Donnerstag, 22. Juli 1915

   

Ausstellung von Lazarett-Arbeiten. Man schreibt uns: Eine Ausstellung der Arbeiten der Verwundeten aus hiesigen Lazaretten findet vom Freitag bis Sonntag in der Fürstenstraße statt. Sie legt wiederum Zeugnis ab für den regen Eifer und das große Geschick, welches einzelne unserer Feldgrauen für die unterhaltende Beschäftigung in ihren Stunden unfreiwilliger Muße aufwenden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Tätigkeit der Damen, welche die Anleitung zu den mannigfachen Arbeiten geben, einen günstigen Erfolg auf viele Patienten ausüben, und mancher dankbare Schüler sich gerne dieser Arbeitsstunden erinnert. Durch die Unterstützung von monatlich 200 Mark der Vaterländischen Vereine war es möglich, die privaten Anfänge in dieser Richtung auszugestalten, sowie dank der Zuwendung von Material einzelner hiesiger und auswärtiger Firmen, die vor allem Linoleum, Schnitzmesser und Stoffreste schenkten. Wer die ausgestellten Gegenstände betrachtet, wird nicht im Zweifel darüber sein, daß die Ansprüche an Material sehr vielseitig sind. Gerne nimmt unsere Sammelstelle Colmantstraße 33 auch die kleinste Gabe entgegen, und bittet alt und jung um freundliches Gedenken.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Juli 1915Verfügung gegen die Preistreibereien im Festungsbezirk Köln. Gegen die Preistreibereien richtet sich eine Bekanntmachung des Gouverneurs der Festung Köln, die wir in der heutigen Nummer unseres Blattes veröffentlichen. Es heißt darin, daß die Preissteigerungen zum Teil künstlich herbeigeführt worden seien, und daß gewinnsüchtige Absicht zu unlauteren Machenschaften im geschäftlichen Verkehr mit den für die Volksernährung und Unterhaltung unentbehrlichen Gegenständen geführt habe. Sowohl Produzenten als auch Händler hätten die Waren aus dem Verkehr zurückgehalten, um die Nachfrage zu erhöhen und dadurch höhere Preisangebote zu erzielen. Neben der Bestrafung, die den Preistreibern angedroht wird, soll auch deren Namen öffentlich namhaft gemacht werden.

Unsere Feldgrauen kommen! Die nur noch einige Tage in Deutschland weilende Kapelle des Res.-Inf.-Regts. 69 veranstaltet am kommenden Samstag in der Stadthalle ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger. Im Interesse der guten Sache ist den Veranstaltern ein volles Haus zu wünschen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Vom Wetter. Der anhaltende Regen, welchen wir die letzte Zeit hatten, ist einer besseren Witterung gewichen und schönes trockenes Wetter mit Sonnenschein ist eingetreten. Dieses ist im Interesse der jetzt vollauf stattfindenden Kornernte mit Freuden zu begrüßen, da nun dieses zum Brotbacken unentbehrliche Nahrungsmittel gut und sicher eingebracht werden kann.

Mehr Brot für die körperlich schwer Arbeitenden. Die Reichsverteilungsstelle hat beschlossen, den Kommunalverbänden über ihren, im Verteilungsplan festgesetzten Bedarfsanteil hinaus, Mehl zu einer höheren Brotversorgung der körperlich schwer arbeitenden, erwerbstätigen Bevölkerung zu überweisen. Die Zuteilung der erhöhten Brotmenge erfolgt nur auf Antrag, sie beträgt in Bonn für jede körperlich schwer arbeitende, erwerbstätige Person ¼ eines 3 ½ pfündigen Brotes wöchentlich. Bezugsberechtigt sind männliche und weibliche Einwohner mit einem eigenen Arbeitseinkommen bis zu 3000 Mark jährlich, also insbesondere gewerbliche (industrielle) und landwirtschaftliche Arbeiter, kleine Landwirte (auch Selbstversorger), Handwerker, kleine Beamte (Eisenbahn-. Straßenbahn-, Post-, Polizei- und andere Unterbeamten), immer unter der Voraussetzung, daß sie schwere Arbeit verrichten. Mit Rücksicht auf die geringe Mehlmenge, welche die Reichsverteilungsstelle für die körperlich schwer arbeitende Bevölkerung überweist, können nur die dringendsten Anträge berücksichtigt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Acht Tage Zeit! will unsere Stadtbehörde in Bonn sich nehmen, um zu beraten, welche Maßregel zu ergreifen ist gegen den abscheulichen Wucher mit den allernotwendigsten Lebensmitteln. Acht Tage, von Freitag bis Freitag! Also gerade Zeit genug, um dem ekelhaften Treiben noch die Möglichkeit zu lassen, das Schäfchen wenigstens bis zum Schwanze aufs Trockene zu bringen. Wer bisher noch nicht wußte, wo er dran war, dürfte es jetzt wissen. Man möge die Entrüstung einem Bürger verzeihen, dem keine „blauen Lappen“ zur Verfügung stehen, womit eine Köchin oder ein Dienstmädchen zum Kolonial-, Delikatessen-, Butter- und Eierhändler oder zum Markt geht. Nun! Der Krug geht ..., und der Krieg besteht, und leichter trägt da, was er trägt, wer Geduld zur Bürde legt. Joh. Lamberg

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)