soldaten haben freien Zutritt. (...)

Die Kriminalpolizei hat gestern zwei Frauen festgenommen. Die eine hatte einen Pelz und Kleidungsstücke gestohlen, die andere den Inhalt einer Sparbüchse entwendet sowie in einer Küche einer Frau das Handtäschchen weggenommen.
   Vorgestern wurden drei Männer und eine Frau festgenommen, die in zwei hiesigen Geschäften Einbruchsdiebstähle begangen hatten.

Einen Selbstmordversuch machte gestern ein 51jähriger Arbeiter, indem er sich in die rechte Kopfseite schoß. Er wurde in die Klinik gebracht. Lebensgefahr soll nicht bestehen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Februar 1916Kriegsausschuß für Konsumenten-Interessen. In der Sitzung des „Kriegsausschusses für Konsumenten-Interessen“ für den Stadt- und Landkreis Bonn vom 31. Januar waren folgende Verbände vertreten: Christliche und Freie Gewerkschaften, Evang. Volksverein, Christl. Verein Junger Männer, Katholischer Frauenbund, Interkonfessioneller Hausfrauenverein, Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshülfe, Beamten-Verein der Köln-Bonner Kreisbahnen, Verein der deutschen Reichs- und preuß. Staatsbeamten, Frauenverein Endenich, Gärtner-Krankenkasse, Verein der unteren Postbeamten, Werkmeisterverein, Bund deutscher Militär-Anwärter, Bund geprüfter Post- und Telegraphensekretäre, Katholischer Gesellenverein, Deutsch-nationaler Handlungsgehilfenverband, Beamten- und Angestelltenverein der Allgemeinen Ortskrankenkasse, Katholischer Kaufmännischer Verein. Die Anwesenden begrüßte Herr Falkenroth erstmalig im neuen Jahr. Dann gab Herr Pastor D. Weber den Bericht über die weitere Entwicklung des Hauptausschusses in Berlin. (...) Dann fand eine lange und eingehende Besprechung über die Kartoffelfrage statt, deren Ergebnis die einmütige Zustimmung zu den Forderungen des Hauptausschusses in seinen Eingaben an die Oberste Heeresleitung war. Dieselben lauten: „1. Sofortige sehr scharf durchgeführte allgemeine Bestandsaufnahme bei Erzeugern, Händlern und in den Haushaltungen. 2. Vorzugsweise Sicherstellung der für menschliche Ernährung notwendigen Kartoffelmengen und strafrechtliche Verpflichtung der Kartoffelvorratsbesitzer zu pfleglicher Behandlung der Vorräte. 3. Beschränkung der Kartoffelbrennerei auf die Verarbeitung der zur Verfütterung nicht mehr geeigneten Kartoffeln. 4. Kopfweise Verteilung dieser Bestände bis zur neuen Ernte, Zuweisung etwa an der Hand der Brotkarten oder durch Ausgabe neuer Kartoffelkarten unter Anrechnung der vorhandenen Hauskellervorräte und Verkauf zu den bisherigen Preisen ohne Monatsaufschläge.“ Ebenso wurden Fleisch- und Fettkarten von der Versammlung in Bonn gewünscht. – Eine lange und eingehende Besprechung fand alsdann über die Milchfrage statt. Die jetzige Milchversorgung wurde allgemein als völlig ungenügend anerkannt und die Forderung einstimmig erhoben, daß die Stadt Bonn wieder eine Milchversorgungsstelle für Kranke, Wöchnerinnen und Kinder einrichte. Die Milch müsse nötigenfalls mit Schnellzügen herbeigeschafft werden. Vielfach wurde weiter über das Brot geklagt, das auch nicht immer das vorgeschriebene Gewicht habe. Ferner sollte jeder Arbeiter, ohne erst eine Bescheinigung eines Arbeitgebers vorzeigen zu müssen, eine Zusatz-Brotkarte erhalten. In bezug auf die Mästung von Schweinen wurde der Wunsch ausgesprochen, daß man von seiten der Städte auch einzelnen Bürgern Mehl für die Mästung zur Verfügung stelle. Es wurde auch noch auf die hochverdienstliche Tätigkeit des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und seiner Verkaufsstelle an der Universität hingewiesen. Schluß der Versammlung um 11½ Uhr.

Höchstpreise für Schweinefleisch. Der Oberbürgermeister veröffentlicht in der heutigen Nummer unseres Blattes eine Verordnung über die Höchstpreise für Schweinefleisch die mit dem 3. Januar 1916 in Kraft tritt.

Kleinhandelshöchstpreise für Gemüse. In der heutigen Nummer unseres Blattes ist eine Bekanntmachung über die Kleinhandels-Höchstpreise für Gemüse für den Stadtbezirk Bonn abgedruckt. Die Verordnung tritt am Tage ihrer Verkündung in Kraft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Eine Bitte an die Stadtverwaltung Bonn!
Der Wunsch vieler Einwohner von Kessenich ist, daß man daselbst auch eine Kartoffelverkaufsstelle errichtet. Müssen doch die Kessenicher den weiten Weg nach Bonn oder Poppelsdorf machen. Zudem besteht die Einrichtung, daß nicht mehr wie 20 Pfd. verkauft werden dürfen, so daß die Leute gezwungen sind, alle paar Tage ihr Quantum auf dem weiten Weg zu holen. Wäre es da nicht angebracht, wenn die Behörde baldigst für Abhilfe sorgen und im Stadtteil Kessenich eine Kartoffelverkaufsstelle errichten würde. – Fast ebenso geht es mit dem Speckverkauf. Auch dafür könnte in Kessenich eine Einrichtung geschaffen werden damit sich dann auch diese Einwohner daran beteiligen könnten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)