Dienstag, 18. Mai 1915

  

Universität. Die evangelisch-theologische Fakultät hat zur Erinnerung an die Einverleibung der Rheinlande in Preußen vor 100 Jahren den Generalsuperintendenten D. Karl Klingenberg und den Geheimen Konsistorialrat Lic. Karl Mettgenberg in Koblenz zu Ehrendoktoren ernannt.

Die Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz wird am Donnerstag, den 20. Mai, vormittags 10 Uhr, auf dem Schlachthofe in Köln einen Verkauf schwerer Pferde veranstalten. Es gelangen zum Verkauf 40 belgische Fohlen, 15 Stutfohlen, 25 Wallachfohlen, im Alter von 2 bis 3 Jahren. Als Ankäufer sind nur rheinische Landwirte zugelassen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Mai 1915Katholischer Frauenbund. Der Zweigverein Bonn des Katholischen Frauenbundes feierte gestern abend im großen Saale des Bonner Bürgervereins sein zehnjähriges Bestehen. In verschiedenen Ansprachen wurde die Tätigkeit des Vereins, der sich von einer anfänglichen Mitgliederzahl von hundert auf fünfzehnhundert Frauen gemehrt hat, gewürdigt. (...) Frl. Dransfeld sprach von einer fünffachen Erneuerung, die der Krieg gebracht habe und die die katholischen Frauen als mobile Kraft hinter der Front zu erhalten bestrebt sein müßten. Die religiöse, vaterländische, sittliche, soziale und wirtschaftliche Erneuerung müsse wach erhalten bleiben, um fortzuwirken in der künftigen Zeit.
   Der zweite Teil der Gedenkfeier brachte einige Darbietungen des Münsterchores unter Herrn Musikdirektor Veith. Außerdem gab es neben einem Prolog eine Pantomime opfernder Frauen um den Altar des Vaterlandes, die von Frau Maurice-Wittmann geleitet wurde. Mitglieder und Gäste zeigten sich durch Beifallsfreudigkeit für alles Gebotene dankbar.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Mai 1915Ippendorf, 16. Mai. Sowohl im Kottenforst als auch in den Privatwaldungen steht für dieses Jahr eine überaus große Ernte an Bucheckern in Aussicht. Wenn diese Früchte, wie sachkundige Forstleute behaupten, nur alle 25 Jahre einmal reichlich geraten, so müssen wir annehmen, daß das gegenwärtige Kriegsjahr in dieser Hinsicht ein gesegnetes ist. Wenn der Reichtum an Bucheckern in der rechten Weise ausgenutzt wird, so kann er für die Bevölkerung der nahegelegenen Walddörfer, aber auch für das gesamte deutsche Volk und seine Ernährung von Wichtigkeit sein. Wie jetzt schon aus dem vorhandenen Fruchtansatz zu erkennen ist, werden zur Zeit der Vollreife, wo die Bucheln aus den Kapseln fallen, mit Leichtigkeit mehrere Zentner in wenigen Stunden in den Buchenwaldungen aufzusammeln sein. Die schönsten und gesundesten Früchte dienen zur Bereitung von Oel und Futterkuchen. Worauf aber gerade jetzt in der schlimmen Kriegszeit besonders Nachdruck zu legen ist, das ist die Verwendung der Bucheckern als Schweinefutter. Sie werden von den Schweinen gern verzehrt, sowohl im Stalle als auch auf dem Weidegang draußen im Walde und fördern die Mast- und die Fleischbildung ebenso wie auch die Eicheln.

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Mai 1915Godesberg, 17. Mai. Das stetige Anwachsen unserer Gemeinde macht sich auch bei unserer evangelischen Volksschule bemerkbar. Mit Beginn des jetzigen neuen Schuljahres mußte wieder eine neue Schulklasse errichtet werden. Es ist dies bereits die fünfte; die erste Schulklasse besteht seit 1. Januar 1875. Zum Lehrer der jetzigen neuen Schulklasse hat die Schuldeputation Herrn Wöste, seither Lehrer im Diasporawaisenhaus Godesheim, gewählt. Mit dem neuen Schuljahre ist für die obere Mädchenklasse auch Haushaltungsunterricht eingeführt und in den Stundenplan eingegliedert worden, um dem heranwachsenden weiblichen Geschlecht somit auch in der Schule schon Gelegenheit zu bieten, sich für den späteren Beruf als Hausfrau vorzubereiten.

Godesberg, 17. Mai. Die in verflossener Woche von der hiesigen Ortsgruppe des Vaterländischen Frauenvereins veranstaltete „Kaiser-Wilhelmspende“ hat in der Bürgermeisterei Godesberg 6700 Mark erbracht.

Godesberg 17. Mai. Die ersten Weißbrötchen, die aus beschlagnahmefreiem reinen holländischen Weizenmehl hier gebacken werden durften und ohne Brotbuch in den Bäckereien erhältlich waren, verursachten am vorgestrigen und gestrigen Tage eine wahre Belagerung und Bestürmung der Verkaufsstellen, trotzdem man statt der für zehn Pfennig früher erhaltenen Fünfzahl jetzt nur zwei in gleicher Kleinheit erhielt. Innerhalb einer halben Stunde war jedesmal überall ausverkauft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

  

Drammersches Lyzeum. Zum Zwecke einer genußreichen Feier der 100jährigen Vereinigung der Rheinlande mit Preußen machten die Lehrpersonen und Schülerinnen des Drammerschen Lyzeums einen Ausflug auf den Drachenfels. Um das Denkmal auf der Höhe geschart, trugen die Schülerinnen patriotische Gedichte vor und aus munteren Kehlen und luftigen Herzen erklangen rheinische und vaterländische Lieder. Der Religionslehrer der Anstalt beleuchtete in der Feierrede die geschichtliche Entwicklung der Rheinlande seit der Zeit der Kelten; insbesondere betonte er, daß die von der Natur in so reichem Maße ausgestattete Provinz seit ihrer Zugehörigkeit zu Preußen mit allen Landesteilen Deutschlands in der raschen Entwicklung auf wirtschaftlichem und künstlerischem Gebiete Schritt gehalten, und in mancher Beziehung dieselben überholt hat. Gegen 12 Uhr mittags nahm die Feier ihren Abschluß und mit der Elektrischen trat man den Heimweg nach Bonn an.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)