Montag, 17. Mai 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Mai 1915Ankauf von Pferden für das Heer. Das stellvertr. Generalkommando des 8. Armeekorps hat vom Kriegsministerium Anweisung erhalten, den Bedarf an Pferden durch freihändigen Ankauf oder Aushebung zu decken. Es ist beabsichtigt, so lange wie möglich im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse von Aushebungen abzusehen, die erforderliche Anzahl von Pferden anzukaufen, soweit es irgend möglich ist, unmittelbar bei den Besitzern. Die Bevölkerung wird auf das Vorteilhafte des Pferdeverkaufs unmittelbar an die Ankaufskommission gegenüber der gesetzlichen Aushebung aufmerksam gemacht. Hierbei wird empfohlen, den erforderlichen Ersatz der Pferde ausgiebig durch Ochsen zu decken. Die Ausführung von Pferden in andere Kreise des Reiches ist verboten.

Als Fahrraddieb hat die hiesige Polizei einen 15-jährigen Jungen aus Lannesdorf festgenommen. Der Junge hat drei Fahrraddiebstähle bereits eingestanden, er wird wahrscheinlich aber noch weitere Diebstähle ausgeführt haben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Mai 1915Die Prozession, die gestern morgen von der Stiftskirche ausging, war vom prächtigsten Wetter begünstigt. Sämtliche Straßen, die von dem feierlichen Umzug berührt wurden, waren reich mit Fahnen und Grün geschmückt. Die Beteiligung war überaus groß. Auch die Zahl der Hausaltäre war größer, als in den vorhergehenden Jahren.

Der gestrige geschäftsfreie Sonntag hatte viele Bewohner aus der Umgegend nach Bonn geführt, um hier ihre Einkäufe für die Pfingsttage zu machen. Die Bonner dagegen, die in der Woche Kaufgelegenheit haben, zogen es vor, bei dem prächtigen Wetter Ausflüge in die herrliche Umgebung zu machen. Sowohl die Vorortbahnen, als auch die Staatsbahn waren nachmittags und spät abends von Ausflüglern dicht besetzt. Auch der nachmittags rheinaufwärts fahrende Dampfer der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft hatte viele Fahrgäste. Hoffentlich wird uns an den kommenden Pfingsttagen ein ebenso schönes Wetter beschieden, damit namentlich alle diejenigen, die gestern geschäftlich verhindert waren, den schönen Tag in Gottes freier Natur zu verbringen, auch auf ihre Rechnung kommen.

Kartoffelversorgung durch die städtische Verwaltung. Die von der Stadt Bonn zur Kartoffelversorgung der Einwohner bestellten Kartoffeln sind jetzt alle eingetroffen und werden in jeder Menge zum Preise von 6 Mk. für den Zentner ab Lager abgegeben. Auch können die Kartoffeln gegen einen Fuhrlohn von 30 Pfg. pro Zentner ins Haus geliefert werden. Bestellungen werden schriftlich und mündlich im Hause Thomastraße 1, von 8 – 12 Uhr morgens, entgegengenommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Mai 1915Der Bonner Wehrbund veranstaltete am verflossenen Sonntag eine Geländeübung bei Oberholtdorf, bei der es sich um die Erstürmung dieses Ortes handelte. Die Ausführung dieser Aufgabe war für die angreifende Partei nicht leicht, da zur Vornahme der Operationen nur Wege benutzt werden dürfen und nach Oberholtdorf nur ein Weg führt. Zweimal schlugen die vortrefflich geleiteten Verteidiger den Angriff ab und erst der dritte Versuch gelang mit Hilfe einer Kriegslist. Der Wert dieser Uebungen steckt ja weniger in der Nachahmung eines kriegerischen Spieles als in der damit verbundenen Marschleistung und der dadurch bewirkten körperlichen Ertüchtigung unserer Jugend. Durch den Wandermarsch wird der Zustand der Füße verbessert, das Herz gekräftigt, die Ausdauer erhöht und die Willenskraft gestärkt. Ohne die gewaltigen Marschleistungen – 56 Kilometer an einem Tage – würden unsere Armeen im Osten schwerlich die herrlichen Erfolge erzielt haben. Das sollten die jungen Leute, die vor dem Eintritt in das Heer stehen und auch die zum ungedienten Landsturm gehörenden Männer, die ihre Einberufung zu erwarten haben, wohl bedenken, und durch Beitritt zum Wehrbund und regelmäßige Teilnahme an den Uebungen sich die erforderliche Marschfähigkeit verschaffen, damit sie die kommenden Strapazen ertragen können. Schon mancher erlag zum Schaden seiner Gesundheit den körperlichen Anstrengungen, weil er versäumt hatte, sich körperlich zu üben und dadurch zu kräftigen. Die zeitige Lage ist ernst. Kein Mann ist zu entbehren. Je mehr geübte und gekräftigte Mannschaften eingestellt werden können, um so größer die Gewißheit des Erfolges. Der Bonner Wehrbund bietet die Gelegenheit zur Einübung.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)