Mittwoch , 28. Juli 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Juli 1915Die vaterländischen Festspiele, die in früheren Jahren unsere sportgewandte Jugend an einem Sonntage des Julis zur Betätigung ihrer körperlichen Rüstigkeit auf der Wiese der Gronau vereinte, mußten in diesem Kriegsjahre ausfallen. Die Jünglinge und Männer, die da liefen und sprangen, den Fußball traten, Gewichte hoben, das Rad in gewagten Kurven lenkten, ruderten und schwammen, stehen im Felde, um im ernsten Kampfe zu erproben, wozu sie im friedlichen Wettstreite sich vorbereitet hatten. An die Stelle der Festspiele trat am verflossenen Sonntag der Wettkampf in kriegerischen Uebungen, den der Bonner Wehrbund für seine Mitglieder veranstaltet hatte. Alle Uebungen fanden nicht im Sportanzuge, sondern in der gewohnten Straßenkleidung mit Rucksackbelastung statt. Zu einem Dreikampfe vereinigt waren der Hochsprung, der 100-Meter-Lauf und der Wurf von gefüllten Konservenbüchsen, die im Felde als Handgranaten auch ihre Verwendung finden. Es galt im Einzelkampfe über Hürden zu springen, mit Kriechen unter einer Leiter sich fortzubewegen, einen 5 Meter langen Drahtverhau zu überwinden und mit sicherem Wurf eine Kavallerie-Handgranate in einen 1 ½ Meter breiten Schützengraben zu werfen. Als Abteilungskämpfe waren Eilbotenlauf über 400 Meter, 1000-Meter-Lauf und Exerzieren bestimmt. (...) Der Verlauf der Veranstaltung bewies, daß unter den Mitgliedern des Wehrbundes einem vaterländischen Zwecke entsprechend ein guter Geist herrscht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Juli 1915Stillbescheinigungen für Wöchnerinnen im Landkreise Bonn. Die im Interesse von Mutter und Kind eingeführte Stillunterstützung soll die Mütter anregen, ihre Stillpflicht pünktlich und gewissenhaft zu erfüllen; gerade in der Sommerzeit ist dies für die Erhaltung des Kindes von besonderer Bedeutung. Das Stillgeld soll den Müttern aber auch unverkürzt zukommen, für die Ausfertigung des Stillscheines dürfen irgend welche Abgaben nicht erhoben werden. Die Mütter wollen sich dieserhalb möglichst an die nächste Mütterberatungsstelle wenden.

Die Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe, welche Selbstversorgung mit Getreide und Mehl beanspruchen, haben dieses bis zum 30. d. M. einschl. anzuzeigen und dabei die Durchführbarkeit durch Angabe der Zahl der zur Wirtschaft gehörenden und für die Selbstversorgung in Betracht kommenden Personen, sowie durch Angabe der für die Zeit der Selbstversorgung verfügbaren Vorräte an Getreide bezw. Mehl nachzuweisen. Anträge werden im städtischen Mehlamt, Am Hof 1 entgegengenommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Rheinfahrt verwundeter Krieger. In sinniger Weise feierte gestern die Verbindung studierender Frauen „Hilaritas“ ihr Stiftungsfest. Sie hatte eine Anzahl Verwundeter zu einer Fahrt nach der Rheininsel Grafenwerth eingeladen und bewirtete sie an blumengeschmückter Tafel mit Kaffee und einem Abendimbiß. Patriotische Lieder und Reden, ein Spaziergang auf der einzig schön gelegenen Insel verkürzten die Zeit. Eine wohlgelungene Gruppenaufnahme und die von dem Inselpächter gestifteten Ansichtskarten dürften unseren tapferen Soldaten eine angenehme Erinnerung an die schöne Rheinfahrt mit Bonner Studentinnen sein.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)