Montag, 23. August 1915

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. August 1915Konzert der Bonner Liedertafel
(Zum Besten der Kriegshilfe.)
Die Bonner Liedertafel hatte mit ihrem gestrigen Konzert wieder einen vollen und, wie gleich hinzugesetzt werden soll, wohlverdienten Erfolg. Man wird weit gehen müssen, bis man, jetzt zur Kriegszeit, wieder einen Gesangverein findet, der einen so stark besetzten, glänz­end geschulten Chor und ein so schönes Stimmenmaterial zur Verfügung hat, wie die Sängerschar der Liedertafel, die Herr Musikdirektor Werth unter seiner anfeuernden Lei­tung vereinigt. Obwohl die meisten der jüngeren Sänger draußen im Felde stehen, klingen die Chöre immer noch sehr schön und sie sind noch immer der stärksten Wirkungen fähig, weil Musikdirektor Werth in ganz hervorragender Weise die Kunst versteht, die Stimmen zusammenzuhalten und im gegebenen Moment mit voller Kraft einzusetzen. So hörte man die vaterländischen Chöre „Die Wacht am Rhein“ von Wilhelm und „Lützows wilder Jagd“ von Weber machtvoll dahinbrausen, freute sich über die geschlossene Wirkung und die schönen dynamischen Abstufungen in Werths tonmalender Chorballade „Die Söldner“ und bewunderte die Fülle und Kraft des Tones und die begeisterte Stimmung, mit der sich die Sänger für Felix v. Woyrschs markigen „Gesang des deutschen Heeres“ einsetzten. Auch in den volkstümlichen Chorliedern, in Hummels „Die Rose im Tal“, Werths „Ganz im Gehei­men“, Langers „Am Ammersee“, Jüngsts „Ständschen“, v. Othergravens „Der Jäger aus Kurpfalz“ und Julius Hagemanns (Bonn) liebenswürdig humorvollen „Ey! Ey!“ bewährte sich die oft gerühmte Kunst der Liedertafel, den rechten Klang und die rechte Stimmung für jeden Chor zu treffen und für die Schwermut wie die Schelmerei des Volksliedes einen ungekünstelten und lebendigen Ausdruck zu finden. Als Solokräfte waren Frau Küster-Herold (Köln) und Herr Konzertmeister Lang (Berlin) für das Konzert gewonnen. Frau Küs­ter-Herold sang mit sympathisch gefärbter Altstimme und vornehmer Auffassung Brahms' „Sapphische Ode“, Hugo Wolfs „Verborgenheit“ und als Neuheit F. W. Frankes „An unsere lütte Prinzessin“. Wenn sich bei den ersten Liedern eine gewisse Unstetigkeit des Tones bemerkbar machte, so verlor sich das später fast ganz, so daß Schuberts „Nachtstück“, mit schöner Empfindung gesungen, ausgezeichnet gelang und auch Strässers „Wenn ich wüßte“ und Flecks „Abseits“ zu voller Wirkung kamen. Herr Konzertmeister Lang, der sich hier schon beim Verwundeten-Konzert sehr vorteilhaft einführte, spielte Händels D-Dur-Sonate für Violine mit reifer und echt musikalischer Auffassung und einer überaus sicheren Technik. Der schöne, vornehme Ton des Künstlers kam dann noch in drei kleinen Violin­stücken, in Sindings Andante religioso, in der Humoreske von Dvorak-Kreisler und in Ha­gemanns „Karneval“ vortrefflich zur Geltung. Herr Lang dankte für den reichen Beifall mit Regers Andante. Eine Zugabe, die seinem musikalischem Geschmack wie seinem Kön­nen das beredteste Zeugnis ausstellt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. August 1915Einzahlungstermine auf die dritte Kriegsanleihe. Als erster Einzahlungstermin für die neue Kriegsanleihe ist der 18. Oktober bestimmt worden, doch können Einzahlungen bereits vom 30. September an gemacht werden.

Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe ist am Freitag abend von Heringsdorf kommend in Berlin eingetroffen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Brot- und Mehlpreis. Landrat von Nell gibt eine Verordnung über die Regelung des Mehl- und Brotverbrauchs im Landkreise Bonn bekannt, die mit dem 29. August in Kraft tritt. Es wird der Höchstpreis für ein Schwarzbrot auf 65 Pfg., für ein Feinbrot auf 80 Pfg., für ein Kleinbrot (Röggelchen) auf 6 und für ein inländisches Weizenmehl auf 30 Pfg. das Pfund festgesetzt. Die Höchstpreise sind durch Anschlag an augenfälliger Stelle in den Verkaufsräumen den Käufern zur Kenntnis zu bringen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)