Dienstag, 14. Dezember 1915

  

„Arndt-Eiche in Eisen“. Heute abend, 8½ findet im großen Saale des Bonner Bürger-Vereins die erste Probe für die an der Einweihungsfeier des Bonner Kriegsmals „Arndt-Eiche in Eisen“ teilnehmenden Gesangsvereine statt. (Siehe auch die heutige Bekanntmachung.)

Die Weihnachts-Liebesgaben des Regierungsbezirks Köln für zwei rheinische Armeekorps werden zurzeit in einem besonderen Zuge, der Sonntag abend Köln verlassen hat, an die Front befördert. Die Gaben füllen 21 Eisenbahnwagen. Unter den Herren, die den Zug begleiten, befindet sich aus Bonn Herr Stadtverordneter Kaiser.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Dezember 1915Im neuen Johanniter-Krankenhaus (Friedrich-Wilhelm-Stift) wurde gestern morgen der erste Kriegsjunge geboren. Derselbe soll außer dem Rufnamen des einzigen im Argonnerwalde gefallenen Bruders zur Erinnerung die Namen Friedrich Wilhelm erhalten. Der glückliche Vater ist im Kriegsjahr 1871 geboren.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Ritterlichkeit der deutschen Männer und Jünglinge im Allgemeinen soll nicht bestritten werden, wenn ich höflichst bitte, Nachstehendes zu Nutz und Frommen derer, die es angeht, in Ihrem geschätzten Blatte zu veröffentlichen. Zwei Damen aus der Bonner Gesellschaft besuchten am Sonntag die Oper in Köln. Zur Rückfahrt nach Bonn benutzten sie die Rheinuferbahn und bestiegen den Zug 11 Uhr ab Köln am Ubierring. Da das Abteil zweiter Klasse für Nichtraucher voll besetzt war, so mußten die Damen mit dem Raucherraum, deren Sitzplätze von sechs Herren eingenommen waren, vorlieb nehmen. Einer der Herren stand gleich auf und überließ einer Dame seinen Platz; die übrigen im besten Mannesalter stehenden Herren, deren Kleidung u. Ausrüstung die Ritterlichkeit voraussetzten, beachteten das schöne Beispiel ihres Mitreisenden nicht und blieben sitzen. Die andere Dame mußte, müde und abgespannt wie sie war, die lange Fahrt bis Bonn stehend verbringen. L.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Dezember 1915Der Zigarren-Abschnitt-Sammel-Verein hatte auf Sonntagnachmittag in den großen Saal des Bonner Bürger-Vereins zu seiner 39. Weihnachtsfeier eingeladen. Sehr zahlreich hatte man der Einladung Folge geleistet, sodaß die vielen großen und kleinen Besucher kaum alle unterzubringen waren. Gestern hat der Verein wieder 130 Kinder, 80 Jungen und 50 Mädchen, von denen die Väter zumeist im Felde stehen, einige auch schon gefallen sind, mit neuen Kleidungsstücken ausgerüstet und dazu noch 20 Verwundete mit Gebrauchsgegenständen und Genußmitteln beschert. Wie der Vorsitzende, Herr Polizeikommissar Flaccus, in einer kurzen Ansprache bemerkte, hat der Verein auch in diesem Jahre so viel Unterstützung gefunden, daß er die Zahl der zu bescherenden Kinder gegen früher noch steigern konnte in der Hoffnung, auch weiterhing gebefreudige Gönner genug zu finden, um mit ihrer Hilfe die gegen früherer Jahre ganz bedeutend erhöhten Kosten decken zu können. Herr Flaccus gedachte der Väter, Söhne und Brüder, die auch dieses Weihnachtsfest wieder im Feld verleben müssen, und schloß mit diem Wunsche, sie möchten recht bald nach einem siegreichen Frieden zu ihren Familien zurückkehren. Die Feier begann mit einem Harmoniumvortrag des Herrn Herrn Organisten Veith, unter dessen Leitung dann der Münsterchor (Männer und Knaben) eine Anzahl gut gewählter Lieder sehr schön vortrug. Die Glanzpunkte der Feier bildeten die unter Leitung von Frl. Josephine Vrede zumeist von Kindern gestellten lebenden Bilder „Christ Geburt“, „Engelsständchen“, „Jesu unterrichtet die Kinder“, „Des Kriegers Weihnachtstraum“, die jedes Mal durch den Gedichtvortrag eines Mädchens eingeleitet und erklärt wurden. Vor allem ergreifend wirkte das letzte Bild, das im Vordergrund einen Landwehrmann auf Wache und im Hintergrund gleichsam als dessen Traumbild die Familie unter dem Weihnachtsbaum zeigte. Auch die gemeinschaftlichen Weihnachtslieder sorgten aufs beste für die richtige Weihnachtsstimmung. Wir hoffen, daß der Verein durch diese Feier den Kreis ihrer Gönner und Freunde beträchtlich erweitert hat.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)