Sonntag, 3. Oktober 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Oktober 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Oktober 1915Das Speisehaus, Bachstraße 26, welches für durch den Krieg in Not geratene Frauen und Mädchen seit Mitte September wieder eröffnet ist, bittet in der jetzt wirtschaftlich so schwierigen Lage gütige Mitbürger um freundliche Zuwendung von Obst, Fallobst, Gemüse oder sonstigen Lebensmitteln, die dort jederzeit dankbar entgegengenommen werden.

Die Soziale Vereinigung christlicher Vereine von Bonn und Umgegend hat auf heute abend zu einer Besprechung über die Gründung eines Kriegsausschusses für Konsumenteninteressen in das Gasthaus Röver eingeladen. Auf der Tagesordnung steht außerdem die etwaige Uebernahme des Volksheims an der Thomastraße. Aehnliche Ausschüsse für Konsumenteninteressen haben in anderen Städten schon gute Erfolge aufzuweisen, es ist deshalb damit zu rechnen, daß auch die für Bonn geplante Organisation in weitesten Kreisen lebhafte Anteilnahme finden wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Oktober 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Oktober 1915Straßensperrung. Wegen Straßenbauarbeiten wird die Wenzelgasse zwischen Markt und Brückenstraße vom 11. Oktober ds. Js. ab bis auf weiteres für jeden Fahrverkehr, teilweise auch für den Fußgängerverkehr gesperrt.

Konservieren von Obst und Gemüse. Bisher ist von unsern Hausfrauen niemals soviel eingemacht und eingekocht, gedörrt und gepreßt worden, als in diesem Jahre, selbst auf dem platten Lande, wo man bis jetzt für diese etwas umständliche Art des Konservierens wegen der Fülle von anderen Arbeiten keine Zeit, aber auch keine Lust hatte, prangt heute in jeder Haushaltung auf und in den Schränken eine ganz stattliche Anzahl Gläser und Töpfe, Büchsen und Dosen. Ueberall ist man beflissen, sich für die ernste und teuere Zeit, in der wir leben und die uns noch bevorsteht, einen möglichst großen und ausreichenden Vorrat zu sichern. „Man kann ja nicht wissen ...“ denkt jede vorsichtige Hausmutter. Als Ersatz für die fast unerschwingliche Butter hat man bei der reichen Obsternte dieses Jahres in vielen Familien recht viel schmackhaften Birnen-, Zwetschen- und Rübensaftmus, sowie Pflaumenmarmelade und Apfelgelee hergestellt.
   Bei den meisten Konservierungen, namentlich wo es sich um Gemüse und ungeteilte Früchte handelt, kommt ein Einkochapparat wohl zu statten, doch kann die geschickte Hausfrau auch vieles ohne einen solchen fertigstellen, besonders da, wo die Sachen nicht gar zu lange aufbewahrt werden sollen. Man hat bei dieser freien Bearbeitung noch den Vorteil, daß man nicht an eine besondere Form der Gläser gebunden ist, wie es beim Einkochapparat der Fall ist. Für kleinere Familien ist z.B. die Benutzung von den Wirten als zu groß befundenen Biergläsern zu empfehlen. Sie eignen sich vorzüglich zur Aufbewahrung von Gelee, Saft, Marmeladen und kleinen Früchten und können mit diesen auf den Tisch gebracht werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)