Freitag, 17. Dezember 1915

    

Ein Kriegsbilderbuch zum Besten der Kriegskinderspende Deutscher Frauen. Unter dem Titel „Vater ist im Krieg“ ist soeben ein hübsches und liebenswürdiges Bilderbuch erschienen. Es wird von der Kriegskinderspende Deutscher Frauen herausgegeben und verdankt sein Erscheinen der Anregung der deutschen Kronprinzessin, welche die Herausgabe des Kriegsbilderbuches angeordnet hat, um der Sammlung für die Mütter von Kriegskindern neue Mittel zu erschließen.
   Das Bilderbuch bringt 24 in schönen Buntdrucken hergestellte Bilder bekannter Maler wie Ludwig Berwald (Berlin)m G. A. Cloß (Steglitz), H R. Schulze (Berlin), Franz Jüttner (Berlin), Karl Langhammer (Berlin), Hans Schultze (Görlitz), Willy Stoewer (Tegel). Da sieht man unsere Feldgrauen, wie sie draußen an den Fronten den Dienst fürs Vaterland leisten. Alle Waffengattungen sind vertreten. Stürmende Infanterie, deutsche Reiterei auf Patrouillenritten, schwere Artillerie bei der dicken Bertha, Pioniere beim Brückenbau, Landwehr im Schützengraben. Auch unsere Blauen Jungen und die Unterseeboote und einen Zeppelinangriff sieht man im Bilde. Und weiter den Aufmarsch der jüngsten Kriegfreiwilligen und den ergrauten Landsturmmann, der in kalter Winternacht treu und fest auf seinem Posten steht. Sanitätshundführer, Weihnacht im Felde, Besuch im Lazarett sind gleichfalls zu sehen. Alles in schönen farbigen Bilder, die der Vorstellungswelt des Kindes etwas geben. Rudolf Presber hat zu diesen Bildern kurze, frische Gedichte geschrieben, die sich dem Gedächtnis der Kleinen rasch einprägen werden. Das erste Blatt des Buches zeigt den deutschen Kronprinzen, in Husarenuniform auf einem Schimmel, im Hintergrund ein Stück des herbstlichen Argonner Waldes. Unter dem Bilde steht in Facsimile die Widmung: Den deutschen Kindern ein Gruß aus dem Felde. Wilhelm 1915. Das in graue Pappe hübsch gebundene Buch trägt auf der Einbanddecke das Bildnis und die Unterschrift der Kronprinzessin. „Zum Besten der Kriegskinderspende“ liest man hier. Hoffentlich erfüllt das Buch seinen guten Zweck, dieser Spende recht reichliche Mittel zu bringen. Der Verkaufspreis von 1,20 M. ist so billig und das Buch selbst so hübsch, daß man wohl meinen mußte, es werde sich nicht so bald eine Mutter die Möglichkeit entgehen lassen, ihrem eigenen Kinde eine Freude zu machen und gleichzeitig teilzuhaben an der Sammlung, die für die Pflege unserer Kriegskinder sorgen will.

Keine Geheimschrift bei Mitteilungen an Kriegsgefangene in Feindesland! Der Schriftverkehr der in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten unterliegt in Feindesland einer scharfen Prüfung, auch auf das Vorhandensein unsichtbarer Schrift. Die aus den Briefen Gefangener gelegentlich hervorgehenden Anregungen, dem Antwortbrief Mitteilungen in einer bestimmten unsichtbaren Schrift beizufügen, scheinen zuweilen auf listige Veranstaltungen des Feindes zurückzuführen zu sein. Auf diese Weise versuchen unsere Gegner die Mitteilungen über Vorgänge und Verhältnisse in Deutschland zu Schlüssen zu benutzen und zu unserem Nachteil zu verwerten, für sie wichtige Nachrichten zu erhalten. Umsomehr ist damit zu rechnen, daß Mitteilungen in geheimer Schrift entdeckt und daß durch ihr Bekanntwerden das Wohl des Reiches gefährdet wird. Der Gefangene selbst wird den schwersten Nachteilen in bezug auf seine Behandlung und seinen Briefverkehr ausgesetzt sein, sobald er überführt erscheint, unsichtbar geschriebene Nachrichten aus Deutschland heimlich zu beziehen. Deshalb muß dringend davor gewarnt werden, bei Mitteilungen an die in Kriegsgefangenschaft befindlichen Deutschen Geheimschrift anzuwenden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Dezember 1915Zur Verringerung des Kleingeldmangels hat das Reichspostamt, um den Umlauf der Nickelmünzen zu beschleunigen, angeordnet, daß die Geldbehälter der Fernsprechautomaten und der Postzeichengeber fortan möglichst oft geleert werden sollen. Es wäre wünschenswert, daß auch die privaten Automaten, sowie die zahlreichen Sammelbüchsen usw., die , bis an den Rand gefüllt, oft wochenlang vernachlässigt werden, pünktlich geleert würden.

