Mittwoch, 4. August 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. August 1915Die Kunsthandlung von Heinrich Cohen stellt in ihrem Schaufenster zwei Pastellbilder aus, die der Fliegerleutnant W. Aschenborn aus Bonn gemalt hat. Die Bilder zeigen einen Fliegerkampf in den Lüften. Die Flugzeuge auf dem größeren Bilde befinden sich über Arras. Dabei werden die deutschen Fahrzeuge mit Schrapnells beschossen und von englischen und französischen Fliegern angegriffen.

Die Gemeinde Beuel will den im Heeresdienst stehenden und in Lazaretten befindlichen Gemeindeangehörigen wieder Liebesgabenpakete senden. Sie bittet in einer Bekanntmachung im Anzeigenteil dieser Zeitung, dem Bürgermeisteramt die Adressen der betreffenden Gemeindeangehörigen mitzuteilen, auch anzugeben, welche kleineren Gegenstände für den Empfänger besonders zweckmäßig sind – oder ihm Freude machen würden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. August 1915Der Städtische Gemüse- und Kartoffelverkauf hatte gestern sowohl im Verlauf des Vormittags als auch am Nachmittag einen großen Zuspruch. Die Züchter, denen gestattet war, am gestrigen Nachmittag ebenfalls auf dem Markt ihre Erzeugnisse zum Verkauf auszustellen, glänzten durch Abwesenheit. Nicht ein einziger Verkäufer war erschienen. Es ist dies nicht zu verwundern, denn bei dem heutigen Arbeitermangel ist es den Landbewohnern nicht möglich, auch noch nachmittags in die Stadt zu kommen. Alle Feld- und Hausarbeiten müssen in den Nachmittagsstunden bewerkstelligt werden.
   Mit den für den gestrigen Tag bestimmten Kartoffelvorräten hatte die Stadt bald aufgeräumt, denn das Pfund Kartoffeln wurde für 7 Pfg. abgegeben, während auf dem übrigen Markt 9 Pfg. verlangt wurden. Im ganzen wurden gestern etwa 60 Zentner in kleinen Mengen ausgewogen. Auch die übrigen Waren, wie Bohnen, Möhren, Gemüse, Blumenkohl und Zwiebeln fanden flotten Absatz und wurden teilweise vollständig ausverkauft. Möhren, die drei Gebund 25 Pfg. kosteten, wurde eine ganze Wagenladung umgesetzt.
   Auch die Zwiebeln wurden wegen ihrer Billigkeit viel gekauft. Während auf dem übrigen Markt das Pfund Zwiebeln 25 Pfg. kostete, gab die Stadt für diesen Preis zwei Pfund ab. Wenn auch die Verkäufer nicht zu den gleich billigen Preisen wie die Stadt abgeben können, so wird doch der Zweck der städtischen Maßnahme , unerschwinglichen und Teil unberechtigt hohen Marktpreisen vorzubeugen, erreicht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. August 1915Theatereröffnung. Militärpflichtige Schauspieler gehören wie andere an die Front. Verzichte man während der Kriegszeit im Interesse des Vaterlandes auf die Theaterabende oder begnüge sich vorübergehend mit Kinema-Aufführungen. (Auch dieser Feldzug geht vorüber.)

Zur Frage der Theatereröffnung. Wie ich erfahren, soll hierüber Mitte dieses Monats im Stadtparlament verhandelt und entschieden werdne.
   In fast allen Städten des deutschen Reiches, in denen im Frieden, sowie auch im verflossenen Kriegswinter die Theater geöffnet waren, ist schon lange, zum mindesten schon ab 1. Juli über Sein oder Nichtsein des Theaters in kommender Winterspielzeit entschieden worden. Und unter den wenigen Provinzstädten, die aber alle mit Bonn an Größe und Einwohnerzahl nicht zu vergleichen sind, befindet sich natürlich wieder unsere „Kunst- und Musenstadt“, welche bezüglich dieses Punktes noch unschlüssig dasteht. Was andere weniger bemittelte Städte können, kann das nicht ebensogut und noch besser Bonn auch? Bonn, die feine, Bonn, die reiche und Bonn, der teuersten Städte eine!! –
Als Fachmann könnte ich eine ganze Reihe von Städten nennen, an der Ost- und Westgrenze unseres Vaterlandes liegend, von denen sogar Metz den Donner der Geschütze hören kann, die aber unbeachtet dessen und ohne Rücksicht auf finanzielle Zuschüsse in aller Seelenruhe ihre Theater eröffnen werden. Diese Städte gehen also mit einem guten Beispiel voran, und nicht allein diese, auch alle die anderen hundert Provinzstädte, die finanziell in keinem Verhältnis zu Bonn stehen, sind bereits entschlossen, ihre Theater zu eröffnen.
   Und drum, mein liebes Bonn, öffne auch Du Deinen Musentempel, verwende Dein Geld, welches Du einem anderen Unternehmen zuschießen müßtest, zum eigenen guten Zweck, gib Deinen Bürgern Ablenkung und Zerstreuung, den Mimen Betätigung und Brot und laß Dir um Gottes Willen den Rang als Kunst- und Musenstadt, die Du doch wirklich bist, schließlich nicht streitig machen von Lüneburg, Thorn, Graudenz oder – Meißen in Sachsen. Einer vom „Bau“.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Poppelsdorfer Kinderhort. Gestern fand die 1. Jahresversammlung des Poppelsdorfer Kinderhortes statt. Frau A. Lintz erstattete den Jahresbericht. Der Hort wurde zu Anfang des Krieges gegründet. Es werden in den Räumen der Poppelsdorfer Schule 50 – 55 Kinder täglich verpflegt und beschäftigt. Sie erhalten Mittagessen und nachmittags Milchkaffee. Hortleiterin ist Frl. L. Ungar; die Leitung der Küche hat Frau Hauptlehrer Schmitz übernommen. Herr Dr. Knapp hat freundlichst die ärztliche Aufsicht übernommen. Die Stadt Bonn gab eine Beihilfe von 400 Mark; sonst werden die Kosten des Kinderhortes von freiwilligen Beiträgen bestritten. Eine Sammlung wird nicht veranstaltet, doch ist der Vorstand für Gaben sehr dankbar.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

   

Zum 100. Geburtstag Gottfried Kinkels am 11. August 1915
beabsichtigen Verehrer des Dichters an seinem Denkmal in Oberkassel einen Kranz niederzulegen. Freiwillige Beiträge hierzu sind bis zum 10. August freundlichst willkommen. Die Geschäftsstelle des „Volksmund“ nimmt Beiträge gegen Quittung in Empfang.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)