Dienstag, 21. Dezember 1915

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Dezember 1915Der Dank der rheinischen Truppen für die Bonner Liebesgaben. Herr Oberbürgermeister Spiritus übermittelt uns folgendes ihm zugegangenes Schreiben:
   Generalkommando,9. Armeekorps. G. H.-Qu., 17. Dez. 1915.
   Euer Hochwohlgeboren,
   bitte ich sehr ergebenst, für die große Liebesgabensendung meinen herzlichsten Dank, sowie den Dank der rheinischen Truppen entgegenzunehmen und ihn auch der Bonner Bürgerschaft gütig zum Ausdruck bringen zu wollen.
   Gleichzeitig bitte ich den sämtlichen beteiligten Roten Kreuz-Vereinen der Stadt Bonn für ihre reichen Liebesgabenstiftungen wärmsten Dank zu übermitteln.
   Mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung bin ich Euer Hochwohlgeboren sehr ergebener Riemann, General der Infanterie und Kommandierender General des VIII. Armeekorps.

Arndt-Eiche in Eisen. Die Benagelung der Arndt-Eiche hat am gestrigen Montag 881,46 M. ergeben. An den beiden ersten Tagen sind insgesamt 2116,05 Mark eingekommen.

Ein Ehrentag unsrer 160er. Am 21. Dezember 1914, also heute vor einem Jahr, begann um 9 Uhr morgens ein ungeheuer starkes Artilleriefeuer der Franzosen auf die Schützengräben usw. unseres Bonner Infanterie-Bataillons (II./160), das damals in der Champagne lag. Das Feuer steigerte sich bis 12 Uhr mittags – es schlug auch eine Granate in den Unterstand des Bataillonsstabes ein – und flaute gegen Abend allmählich wieder ab. Um 2 Uhr nachmittags erfolgte ein feindlicher Infanterieangriff am Sachsenwäldchen, der ergebnislos verlief. Für die bewiesene Ausdauer und Tapferkeit wurden am folgenden Tage an das Bataillon mehrere Eiserne Kreuze 2. Klasse ausgegeben.

Einheitliche Kleidung für die Bonner Jugendwehr. Der Vorsitzende des Bonner Wehrbundes hat bei der Stadtverwaltung beantragt, die Hälfte der Kosten einer einheitlichen Kleidung für die Mitglieder der Jugendwehr auf die Stadt zu übernehmen. Die dafür erforderliche Aufwendung soll 1500 M. nicht übersteigen. Die städtische Finanzkommission empfiehlt den Stadtverordneten, 1200 M. für den Zweck zu bewilligen.

Der Betriebsbericht der elektrischen Bahnen Bonn – Siegburg und Bonn – Königswinter für die Zeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1915 besagt, daß sich der Betrieb in den vier ersten (Friedens-) Monaten des Berichtsjahres recht günstig entwickelt und besonders die Linie Bonn – Siegburg eine erfreuliche Verkehrsentwicklung gezeigt hat. Durch den Ausbruch des Krieges wurde die günstige Entwicklung der Bahnunternehmen zunächst empfindlich gestört. Fast 50 v. H. der Angestellten wurden zum Kriegsdienst einberufen, so daß nur ein wesentlich eingeschränkter Betrieb aufrecht erhalten werden konnte. Von den zur Fahne einberufenen Angestellten sind die Fahrer Wilbert und Schneider, der Schmied Breitbach und der Rottenarbeiter Wessel auf dem Felde der Ehre gefallen. Vom Oktober ab begannen der Verkehr und damit die Einnahmen auf der Strecke Bonn – Siegburg sich wieder wesentlich zu heben und im weiteren Verlauf des Jahres weit über die Ergebnisse des Vorjahres hinauszuwachsen. Der Grund für diese starke Verkehrsentwicklung ist in der Hauptsache auf die weitgehenden Arbeitereinstellungen in Siegburg zurückzuführen. Dagegen blieben die Einnahmen auf der Linie Bonn – Königswinter dauernd unbefriedigend. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 21. Dezember 1915Bonner Kinderlesehalle. Am 18. Dezbr. fand in der Bonner Kinderlesehalle eine kleine Weihnachtsfeier statt, an der die Damen des Vorstandes und die Helferinnen teilnahmen. Den Kindern wurde zuerst ein Märchen erzählt, dann erhielten, nach einer kurzen Ansprache, 14 Kinder, die sich durch gutes Betragen während der Lesenachmittage ausgezeichnet hatten, je ein hübsch ausgestattetes Buch geschenkt. Zum Schluß wurde ein gemeinsames Weihnachtslied gesungen. – Die vor vier Jahren von der Vorsitzenden der Ortsgruppe der Rheinisch-Westfälischen Frauengruppe für Volksbildung, Frau Landgerichtsrat Frost, gegründete Bonner Kinderlesehalle, erfreut sich auch in diesem Winter wieder eines regen Besuches; im Durchschnitt finden sich 80 Knaben und Mädchen an den schulfreien Nachmittagen dort ein. Auch der Nikolaustag wurde durch eine Austeilung von Pfefferkuchen gefeiert.

Städtischer Petroleumverkauf. Von heute Dienstag bis einschließlich Freitag wird auf dem Hof des Verwaltungsgebäudes Franziskanerstraße Petroleum zum Preise von 32 Pfg. für das Liter an jedermann abgegeben. Der einzelne Käufer erhält nicht mehr wie zwei Liter. Das Brotbuch gilt als Ausweis.

Bestandaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao. Am 3. Januar 1916 findet eine Erhebung der Vorräte von Kaffee, Tee und Kakao statt. Der Wortlaut der diesbezüglichen Bekanntmachung ist auf Seite 8 unserer heutigen Nummer abgedruckt.

Höchstpreise auch für Käse. Wie man hört, besteht beim Reichsamt des Innern die Absicht, Höchstpreise auch für Käse einzuführen. Die bereits fertiggestellte Vorlage soll in den nächsten Tagen den Bundesregierungen zugehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Die elektrische Straßenbahn Bonn-Godesberg-Mehlem erzielte in der Zeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1915 einen Gewinn von 28.250,81 M. (gegen 46.047 M. im Vorj.). (...) Die Entwicklung des Bahnunternehmens war im abgelaufenen Berichtsjahr keine günstige. Nachdem für die Zeit von April bis Juli 1914 die Einnahmen trotz planmäßiger Durchführung eines Viertelstundenbetriebes in den Nachmittagsstunden nur eine Steigerung von rund 6000 M. gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres aufwiesen, brachte infolge des Kriegsausbruches die Zeit von August 1914 bis März 1915 einen Einnahmeausfall von rund 15.000 M. Da der regelmäßige Halbstundenverkehr auch während der Kriegszeit weitergeführt wurde, konnten sich die Betriebsausgaben im Vergleich zum Vorjahre nicht wesentlich verringern; Mehrausgaben in Höhe von etwa 8400 M. verursachte auch der in der Zeit von April bis Juli eingerichtete und im Haushaltsplane nicht vorgesehene Viertelstundenverkehr, sowie die während des Krieges stark gestiegenen Löhne und Materialpreise. Ferner wurden für Unterstützungen der Familien der zur Fahne einberufenen Angestellten 8081,41 M. aus Betriebsmitteln gezahlt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)