Ueber die Dardanellen und ihre Nachbargebiete sprach gestern abend in einem einge­schobenen Vortrag der populär-wissenschaftlichen Vortragsreihe Geheimer Bergrat Prof. Dr. Frech aus Breslau. Ausgehend von der schweren Zeit, die John Bull jetzt erlebe, wo ein kleiner Balkanstaat seine Heere schlage, wo er in aussichtslosem Ringen an den Dar­danellen, am Aermelkanal kämpfe, wo ihm der Todeskampf am Suezkanal winke, kam Redner auf das Zusammenwirken des Strategen mit dem Geologen und dem Geo­graphen. Unter Generalstab kenne ganz genau den geologischen Aufbau und die geo­grafischen Eigentümlichkeiten der Kampfplätze. Wie der Aermelkanal eine alte Rheinmün­dung, die Suezkanallandschaft eine Schöpfung des Nils, so seien die Dardanellen und das Marmarameer ein alter Flußlauf, der ehedem, bevor das Land im Aegäischen Meer ver­sunken, bei Kreta entsprungen und nach dem Schwarzen Meer zugeflossen sei. Die Kenntnis des Kriegsschauplatzes sei die Grundlage des Erfolges. Unser Generalstab wis­se, daß Ufer und Landschaft des Suezkanals für den Verteidiger große Schwierigkeiten bieten; er kenne die Vorteile, die dem kühnen Angreifer zur Seite ständen. In den nächsten Wochen vielleicht würde Kanonendonner das Bildwerk Lesseps am Einfluß des Suezka­nals in das Rote Meer umtosen. Die Uferränder in den Dardanellen seien zerrissen und zerklüftet: unser Generalstab habe das genau gewußt und diese Schluchten artilleristisch gegen die erstaunten Engländer und Franzosen mit bestem Erfolge ausgenützt. Das Ae­gäische Meer wimmele von kleinen und kleinsten Inseln; unsre und die österreichische Marine kennten und schätzten sie als Stützpunkte für die Unterseeboote.
   Im Bilde zogen diese Gebiete, die jetzt im Mittelpunkte des schweren Krieges stehen oder denen der Krieg droht, in reicher Fülle vorbei. Die eigenartige Verbindung von Wasser, Berghöhen, Buchten und vorspringenden Landzungen brachte recht oft vertraute Anklänge an Rheinlandschaften; sehr oft aber starrte aus ihnen schauerliche Felswildnis hervor. Alte zertrümmerte Kastelle, verwitterte Ruinen zeugten von schweren Kämpfen, die aus fast sagenhaftem Altertum bis in unsere Tage diese orientalischen Länder heimgesucht. Aber auch hoffnungsfreudige Zukunftsbilder zogen auf: eine Kohlengrube mit vorzüglicher Aus­beute, die verlotterte Franzosenwirtschaft durch den Krieg von sich abschüttet, und vor al­lem wies Redner hin auf die oberirdisch natürlich abfließenden Erdölquellen in Mesopota­mien. „Die sind vielleicht einmal berufen, uns von den Amerikanern in dieser Hinsicht un­abhängig zu machen.“
   Das Vorhersagen wollte Redner mit dem bisherigen Erfolge den Engländern überlassen. Doch kehrte er zu den bekannten Worten des Reichskanzlers zurück, die jetzt nach der Niederwerfung der Serben ja erneute Bedeutung erlangen: Wir haben starke Armeen zu neuen Schlägen bereit und die deutschen Eisenfaust ist bereit, an anderer Stelle vernich­tende Hiebe auszuteilen. „Vielleicht ist es gestattet, zu hoffen, daß die deutsche Eisenfaust in den Gebieten niederfährt, die eben im Bilde vorübergezogen sind.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Ausstellung von Verwundetenarbeiten. Am Samstag den 18., Sonntag den 19. und Montag den 20. findet in Beuel, Brückenstraße 22, eine Ausstellung von Verwundetenarbeiten statt. Sämtliche Arbeiten sind von den Verwundeten des Lazaretts Evangel. Schule, Beuel, in kurzer Zeit angefertigt worden. Wir wünschen der Ausstellung regen Besuch und besten Erfolg.

Um dem betrügerischen Treiben gewissenloser Agenten entgegenzutreten, die namentlich Angehörige gefallener Krieger ausbeuten, hat der Gouverneur der Festung Köln durch Verordnung vom 10 Dezember 1915 Gewerbetreibenden verboten, sich mündlich oder schriftlich an jemanden zu wenden, um von ihm Bestellungen auf Vergrößerungen oder Verkleinerungen von Photographien oder anderen Nachbildungen von Personen, sowie auf Rahmen für diese Gegenstände zu erhalten, ohne schriftlich dazu aufgefordert zu sein. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)