Sonntag, 19. September 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. September 1915Das Verbot, Sahne und Vollmilch zu verwenden, findet nach den Ausführungsbestimmungen keine Anwendung auf Lazarette, Krankenhäuser, Genesungsheime und ähnliche Anstalten, soweit es sich um die Herstellung oder Verabfolgung von ärztlich verordneter Kost an Verwundete, Kranke oder Genesende handelt.
   Die Bundesratsverordnung über die Beschränkung der Milchverwendung muß in den von ihr betroffenen Betrieben, also in Milchläden, Konditoreien, Bäckereien, Gast-, Schank- und Speisewirtschaften sowie in Erfrischungsräumen ausgehängt werden, und zwar in den Verkaufs- und in den Betriebsräumen.

Petroleumwucher. Der Guvernör der Festung Köln macht bekannt: Der Kaufmann Herr Philipp Lütz, Petroleum-Import, zu Bonn, Karlstraße 21/29, hat im August ds. Js. für Petroleum Preise gefordert, die einen durch die Gesamtverhältnisse nicht gerechtfertigten Verdienst für ihn enthielten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Ein Paar Militärstiefel hatte ein Althändler, wie er behauptete, von einem Unbekannten angekauft, obwohl er sehen mußte, daß es sich um Königliche Dienstgegenstände handelte. Er wurde vom Schöffengericht zu drei Tagen Gefängnis verurteilt.

Eine Stundenarbeiterin, die wegen Diebstahls schon mehrfach vorbestraft ist, hatte in einem Hause in Bonn ein Paar Schuhe und ein Paar Strümpfe entwendet. Sei behauptete, sie habe die Schuhe für herrenlos angesehen, weil sie auf dem Hof gestanden hätten. Diese Behauptung wurde aber widerlegt und die Strafkammer verurteilte die Angeklagte mit Rücksicht auf ihre Vorstrafen zu 6 Monaten Gefängnis.

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. September 1915Ein eifersüchtiger Schuhmacher hatte einen Brief, der an seine angebliche Braut gerichtet war, widerrechtlich erbrochen. Der Schuhmacher behauptete, dazu berechtigt gewesen zu sein, er habe geglaubt, der Brief sei von einem anderen Liebhaber seiner Braut. Das Schöffengericht verurteilte ihn gestern wegen Verletzung des Briefgeheimnisses zu 5 Mk. Geldstrafe.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 18. Sept. Gestern nachmittag erschien die evangelische Volksschule von Godesberg mit ihren Lehrern am „Eisernen Kreuz von Godesberg“, um die Nagelung von 122 Nägeln vorzunehmen, für die ein freundlicher Gönner den entsprechenden Betrag zur Verfügung gestellt hatte. Der Feier wohnten u. a. Herr Bürgermeister Zander, die Herren Beigeordneten Fritzen und Weyerstall und eine große Anzahl von Zuschauern bei. Nach einem gemeinsamen Lied hielt der Ortsschulinspektor Herr Pfarrer Neumann eine Ansprache, in der er betonte, daß das „Eiserne Kreuz von Godesberg“ ein Wahrzeichen sei unserer eisernen Zeit und zugleich ein Wahrzeichen echten deutschen Dankes, des Dankes der Tat. Mit freundlichem Dank erlebten wir gerade in dieser ernsten großen Zeit, was wir an unserem großen, schönen deutschen Vaterlande und besonders an unserem Kaiser haben, der als ein Hort des Friedens in langer Zeit uns den Frieden erhalten habe und nun in diesem uns aufgezwungenen Krieg auch als ein Helden- und Siegeskaiser sich erweise. Die Rede klang in ein Kaiserhoch aus, in das die Versammelten begeistert einstimmten. Nachdem das „Heil Dir im Siegerkranz“ verklungen war, begann die Nagelung. Mit sichtbarer Freude und Begeisterung schlugen die Kinder nun ihre Nägel ein. Diese Feier wird den Kindern unvergeßlich sein und die Erinnerung an diese eiserne Zeit für ihr ganzes Leben in ihnen wach und lebendig erhalten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 19. September 1915Schafft das viele Obst herein. Im Kriegsjahr 1915 hat uns der Lenker der Geschicke auch eine seit langen Jahren nicht vorgekommene fast wunderbar reiche Obsternte beschert – zu Nutzen des Vaterlandes, zum Aerger unserer Feinde. Ob des reichen Erntesegens herrscht denn auch überall freudige Dankbarkeit. Alt und Jung ist eifrig mit dem Einheimsen beschäftigt. Doch ist es mehr als fraglich, ob es möglich ist, den Segen voll einzubringen, wenn nicht die Behörden vielleicht mehr als bisher wirksame Hilfe schaffen, da es offenbar an hinreichenden Arbeitskräften fehlt oder die vorhandenen Kräfte nicht sachgemäß nutzbar gemacht werden. An zahlreichen Orten hat man die Wahrnehmung gemacht, daß auf und an Wegen sehr viel Obst verkommt oder zertreten wird. Sollten da unsere Schüler nicht herangezogen werden können?

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Geschäftliches.
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf von Schaumburg-Lippe besuchte heute die Türkische Zigaretten-Fabrik von Fitos in der Poststraße 3 und machte dort Einkäufe.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)