Dienstag, 19. Oktober 1915

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Oktober 1915Die Deutsche Kolonialgesellschaft nimmt in diesem Winter ihre gewohnten lehrreichen und fesselnden Vortragsveranstaltungen, zu denen die Mitglieder freien Zutritt haben, wieder auf. Voraussichtlich wird schon am 26. d. M. der erste Vortrag des Herrn Universitätsprofessors Dr. C. H. Becker über „Der Islam im Weltkriege“ stattfinden.

Der Lehrgang über Vermögensverwaltung des Deutsch-evangelischen Frauenbundes beginnt heute abend 8½ im Gemeindehause, Rathausgasse 2. Der zehnstündige Lehrgang dürfte vielen Frauen, die durch die Abwesenheit ihrer Männer gezwungen sind, ihre Vermögens- und Rechtsverhältnisse selbst zu regeln, willkommene Gelegenheit bieten, sich die dafür nötigen Kenntnisse anzueignen.

Die Verwendung von Milch zu gewerblichen Zwecken wird durch eine Verordnung der preußischen Staatsregierung, die in der letzten Nummer des Reichsanzeigers veröffentlicht wird, weiter eingeschränkt. Die Verordnung tritt am 25. Oktober in Kraft.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Oktober 1915Post- und Paketversand nach den Kriegsschauplätzen des Ostens und Westens. (Amtlich) Vom 15. Oktober an ist der Privatpaket- und Frachtgutverkehr an alle Truppen des östlichen und westlichen Kriegsschauplatzes freigegeben. Er bleibt vorläufig nur noch für die auf dem Balkan kämpfenden Heeresangehörigen gesperrt. Im Verkehr nach dem Nordosten muß mit verlangsamter Beförderung gerechnet werden, weshalb sich empfiehlt, den Versand dorthin einstweilen auf das Notwendigste zu beschränken. [...]

Westerwaldklub Bonn. Am Sonntag führte der Westerwaldklub Bonn seine Mitglieder an die Sieg. Die Führerin, Frau Brögmann, erledigte ihr Führersamt in tadelloser Weise. Nach gemütlicher Fahrt bis Hennef wanderte die Gesellschaft, 36 Personen, an romantischen Ufern der Sieg entlang, bot sich hier manch schönes landschaftliches Bild. Auf schmalen, durch prächtigen Wald führenden Wegen ging es am Ufer der Sieg vorbei, stets neue Blicke ins Siegtal zeigend. Trotz des herrschenden Nebels war es einzig schön. Bald tauchten die Ruinen von Blankenberg auf, von Nebel umwogt. Eine kurze Rast am Ufer der klaren Sieg wurde zum Frühstück benutzt und die Rucksäcke ihres Inhalts entleert. Dann ging es weiter durch das prächtige Dernbachtal, auf stillem, verschwiegenem Pfad, und zeigte hier der Wald sich in prächtigem Herbstschmuck. Höher und höher schlängelte sich der Pfad, bald war die Höhe erreicht. Bot sich auch des Nebels wegen keine Fernsicht, so ließ es sich doch ahnen, wie herrlich hier oben bei guter Beleuchtung die Aussicht sein muß. Nun weiter über Feld und Fluren, dann wieder durch prächtigen Wald hinab ins Bröltal; Felderhoferbrück war erreicht. Ein gemütliches Kaffeestündchen erhöhte die Stimmung der Wanderer, worunter das schöne Geschlecht reichlich vertreten war. Alle waren entzückt über die herrliche Wanderung, welche so recht gezeigt hat, wie unendlich schön unsere liebe Heimat ist. Von Felderhoferbrück ging es dann mit der Bahn über Hennef wieder nach Bonn-Beuel. Hui Wäller! Allemol.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 19. Oktober 1915Eine Sammlung von eingekochtem Obst und von Fruchtsäften für unsere Truppen im Felde findet bekanntlich am 22. Oktober, beim Geburtstag der Kaiserin, durch den Vaterländischen Frauen-Verein statt. Wir machen nochmals auf diese Sammlung aufmerksam und empfehlen sie recht warm dem wohltätigen und vaterländischen Sinne unserer Einwohnerschaft.

Sorget für die nichtbedachten Kämpfer im Felde! Das Zentral-Depot für Liebesgaben des stellvertretenden Militär-Inspekteurs der freiwilligen Krankenpflege will im besonderen aller jener tapferen Männer gedenken, die in der neugebildeten Landwehr- und Landsturmbataillone gereiht sind und tagtäglich eingereiht werden, oder die in den Fahrkolonnen, die in den vielen freiwilligen Abteilungen harte und meist ungewohnte Kriegsarbeit verrichten und die von zu Hause nicht mit Liebesgaben bedacht werden. Für über 3 Millionen Mark Liebesgaben sind vom Zentral-Depot aus bislang ins Feld geschickt worden, alles aus freiwilligen Spenden hochherziger Mitbürger beschafft. Das weitere tapfere Ausharren unserer braven Soldaten im Kampf und Not wird den Spendern dort der schönste Lohn sein. Das Zentral-Depot bittet deshalb ebenso herzlich wie dringend um Förderung dieses Liebeswerkes durch Unterstützung seines Wohlfahrts-Postkarten-Verkaufes. Ausgegeben wurde soeben die erste Wohlfahrtsserie „Hindenburg und seine Führer!“ Die prächtig gelungenen, nach ganz neuen Feldaufnahmen hergestellten Karten werden sicherlich allgemeinen Beifall finden. Gezeigt werden: Hindenburg, sein Genaralstabschef Ludendorff, Generaloberst Eichhorn, die Generäle der Infanterie von Below, von Beseler und Litzmann, sowie die Generäle der Artillerie von Scholz und von Gallwitz.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)