Freitag, 11. Juni 1915

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 11. Juni 1915Sommerurlaub. Die Frage, ob im Kriege Sommerurlaub gewährt werden soll, wird gegenwärtig, wo die Reifezeit eingesetzt hat, in Angestelltenkreisen lebhaft erörtert. Auch die kaufmännischen Vereine beschäftigen sich mit dieser Frage und machen die Wünsche ihrer Mitglieder in angemessener Weise geltend. So heißt es in einem Rundschreiben, durch das sich der Kaufmännische Verband für weibliche Angestellte E. B. (Sitz Berlin) an die Kaufmannschaft wendet: „Sehr viele Angestellte haben im vorigen Sommer ebenso wie zahlreiche Geschäftsinhaber auf den üblichen Urlaub verzichten müssen. Wir geben zu, daß angesichts des in manchen Betrieben herrschenden Personalmangels die Regelung des Sommerurlaubes in diesem Jahre gewissen Schwierigkeiten begegnen wird. Trotzdem möchten wir aus den Gründen, die überhaupt zu der immer weiteren Verbreitung dieser wohltätigen Einrichtung geführt haben, die Bitte aussprechen, da, wo es irgendwie angängig erscheint, in diesem Sommer einen Urlaub unter Fortzahlung des Gehaltes zu gewähren. Aus gesundheitlichen Gründen dürfte er nicht weniger notwendig sein als in früheren Jahren. Sollten in einzelnen Betrieben die Verhältnisse dies nicht gestatten, so würde sich wohl die Bewilligung eines freien Nachmittags in jeder Woche durchführen lassen. Es ergeht daher an die Kaufmannschaft die Bitte, falls die Beurlaubung für eine längere zusammenhängende Zeit durchaus unmöglich ist, der Anregung des freien Wochentags-Nachmittags besondere Beachtung zu schenken.“ Es ist zu wünschen, daß dieses Rundschreiben recht weite Verbreitung und gute Beachtung findet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Juni 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Juni 1915Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe wird am Sonntag den 20. d. Mts. in Köln der Weihe des „Kölner Bauer in Eisen“ beiwohnen. Der „Kölner Bauer in Eisen“ ist bekanntlich ein hölzernes Standbild, das auf dem Platz vor dem Gürzenich in Köln aufgestellt wurde und durch Einschlagen von Nägeln eine Rüstung aus Panzerschuppen erhalten soll. Die Nagelung kann von jedem gegen eine entsprechende Geldspende vorgenommen werden. Man hofft auf diese Weise ein schönes Sümmchen im Interesse unserer Krieger und deren Familien zu erhalten. Prinzessin Adolf wird nach dem Weiheakt die erste Panzerschuppe einschlagen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Literarischer Verein am städt. Gymnasium. Am morgigen Samstag, nachmittags um 6 Uhr, veranstaltet der literarische Verein am städtischen Gymnasium wieder einen seiner beliebten Unterhaltungsabende in der Aula. An diesem wird das erste Mal das Schülerorchester als eine dem Verein angegliederte Musikgruppe mitwirken. Außer Orchestervorträgen und Rezitationen gelangen auch Solovorträge von Mitgliedern der Musikgruppe zur Aufführung. Die Karten sind bei den Vereinsmitgliedern und an der Abendkasse zu haben. Da der Eintrittspreis sehr gering ist, dürfte ein guter Besuch zu erwarten sein.

Kühlung für die Feldgrauen! Nach Ausbruch des Krieges im Sommer vorigen Jahres wurde ein gutes Mittel für die sehr unter der Hitze leidenden Soldaten empfohlen. Es handelt sich um die Anbringung eines feuchten Schwammes im Helm, wodurch eine erhebliche Herabsetzung der Temperatur unter dem Helm erzielt und der Entstehung eines Hitzschlages vorgebeugt wird. Bei der jetzigen heißen Witterung ist ein Hinweis auf dieses einfache Mittel gewiß am Platze.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)