Dienstag, 22. Juni 1915
Auf der Bismarck-Säule wurde gestern abend, wie alljährlich zur Sonnenwende, das Bismarck-Feuer angezündet. Es leuchtete weithin durch den lauen Sommerabend.
Eine Bestanderhebung unversponnener Schafwollen wird angeordnet. Meldepflichtig sind sämtliche Vorräte von unversponnenen Schafwollen und zwar: Ungewaschene Wollen einschließlich Rückenwäschen, gewaschene und karbonisierte Wolle, Kammzug, Kämmlinge, Wollabgänge, Fäden, Wickel, Zugabrisse, Scherhaare, Walk- und Rauhflocken, sonstige Kämmereiabgänge, sonstige Wollabgänge aus den Kammgarnspinnereien, sonstige Wollabgänge aus anderen Betrieben mit Ausnahme von Kunstwollen. Sämtliche meldepflichtige Bestände sind erstmalig spätestens bis zum 10 Juli 1915, sodann in gleicher Weise spätestens bis zum 10. eines jeden folgenden Monats unter Benutzung der vorschriftsmäßig auszufüllenden amtlichen Meldescheine für unversponnene Schafswollen an das Wollgewerbeamt der Kriegsrohstoff-Anteilung , Berlin SW. 48, Verlängerte Hedemannstraße 11, zu melden. Für die Meldepflicht ist der am 30 Juni 1915, 12 Uhr nachts, bzw. der an jeden folgenden Monatsletzten 12 Uhr nachts bestehende tatsächliche Zustand maßgebend.
Metropol-Theater. Der Spielplan dieser Woche enthält drei große Filmwerke: Der König des Meeres, Die Schmuggler und Der goldene Skarabäus. Außerdem werden die neuesten Kriegsaufnahmen, Naturdarstellungen und heitere Werke vorgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fußball-Wettspiel um den Kriegspokal. Vergangenen Sonntag standen sich auf dem Jahnplatz in Siegen der Bonner F.-B. und der F.-C. „Germania“ Siegen im Zwischenrundenspiel um den Kriegspokal gegenüber. Der Spielverlauf war folgender: Ein Eigentor Siegens verhilft B. F.-B. zum ersten Erfolg. Kurz darauf gleicht Siegen aus. Bis Halbzeit stellt B. F.-B. durch seinen Mittelstürmer Iven das Resultat auf 2:1. Bis zum Schluß gelingt es Iven, noch zweimal einzusenden. Durch dieses Spiel hat sich der B. F.-B. die Berechtigung errungen, am Endspiel um den Kriegspokal teilzunehmen.
Ueber die Einwirkung des Krieges auf den Haus- und Grundbesitz berichtete auf dem Verbandstag der Rheinisch-Westfälischen Grundbesitzer in Gelsenkirchen der Geschäftsführer Heinicke. Er stellte fest, daß die Sparkassen sich stets entgegenkommend gezeigt hätten, wo immer der Hausbesitzer sich an sie unter der Kriegsnot um Stundung der fälligen Zinsen gewendet habe. Dagegen hätten die Hypothekenbanken nicht selten die Zwangslage der Haus- und Grundbesitzer ausgenutzt. Redner erörterte die verschiedenen Bundesratsverordnungen über Mieter und Hausbesitzer und pries die Mieteinigungsämter, die recht Ersprießliches verhießen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ueber Welsch-Tirol, das neue Kampfgebiet, wird am Donnerstag, 24. Juni, pünktlich abends 8½ Uhr, im großen Hörsaal der Universität (gegenüber Schaafhausenscher Bankverein) Herr Dr. R. F. Günther einen Vortrag halten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)