Montag, 4. Oktober 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Oktober 1915Der „Eiserne Siegried von Königswinter“ wurde gestern Nachmittag in Anwesenheit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, des Freiherrn v. Mirbach als Vertreters der Kaiserin und anderer Ehrengäste, sowie unter großer Teilnahme der Einwohnerschaft und der Vereine von Königswinter und Umgegend, der Verwundeten, Krankenpflegerinnen usw. mit einem kurzen Festakt der Benagelung übergeben. Nach einigen Musikstücken der Bonner Landsturmkapelle und einem von einer jungen Dame vorgetragenen Festspruch hielt Beigeordneter Geh. Sanitätsrat Peusquens eine Ansprache, in der er auf die Siegfriedsage hinwies, den Helden Siegfried mit unseren tapferen Truppen verglich und zum Schluß ein Kaiserhof ausbrachte. Alsdann schlug Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe den ersten Nagel, einen goldenen, in das Standbild, den zweiten, ebenfalls goldenen Nagel, den die Kaiserin gestiftet hatte, schlug Exzellenz Frhr. v. Mirbach ein. Bei den Klängen der Musikkapelle wurde alsdann die Nagelung den ganzen Nachmittag fortgesetzt, so daß schon am ersten Tage ein erheblicher Beitrag eingekommen sein dürfte. Der „Siegfried“, ein Werk des Königswinterer Bildhauer Krings, steht am Rhein vor dem Europäischen Hof.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Oktober 1915In den Bonner Lichtspielen ist jetzt Sudermanns verfilmter Roman „Der Katzensteg“ zu sehen. Ueber den Katzensteg führte die Magd Regine die Franzosen im Jahre 1807 den Deutschen in den Rücken. Ob der Film den ganzen Zauber dieses tüchtigen Jugendwerks des jungen Sudermanns wiedergibt? Nein, das nicht, aber es ergeben sich schöne Stimmungsbilder auf der Leinwand und auch Bilder voll dramatischer Bewegung. Die Darsteller der Hauptgestalten suchten zwar tunlichst die seelischen Vorgänge in den meiden Menschen mimisch zum Ausdruck zu bringen: allein, der Kinotechnik ist eine natürliche Grenze gezogen und über die hinaus vermochte auch nicht der Regisseur dieses Films zu schreiten.

Die Dörrkartoffel. Die neueste Erfindung auf dem Gebiete der Lebensmittel ist, wie aus Berlin geschrieben wird, die Dörrkartoffel. Es ist ein neues Dörrverfahren zum Patent angemeldet, wodurch Kartoffeln wie Gemüse auf Vorrat getrocknet werden können. Nach den der Anmeldung vorausgegangenen Versuchen quillt die Dörrkartoffel im Wasser nach einiger Zeit wieder vollkommen auf und unterscheidet sich dann durch nichts von einer rohen Kartoffel. Das Interessantester dabei ist, daß man einen ganzen Zentner gedörrter Kartoffeln in einer 5-Kilo-Büchse verpacken kann. Bereits in nächster Zeit sollen die Dörrkartoffeln in großen Mengen im Handel erscheinen, damit sich jeder beizeiten gut „eindecken“ kann.

Eine Riesenkartoffel wurde uns von Herrn Jos. Frohn aus Schönau bei Münstereifel zugesandt. Sie hat ein Gewicht von nahezu drei Pfund. Die Riesenkartoffel ist in unserem Schaufenster ausgestellt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vaterländischer Frauen-Verein Stadtkreis Bonn. Die staatlichen Notprüfungen von Hilfsschwestern und Helferinnen des Vaterl. Frauenvereins Stadtkreis Bonn unter dem Vorsitz des Herrn Regierungs- und Geh. Medizinalrates Dr. Rusak von der Königlichen Regierung im Köln haben ihren Abschluß gefunden. Alle 67 Schwestern bestanden die Prüfung und zwar 3 mit ausreichend, 25 mit gut und 39 mit sehr gut. Der Vaterl. Frauen-Verein Stadtkreis Bonn verfügt nunmehr über 131 staatlich anerkannte Krankenpflegerinnen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)