Montag, 17. August 1915

   

Verwundete Krieger das Mannschaftsstandes erhalten Abschriften, die unmittelbar in die Schreibmaschine diktiert werden können, und eilige Besorgungen kostenlos ausgeführt vom Institut „Blitz“, Abschreibe-Büro und Eilboten-Zentrale, Münsterstraße 2.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. August 1915Ansichten aus Mitau. Herr Zahnarzt Dr. Lewin aus Bonn, z. Z. im Felde, hat uns eine große Anzahl Ansichten aus dem eroberten Mitau übersandt, die im Schaufenster unseres Geschäftslokales ausgestellt sind.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 17. Aug. Das neue Soldatenheim im früheren Hotel Hüttenrauch ist am verflossenen Samstagnachmittag mit einer patriotischen Veranstaltung seinem Zwecke übergeben worden. Herr v. Below eröffnete die Feier mit einer zündenden Ansprache an die zahlreichen Godesberger Feldgrauen und wies auf den schönen Zweck dieser Einrichtung hin. Seine Rede klang aus in einem Hoch auf unsren obersten Kriegsherrn. (...)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Soll das Theater geöffnet werden oder geschlossen bleiben? (...) Es ist (...) geradezu ein Unfug, eine Herzensroheit, daß wir uns hier im gesegneten Westen, das Gott vor der Wut der Franzosen und Engländer verschont hat, amüsieren, „zerstreuen“ wollen, wo über 300.000 unsrer Landsleute von ihrem Heimatboden Ostpreußen vertrieben, mehrere Tausend dahingemordet sind (Männer, Frauen, Kinder [!]), und Tausende von ihnen und unseren kämpfenden Helden unsägliche Qualen in der Gefangenschaft durchmachen. Oder man gehe einmal durch manche Straßen unserer Stadt und lasse sich erzählen, wie viel Sorge und Not herrscht, infolge der leerstehenden Wohnungen und Zimmer, wie viel Geld geborgt werden mußte, um Hauszinsen oder Mieten zu bezahlen. Im vorigen Winter hatte manche Familie noch etwas Erspartes. Nach der von den meisten nicht vorausgesehenen langen Kriegsdauer ist aber zweifelsohne viel hiervon aufgebraucht. Wer viel mit den geringer bemittelten Bürgerkreisen zu tun hat, kann jetzt von ergreifenden Erlebnissen und Unterredungen berichten.
   Es ist ferner unbegreiflich, daß sich Bühnenleiter und andere Persönlichkeiten bemühen, daß Sänger und Schauspieler aus dem Felde Urlaub erhalten, nur, damit das verehrte Publikum Zerstreuung erhält! Daß Tausende und Abertausende Geschäftsbesitzer, Kaufleute usw. im Felde sein müssen, ihre Geschäftsverbindungen vielleicht ganz verlieren, dazu einen mehr oder minder großen Teil ihres Vermögens, oder gar ihre Kapitalzinsen nicht zu zahlen vermögen, an die unzähligen Opfer dieser Tausende scheint man nicht zu denken. „Man will sich eben amüsieren!“ Wenn andere Städte, es wird besonders Colmar erwähnt, ihre Theater geöffnet haben, so ist das noch lange kein Grund, dem nachzufolgen. (...) Daß die Kaffeehauskonzerte mit Streichmusik oder Orchestrion, daß Aufführungen wie „Tünnes im Himmelbett“ oder andere mit dem Zusatze „Vom Tollen das Tollste“ in solcher ernsten Zeit möglich sind und geduldet werden, ist unbegreiflich. Die maßgebenden Behörden sollten nicht so gutmütig und nachsichtig sein. (...)
   Man veranstalte gute Konzerte und lasse etwa tüchtige Schauspielerinnen zeitgemäße Sachen in Poesie oder Prosa rezitieren, zu etwa höheren Preisen wie bei den Volksunterhaltungsabenden, das kann Gewinn und Genuß der Seele werden. (...) Albert Falkenroth.

Anzeige in allen Bonner Zeitungen am 17. August 1915Bonner Volksspende. Ohne Zweifel ist nicht der richtige Zeitpunkt für die Bonner Volksspende gewählt worden. Wir haben augenblicklich Gerichts- und Schulferien und die meisten zahlkräftigen Kreise sind in die Sommerfrische und sonstwie verreist. Die Helfer mit den Listen werden vielfach verschlossene Türen antreffen und die Volksspende wird um viele Gaben, und wahrscheinlich nicht die geringsten, kommen. Es empfiehlt sich, nach Beendigung der Ferien auch noch einmal bei diesen anzuklopfen. K.L.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Gegen die des Raubmordes angeklagte Frau Wwe. Höfer aus Lengsdorf ist in den letzten Tagen noch ein erheblicher Schuldbeweis zu Tage gefördert worden. Das Gericht hatte nämlich die Beschlagnahme der dieser Frau gehörigen Schuhe befohlen; dabei waren aber ein Paar Hausschuhe, welche die Frau nach Aussage der Hausbewohner an dem Schreckenstage getragen, nicht zu ermitteln. Erst nach langem Suchen fand man sie zusammengedrückt in einem Eckchen des Speichers. Sie wiesen viele und deutliche Blutspuren auf. Allgemein glaubt man, daß die Verhandlung gegen die Frau Höfer nahe bevorsteht, doch ist ein bestimmter Termin noch nicht angesetzt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)