Dienstag, 6. Juli 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Juli 1915Kriegsspiele. Am Sonntag führten die Pfadfinderkorps Bonn und Köln mit je vie Feldkompagnien im Siebengebirge ein größeres Kriegsspiel vor, das durch seinen spannenden Verlauf die Anteilnahme der Ausflügler im Gebirge vielfach erregte. Die eine Partein war schon in der Nacht auf dem Geisberg in Stellung gegangen und hatte ihre Vorposten auf den Bahnhöfen und bis zum Rheinwerft aufgestellt. Den von 5 Uhr ab durch Schleichpatruillen und Radfahrerabteilungen aufklärenden Bonner Vortruppe gelang es durch Abfangen einzelner Posten und Vertreibung anderer, gegen 10 Uhr Bahnhof u. Rheinwerft wieder zu besetzen, sodaß die Haupttrupps der Bonner mit Booten in Königswinter landen konnten, während Verstärkungen für die Kölner von Dollendorf ab im Eilmarsch nur auf weiten Umwegen zur Partei stoßen konnten. Die Bonner gingen dann in halber Höhe der Wolkenburg in ein Lager, von wo sie den Gegner durch Abfangen aller Vorposten und Scheinangriffe so belästigten, daß er sich verleiten ließ, aus seiner sicheren Stellung heraus und zum Angriff auf die Wollenburg überzugehen. Man ließ ihn ruhig bis fast obenhin im Laufschritt kommen, dann brachen 120 Bonner aus einem Hinterhalt hervor und hatten leichtes Spiel. Nach Verlust aller Fahnen und über 80 weiterer Gefangener mußte Köln sich verloren geben. Ein lustiges Lagerleben am Burghof und gemeinsame Uebungen schlossen sich an. Um 7 Uhr führte eine Anzahl Motorboote alle nach Bonn zurück, wo man mit klingendem Spiele die Kölner zur Bahn brachte.

Metropoltheater. Der neue Spielplan enthält als Hauptnummern das vieraktige Schauspiel „Opfer der Liebe“ und die vieraktige Tragödie „Die verhängnisvolle Hinterlassenschaft“. Von den übrigen vorgeführten Filmen dürften die Aufnahmen von Lemberg gerade jetzt die meiste Anteilnahme finden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Juli 1915Anmeldung zur Stammrolle. Laut einer Bekanntmachung des Zivilvorsitzenden der Ersatz-Kommission Bonn-Land in der heutigen Nummer unseres Blattes, werden für die Dauer des gegenwärtigen Krieges alle im Landkreise Bonn sich aufhaltenden männlichen Personen aufgefordert, sich mit dem Tage des Eintritts in das wehrpflichtige Alter (Tag der Vollendung des 17. Lebensjahres) bei dem für ihren Aufenthaltsort zuständigen Bürgermeisteramt zur Stammrolle anzumelden. Die von dieser Anordnung betroffenen Wehrpflichtigen der Geburtsjahre 1897 und 98 haben die Meldung zur Stammrolle bis spätestens zum 15. ds. Monats zu bewirken.

Erntesegen. Kardinal Dr. von Hartmann hat angeordnet, daß an allen Sonntagen während der Erntezeit um den Segen Gottes für eine gedeihliche Witterung gebetet werden soll. Wenn jemals, so sei es bei der gegenwärtigen Zeitlage von der höchsten Bedeutung für unser Vaterland, daß die Ernte glücklich und gedeihlich zu Ende geführt werde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Einquartierungspflicht. Der Oberbürgermeister macht bekannt: In letzter Zeit ist es mehrfach vorgekommen, daß Einquartierung ohne rechtlichen Grund abgewiesen, oder aber Quartierträger auf Reisen gehen, ohne für die anderweitige Unterbringung gesorgt zu haben. Die Handlungsweisen sind unbedingt zu verwerfen und geben mir Veranlassung, mit allen gesetzlichen Maßnahmen vorzugehen. Jeder Quartiergeber ist verpflichtet, für die Unterbringung der ihm zugewiesenen Einquartierung zu sorgen, solange er nicht hiervon befreit ist. Wer sich auf Reisen begibt, hat dies dem Einquartierungsamt mitzuteilen und anzugeben, wo etwaige Einquartierung während der Reisezeit untergebracht werden kann. In Zukunft wird bei Missachtung dieser Anordnung die Einquartierung auf Kosten des Säumigen anderweit untergebracht, die Kosten werden, wenn notwendig im Zwangswege, von den betreffenden eingezogen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)