Sonntag, 31. Oktober 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Oktober 1915Kriegsspende „Deutscher Frauendank 1915.“ Die Bonner Vertreterinnen der beiden größten Frauenverbände, des Bundes Deutscher Frauenvereine und des Katholischen Frauenbundes, hatten sämtliche Frauenvereine Bonns am Freitag nachmittag zu einer Besprechung eingeladen. Infolgedessen schlossen sich 43 Vereine und einige Einzelpersonen zu einem Ortsausschuß zusammen, der die Sammlung für die von den beiden großen Frauenverbänden ins Leben gerufene Kriegsspende „Deutscher Frauendank 1915“ in die Wege leiten will. Die Versammlung wurde eröffnet und geleitet von Fräulein Paula Böttrich, der Vorsitzenden des Katholischen Frauenbundes, Zweigverein Bonn. Frau Adelheid Steinmann, die Vertreterin der dem Bunde Deutscher Frauenvereine angeschlossenen Bonner Vereine, machte der Versammlung Mitteilung über die mustergültige Organisation und den segensreichen Zweck der Stiftung. Sie ist bestimmt zur Unterstützung der Hinterbliebenen gefallener Krieger und der Angehörigen von Kriegsbeschädigten aus Heer und Marine aller Waffengattungen, und zwar soll sie hauptsächlich zur Verwendung kommen als Beihilfe zu einer der Begabung entsprechenden Schul- und Berufsbildung und zur Unterstützung von solchen Angehörigen der Kriegsteilnehmer, denen die Möglichkeit des eigenen Erwerbs versagt ist. Um jede Zersplitterung zu vermeiden, soll die Kriegsspende „Deutscher Frauendank 1915“ der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen und den Ausschüssen für Kriegsinvalidenfürsorge unter besonderen Verwaltungsbedingungen angeschlossen werden. Plan und Zweck dieser Veranstaltung wurden von den Anwesenden als der weitgehendsten Förderung wert erkannt, und es wurde der Wunsch ausgesprochen, keine einzige Frau möge sich von einer Stiftung ausschließen, die einen geringen Teil unserer unermeßlichen Dankesschuld abtragen soll, denen gegenüber, die uns und unser Vaterland durch das Opfer ihres Lebens oder ihrer Gesundheit vor dem Untergang bewahrt haben.
   Der Ortsausschuß wählte einen Arbeitsausschuß von zehn Mitgliedern aller Richtungen, die unter dem Vorsitz von Frau Elisabeth Gudden die Sammlung der Gaben unverzüglich vorbereiten werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Oktober 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Oktober 1915Wegen verbotenen Branntweinverkaufs wurde eine Wirtin aus Vilich-Rheindorf gestern von der Strafkammer zu 20 Mk. Geldstrafe verurteilt. Sie hatte Schnaps an Arbeiter in nicht versiegelten Flaschen abgegeben. Das Bürgermeisteramt hatte außerdem ihre Wirtschaft für 14 Tage geschlossen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Oktober 1915Vom Bonner Volksheim. Ich gehöre zu den Hausfrauen, die in der jetzigen Zeit der Nahrungsmittelteuerung immer gerne möglichst billig einkaufen. Da fiel mir in den letzten Tagen wiederholt ein Inserat in die Augen, wonach das Bonner Volksheim „Aepfel das Pfund zu 8 Pfg.“ verkauft. Obwohl ich sehr weit vom Volksheim entfernt wohne, bin ich doch gestern zur Meckenheimerstraße gegangen, um dort im Volksheim die angebotenen billigen Aepfel mir einmal anzusehen und ein Pfund probeweise zu kaufen. Zu meiner Ueberraschung wurde mir aber dort erklärt, daß man dort nicht wie in jedem Laden ein Pfund kaufen könne, man müsse mindestens fünf Pfund nehmen, und probieren der Aepfel sei ausgeschlossen. Da mir das Aussehen der Aepfel es ratsam erscheinen ließ, zunächst eine Probe davon zu haben, bat ich dringend, mir wenigstens ein Pfund probeweise zu überlassen. Ich stieß aber mit meiner Bitte auf ein glattes Nein. Der Verkäufer erklärte, er habe die Anweisung, nicht unter fünf Pfund zu verkaufen. Da mir die übrigen Aepfel, die angeboten wurden, zu teuer waren (es handelte sich um Tafelobst, das Pfund zu 25 Pfg.), so bin ich unverrichteter Sache wieder nach Hause gegangen. Ich hatte geglaubt, daß man im Bonner Volksheim mehr Entgegenkommen fände, als in jedem eigentlichen Ladengeschäft, in welchem man einem Käufer auf Verlangen meist gerne eine Kostprobe gibt. Eine Kriegswitwe.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Oktober 1915Warnung vor übereilten Kartoffel-Einkäufen. Von einem Geistlichen wird uns geschrieben: Wer die gegenwärtige Gestaltung der Kriegslage, sowohl in militärischer als in politischer Hinsicht hüben und drüben aufmerksam betrachtet, kann sich unmöglich enthalten, dem Gedanken an ein sehr baldiges Ende des Krieges Raum zu geben. Dem Ende aber dürfte ein so großer Umschwung in handels- und wirtschaftlicher Beziehung folgen, wie man es heute gar nicht ahnt. Mit den während 15 Monaten in den Ueberseeländern auf Lager befindlichen Vorräten an Kolonialwaren wird man alsdann Europa förmlich überschütten. Wer mag nach einigen Monaten sich wohl noch satt an Kartoffeln essen, wenn ihm wieder Weizenmehl, Reis und allerlei Tropenfrüchte billig zur Verfügung stehen! Die reichlich aufgespeicherten Vorräte von Kartoffeln werden den Landleuten dann gewiß sehr zu statten kommen als Viehfutter, wodurch dann möglichst bald auch dem Fleischmangel wieder abgeholfen wird. Bis jetzt sind, wie leicht zu konstatieren ist, bereits große Mengen von Kartoffeln in den Städten lagernd untergebracht, so zwar, daß diese für den Konsum nach veränderter Lage den Winter hindurch hinreichen dürften. Freilich werden alsdann die heute sehr geschäftigen Kartoffelhändler beim Verkauf sich mit der Hälfte des Einkaufspreises begnügen müssen; und diejenigen Konsumenten, welche in ihrer Angst dem Bauer gegenüber heute so freigebig sind, mögen sich dann damit trösten, daß sie wenigstens etwas dazu beigetragen haben, dem Landmann seine Erdscholle wieder lieb und teuer zu machen, infolgedessen man hoffen kann, daß die mit Recht beklagte Landflucht einigermaßen eingedämmt wird. Möchten die ängstlichen Bürger und die schmunzelnden Bauern doch nicht vergessen, daß eine gütige Vorsehung regiert. Dies findet den Wucherer und Habgierigen auch noch nach dem Kriege. Eine reiche Erfahrung dürfte lehren, daß unmäßige Gewinne, erzielt an Lebensmitteln zur Zeit der Kriegsnot, nie von dauerndem Bestande geblieben sind.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)