Dienstag, 18. August 1915

  

Bonner Wochenmarkt. Auf dem gestrigen Wochenmarkte waren die Preise, mit Ausnahme einiger Artikel, die etwas billiger geworden waren, im allgemeinen unverändert. Der Besuch des Marktes war auch gestern wieder recht lebhaft und es wurde flott gekauft. Das Angebot war im allgemeinen sehr groß. Obst war wieder in ausnahmsweise großen Mengen und reicher Auswahl vorhanden, aber immer noch hoch im Preise. (…)
   Der städtische Gemüse- und Kartoffelverkauf auf dem Bonner Wochemarkt war gestern wieder recht lebhaft. Die Nachfrage war hauptsächlich in Bohnen, Kartoffeln und Zwiebeln sehr groß. Gegen 9½ Uhr war der ganze Vorrat in Bohnen schon ausverkauft. Kartoffeln konnten nicht genug herangeschafft werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. August 1915Die städtischen Verkaufsstellen für Gemüse bieten nunmehr auch frisches Obst zum Verkauf an. Der Preis beträgt für Aepfel 12 Pfennig, für Birnen 10 Pfennig.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Uebt Menschlichkeit!
   Auch bei Pferden gibt es Eingezogene und Zurückgebliebene. Natürlich bietet der „Schwamm“ unserer Zugtiere nicht die besten Exemplare der Gattung. Man sieht jetzt vielfach das, was man bei den „Hafermotoren“ früher überhaupt nicht oder höchstens in außerordentlich seltenen Fällen gesehen hat: schwache, überanstrengte, abgetriebene Pferde. Unsere Schutzleute haben ihr Augenmerk auch auf überlastete, abgetriebene Pferde zu richten und für die Ausspannung solcher oder lahmer Tiere zu sorgen. Sie tun dies in reichlichem Maße schon aus reiner Menschlichkeit und Tierfreundlichkeit. Außerdem hat der Tierschutzverein seit Jahren Belohnungen für Schutzleute ausgesetzt, die sich mit warmem Herzen der gequälten Kreatur annehmen und gegen Tierquäler Anzeige erstatten, damit sie in verdienter Weise bestraft werden. Anlaß, einzuschreiten, liegt jetzt oft genug vor. Die Pferde sind knapper geworden als vor dem Kriege – und doch soll jeder schwachbesetzte Stall an Transporten so viel leisten, wie der vollständig besetzte Stall geleistet hat. Die Folge wird die häufige Ueberlastung der Wagen. Die Fütterungsverhältnisse haben sich wegen der geringeren Haferration verschlechtert. Die Tiere, an sich schon schwächer als die eingezogenen, sollen womöglich noch größere Lasten fortbewegen als ehedem die starken Tiere vermochten. Die neue Futterart verursacht den Pferden, zumal bei großer Hitze, brennenden Durst; doch denkt nicht jeder Kutscher daran, daß eine reichliche und häufige Tränkung der Pferde unbedingt nötig ist. Werden sie überanstrengten Tiere matt, so wird oft mit größter Herzlosigkeit auf die armen Tiere eingeschlagen – Wahrnehmungen, wie sie jeder Tierfreund oft machen muß. Manchmal, wenn die Pferde selbst mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte nicht vom Fleck können, wäre eine Erholungspause von zehn Minuten geeignet, den Tieren die Fortsetzung ihrer schweren Arbeit zu ermöglichen. Dazu aber fehlt dem Kutscher – so meint er oft, und so mag’s ja auch manchmal richtig sein, weil der Arbeitgeber auf die Erledigung der Fuhren drängt – dazu gebricht es an der Zeit, und so muß das bedauernswerte Arbeitstier unter einem Hagel von Schlägen weiter ... (...)
   Die Mahnung, den Pferden, die daheimgeblieben sind, bei ihrer schweren Arbeit Menschlichkeit angedeihen zu lassen, gilt in erster Reihe den Firmen, die sich des Pferdes für ihre geschäftlichen Zwecke bedienen: Mutet den Tieren nicht zu, was sie nicht leisten können! Seht euch die Pferde an, wenn sie von ihrer Arbeit wieder auf den Hof kommen, ob sie nicht bis zum Umfallen abgetrieben und mit Striemen über Kopf und Körper bedeckt sind! Zwingt die Kutscher nicht, mehr mit ihrem Gefährt zu leisten, als vernünftigerweise geleistet werden kann; sorgt dafür, daß die armen Tiere nicht rohen Personen anvertraut werden, deren Gefühl gegen die Qualen mißhandelter Tiere abgestumpft ist! Es ist dies jetzt weit mehr noch als sonst eine Forderung der Menschlichkeit!

Soll das Stadttheater eröffnet werden? Die Frage beschäftigt, wie wir Artilleristen aus Bonn in Ihrer geschätzten Zeitung lesen, wieder die Gemüter der Heimat. Freilich soll es eröffnet werden! Das Theater, das ernst genommen sein will, ist keine Stätte der Unterhaltung und des müßigen Zeitvertreibes, sondern ein Ort der Bildung und ernster Geistesarbeit, eine Weihestätte edler Sammlung und Erhebung. Unsere Lieben daheim und unsere verwundeten Kameraden bedürfen gerade in dieser Zeit das Theater. Aber, wie gesagt, nur das Theater, das ernst genommen sein will. Auf den Spielplan also kommt es an. Im vorigen Winter hat man dem Bonner Stadttheater jenen höheren Charakter nicht immer zu wahren verstanden. Vier Bonner Artilleristen von den 23ern.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)