Dienstag, 4. Mai 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Mai 1915Vereinslazarettzug K 1 Bonn. Der Bonner Lazarettzug hat am 24. April von Godesberg, wo er abgestellt war, seine achte Reise angetreten. Am 25. April wurden in Chauny 240 Verwundete geladen und am 27. April in Bamberg , Meinberg und Schweinfurt abgeliefert. Nach dreitägigem Aufenthalt in Bamberg zu Reparaturzwecken ist der Zug am Sonntag in Andernach eingetroffen, und wird von dort am Dienstag, vermutlich abends, seine nächste Reise antreten. – Da die von der Militärbehörde neuerdings sehr reduzierten Verpflegungsgelder in keiner Weise ausreichen, um eine ausreichende Kost zu gewähren, ist der Verein genötigt, große Zuschüsse zur Verpflegung zu leisten. Sehr erwünscht sind daher vor allem weitere Geldbeträge (einzuzahlen auf der Deutschen Bank), ferner Naturalien aller Art, wie Erbsen, Bohnen, Schinken, Fleisch- und Gemüsekonserven, Kartoffeln usw. Ferner Zigarren, Zigaretten, Schokolade. Endlich werden frische Gemüse, wenn bis Dienstag nachmittag in der Baracke des Roten Kreuzes am Personenbahnhof, Eingang Quantiusstraße, abgeliefert, mit großem Dank entgegengenommen. Alle übrigen Gegenstände wolle man Bahnhofstraße 40 abliefern.

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Mai 1915Die Einjährig-Freiwilligenprüfungen werden demnächst wieder regelmäßig stattfinden. Bisher wurden nur die Notprüfungen für Militärtaugliche, die sofort in das Heer eintreten wollten, abgehalten. Dadurch waren die Militäruntauglichen oder die das 17. Jahr noch nicht erreicht hatten, gezwungen, die Prüfung an den Schulen zu machen; diese prüfen aber nur zweimal im Jahre. Nun sind die gewöhnlichen Einjährigen-Prüfungen durch einen Erlaß des Kultusministers Dr. von Trott zu Solz wieder aufgenommen worden.

Die Aussichten für Obst- und Gemüseernte. In Köln wies der vorsitzende des Vereins für Gartenkultur und Botanik darauf hin, daß wir allem Anschein nach in diesem Jahre eine ebenso gute Obsternte erwarten könnten wie in den vergangenen Jahren. Ein Vorstandsmitglied empfahl die Betätigung in der Landwirtschaft. Deutschland könne namentlich hier im Rheinland, zwei bis drei Ernten hervorbringen. Als Ersatz für Sellerie könne man die Pastinake verwenden. Ein wohlschmeckendes Gemüse lieferten die jungen Brennesseltriebe, die wie Spinat zubereitet würden. Einen dem Ceylontee mindestens ebenbürtiger Tee könne man aus Brombeerblättern gewinnen, ferner aus Erdbeer- und den Schafgarbenblättern.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Mai 1915Der erste Alfterer Spargel konnte in verschiedenen Gasthäusern den Besuchern des Vorgebirges vorgesetzt werden. Die Maisonne hat ihn in den letzten Tagen erst zum Sprießen gebracht. Zwar ist seine Menge vorerst noch recht bescheiden aber desto besser mundet er. Und gerade die Spezialität des Vorgebirges lockt ebenso viele Ausflügler hinaus wie auch die Obstbaumblüte.

Anmeldepflicht. Auf Anordnung des Gouverneurs der Festung Köln erläßt der Oberbürgermeister der Stadt Bonn eine Polizeiverordnung, wonach alle Personen (In- und Ausländer), gleichviel ob sie in Gasthäusern oder in Pensionen, Herbergen, möblierten oder unmöblierten Wohnungen oder Zimmern oder als Logiergäste in Privathäusern dauernd oder vorübergehend (auch besuchsweise) Wohnung nehmen, verpflichtet sind, in jedem Falle unverzüglich, spätestens 12 Stunden nach dem Beziehen der Wohnung bei dem Polizeirevier, bezw. der Ortspolizeibehörde, in deren Bezirk die bezogene Wohnung gelegen ist, sich persönlich anzumelden. Personen unter 16 Jahren sind von dieser polizeilichen Anmeldung befreit. Für Militärpersonen gelten nur die militärischen Meldevorschriften. Der Pflicht zur Anmeldung unterliegt auch der Wohnungs- oder Unterkunftgeber der genannten Personen, falls diese die Anmeldung nicht rechtzeitig selbst bewirkt haben. Zuwiderhandlungen werden in jedem Einzelfalle mit einer Geldstrafe von 30 Mark oder 10 Tagen Haft bestraft. Die Anmeldungen für den Polizeibezirk Bonn werden im Polizeiamt Rathausgasse 22 zu jeder Zeit entgegengenommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Reger Verkehr auf den Rheindampfern. Einen Rekordtag kann die Düsseldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft den 1. Mai, den Eröffnungstag des Sommerfahrplans nennen und ebenso den 2. Mai, den ersten Sonntag. Die Dampfer waren von Ausflüglern, welche in die herrliche Umgebung wanderten, sehr stark in Anspruch genommen. Im prächtigsten Sonnenschein ging es zur Wanderung, aber das Wetter spielte ihnen einen recht häßlichen Streich. Triefend von Nässe, zitternd vor Kälte, besonders die Damenwelt in den leichten Kleidern, kehrten sie am Spätnachmittag wieder heim, da inzwischen ein starker Regen eingesetzt hatte und das Thermometer von 19 Grad Wärme auf 8 Grad gesunken war. Der April hat nicht nur seine Launen, sondern auch der Mai.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")