Montag, 3. Mai 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Mai 1915Der erste Maisonntag. Mit welchen Hoffnungen sah man dem ersten Sonntag im Mai entgegen. Das schöne Frühlingswetter in voriger Woche berechtigte zu den besten Erwartungen auf einen genußreichen Sonntag draußen in der knospenden Natur. Man wollte sich einmal wieder erfrischen an der Pracht der in herrlicher Blüte stehenden Bäume und Sträucher. Hinaus in die Baumblüte am Vorgebirge, hinaus in das erste Grün des Siebengebirges, das sollte die Losung sein nach dem so langen und in diesem Jahre durch den Krieg besonders schweren Winter. Mit welcher Sehnsucht wurde der Frühling erwartet; mit welcher Freude seine ersten Vorboten begrüßt. „Nun muß sich alles, alles wenden!“ Die Aprilsonntage hatten ihren üblen Ruf zuschanden gemacht. Sie überraschten uns mit dem schönsten Frühlingswetter, das tausende von Menschen hinauslockte, um sich die Sonne ins Herz scheinen zu lassen. In Wald und Flur verflogen die trüben Gedanken, die der Winter in uns geweckt; sie konnten vor der lachenden Sonne nicht Stand halten. Hoffnungsfroh und hoffnungsfreudig durchwanderte man den jungen, sonnigen Frühlingswald; ergötzte sich an dem Blühen und Knospen ringsum. Vergessen waren die Alltagssorgen, vergessen auch für einige Stunden das grausame, harte Ringen an den Grenzen unseres Vaterlandes. Nur die Freude an Gottes schöner Natur war in den Menschen. Gestärkt und mit froher Zuversicht kehrte man heim, sich freuend auf den ersten Maiensonntag. Welch bittere Enttäuschung! Schon der Samstag brachte Gewitterregen und Hagelschauer. Doch noch einmal steigt die Hoffnung auf, als der Sonntagsmorgen kam, und die Sonne in leuchtender Pracht herniederschien. Wer den Sonntagmorgen zum Ausfluge benutzte, der wurde reich belohnt. Nach dem Regen am vorigen Tage war es nun eine Lust, in die Blütenpracht hinauszuwandern. In dieser reinen und klaren Luft einen Spaziergang über die Berge nach Godesberg, oder an die blütenprangenden Ortschaften der rechten Rheinseite vorbei nach dem Siebengebirge, oder durch die erquickende mit Blütenduft erfüllte Luft des Vorgebirges zu machen, das bot allen denen, die diese schönen Morgenstunden benutzten, eine innige Herzensfreude. Aber diejenigen, die sich auf den Nachmittag gefreut hatten, denen wurde der erwartete Genuß zu Wasser. Drohende Gewitter stiegen in den Nachmittagsstunden auf. Der Himmel, der am Morgen noch den Wanderern ins Herz lachte, öffnete seine Schleusen und verregnete so manche Hoffnung. Niedergedrückt aber nicht niedergeschlagen war die Freude und Zuversicht. Wenn auch der erste Maisonntag seinen Ruf nicht gewahrt hat, so stehen uns doch noch viele Maientage mit ihrer Luft und Pracht vor uns, an denen Herz und Sinne sich erfreuen können an dem Werden und Schaffen der Natur.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

  

Der schönste Blütensonntag ist gestern durch die Ungunst des Wetters verdorben worden. Schon am Samstag nachmittag setzte der Mai mit Donner und Blitz, schwerem Regen und Hagelschlag ein. Gestern vormittag hielt sich das Wetter dann noch halbwegs. Am Nachmittag aber ging ein Regenguß nach dem andern nieder, wodurch das Blütenfest am Vorgebirge, wo alle Obstbäume in herrlichstem Blumenschmuck stehen, gründlich verdorben wurde. Was nur abkommen konnte, hatte sich zum Ausflug in die Baumblüte gerüstet. Schon am Morgen waren Unzählige hinausgewandert, um den ersten Maisonntag draußen zu verleben. Die schweren Regenschauer haben allen einen nassen Strich durch die Rechnung gemacht.
   Der Regen an sich kommt den Gärten und dem Felde sehr gelegen; es war trocken draußen in der Erde. Seine Einwirkung ist schon an der plötzlich eingetretenen allgemeinen Belaubung augenscheinlich, und draußen in der Flur hat die junge Saat einen ordentlichen Schuß aufwärts getan. Für die sowieso um Wochen verspätet einsetzende Obstblüte – die kalten Nächte mit Nord- und Ostwinden haben sie zurückgehalten – wären einige sonnige warme Tage von großem Nutzen. Sonst können wir mit den bisherigen Maitagen zufrieden sein, denn

