Donnerstag, 12. August 1915

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. August 1915Zum gestrigen 100. Geburtstag Gottfried Kinkels ist von hiesigen Verehrern des Dichters an seinem Denkmal in Oberkassel ein Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife niedergelegt worden.

Eine städtische Gemüse-Verkaufsstelle ist im Hause Sternstraße 48 eingerichtet worden. Das Gemüse wird dort zu den gleichen Preisen wie am städtischen Verkaufsstande auf dem Markt verkauft. Die Verkaufsstelle ist an allen Wochentagen von 8 bis 1 Uhr und von 3 bis 6 Uhr geöffnet.

Ein neugeborenes Kind wurde vorgestern abend im Krausfeld gefunden. Das Kind, ein Mädchen, wurde zur Pflege in das Magdalenenstift gebracht. Die Mutter ist noch nicht bekannt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Sämtliche Werber und Werberinnen der Bonner Volksspende versammelten sich gestern Abend im großen Saale des Bonner Bürgervereins. Es waren über 300 Hilfskräfte erschienen, die noch einmal die ganze Werbetätigkeit berieten, da diese von morgen ab in den einzelnen Haushaltungen aufgenommen wird. Mit Rücksicht auf den vaterländischen Zweck der Bonner Volksspende wird dringend gebeten, die Tätigkeit der Werber freundlichst zu unterstützen und möglichst viele und hohe Beiträge zu zeichnen. Gerade für die, die bislang der Kriegswohlfahrtspflege noch nicht gedacht haben, gilt es jetzt, das Scherflein auf dem Altar des Vaterlandes abzuliefern. Auch alle anderen wollen bedenken, daß die Opfer nicht groß genug sein können, wenn es gilt, unsere braven Truppen eine Wohlfahrt und Freude zu bereiten.

Einen Kanonenschlag hatte ein junger Bursche vor einigen Wochen in der Gudenaugasse abgebrannt. Der entstandene schwere Knall verursachte allgemeine Unruhe, es entstand sogar das Gerücht, es sei eine Bombe geworfen worden. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten gestern zu einer Haftstrafe von einer Woche, die durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erklärt wurde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. August 1915Universität. Auf Grund einer ministeriellen Verfügung kann den Studenten, die auf dem Feld der Ehre gefallen sind, nachträglich das Doktordiplom ausgefertigt werden, falls sie die zur Promotion erforderlichen Bedingungen erfüllt haben. Die Universität Bonn hat nunmehr zum ersten Male von dieser Befugnis Gebrauch gemacht und dem am 27. September 1914 auf dem Felde der Ehre gefallenen Studenten der Rechte Hermann Roter aus Kloppenburg in Oldenburg zum Doktor beider Rechte promoviert. Die Doktordissertation behandelt: „Rechtsfragen bei der Landung des Luftschiffers unter besonderer Berücksichtigung der psychischen Causalität“.

Der Opfertag am 1. August, dem Jahrestag der Mobilmachung, hat ein schönes Ergebnis gehabt. Durch Haus- und Straßensammlungen und durch den Verkauf von Vaterländischen Abzeichen sind über 10.000 Mark eingekommen. Der Beitrag wird zu Erfrischungen für unsere braven Truppen verwendet werden und wird dort manche Freude und dankbares Gedenken an die opferwillige Bonner Bürgerschaft auslösen. Die Vaterländischen Abzeichen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die silbernen sind fast vergriffen. Es tut daher Eile not, wenn man sich in den Besitz dieser Abzeichen setzen will. Neuerdings sind die Bronzeabzeichen auch mit einer Vergoldung versehen, wodurch der Wert des Schmuckes erheblich erhöht wird, trotzdem der Preis der alte geblieben ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)