Mai kühl und naß
Füllt Scheuer und Faß.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 3. Mai 1915Vom Katholischen Frauenbund. Am 3. August 1914 begann das Büro Martinstraße 3 seine Tätigkeit – Auskunftserteilung und Arbeitsvermittlung. Während in den ersten Kriegstagen das Angebot der freiwilligen Hilfskräfte – 399 Anmeldungen – sehr stark war, dann aber allmählich abnahm, steigerte sich das Angebot von Lohnarbeit von Tag z Tag. Von den sich zur „unentgeltlichen“ Arbeit anbietenden Kräften wurden möglichst viele berücksichtigt und in Kinderhorten, Wohltätigkeitsanstalten usw. angestellt. Dann aber galt es die „entgeltliche“ Arbeit zu vermitteln.
   Um den vielen Frauen, die um Näharbeit baten, gerecht zu werden, wurde die Nähstube von Frau Direktorin Heyermann, die ursprünglich freiwillige Hilfskräfte mit Nähen für Lazarettwäsche beschäftigte, in eine Arbeitsvermittlung für Heimarbeiterinnen umgewandelt. Die Mittel, um diese Heimarbeit zu unterhalten, erhielten wir zum Teil auf unsere diesbezüglichen Eingaben von der Stadt Bonn, der Kriegshilfe der Stadt Bonn und von privater Seite. Ferner Stoff und Lohn vom Roten Kreuz und Aufträge von Privatpersonen. – Am 14. November veranstalteten wir einen Verkauf der angefertigten Sachen, dessen Einnahmen erfreulich waren. Für Stoffe, Wolle usw. und Lohn wurden bis jetzt etwa 10.000 Mark verausgabt.
   Es liegen an Anfragen für Heimarbeit 745 Anmeldungen vor, von denen 205 durch uns Beschäftigung erhalten haben. Davon sind etwa 160 in unsere Heimarbeitsvermittlungsstelle Thomastraße 1, die anderen in der Frauenarbeitsstätte und in Privathäusern untergebracht worden. – Ungefähr 15 Damen widmen sich der Heimarbeit, sei es im Zuschneiden, Bücher und Cartothek führen, Arbeitsausgabe, Aufträge einholen, Einkaufen, Verkaufen. (...)
   Von der Heimarbeitsvermittlungsstelle aus wurden verschiedene Sendungen für die Kriegsgeschädigten und für die Front abgeschickt.
1. Im September warme Untersachen für Frauen und Kinder in Ostpreußen. Wert 190 Mark.
2. Eine ähnliche Sendung nach dem Elsaß.
3. Im Oktober durch den freiwilligen Hilfsausschuß eine Sendung an die Front (Socken, Hemden usw.)
4. Im April 3 Sendungen im Werte von je 200 Mark nach Rethel, Königsberg und an die Malthesersammelstelle in Godesberg.
   Im Januar kaufte von unseren Beständen der K. F.-B. für 200 Mark Sachen auf, die nach Rethel und Snor bei Stenay abgingen.
   Das Büro sah sich außerdem veranlaßt, eine Kriegsfürsorge für kränkliche Frauen und Kinder einzurichten, durch die den Betreffenden Mittagessen in Privathäusern verschafft wird. Es finden nur solche Berücksichtigung, die nicht die städt. Suppenküche benutzen können. Es empfangen 19 Personen durch unsere Vermittlung Mittagessen. (...)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")