Dienstag, 6. April 1915  

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. April 1915Die Osterfeiertage brachten trübes, regnerisches Wetter. So mußte mancher Ausflugsplan aufgegeben werden. Der Verkehr in die Umgegend war nicht sehr stark. Dagegen sah Bonn viele Gäste von auswärts. Vor allem viele Feldgraue, denen das freundliche Geschick eines Osterurlaubs zu teil wurde, waren hierher gekommen, um die Feiertage bei ihren Angehörigen zu verbringen.

Ländliche Arbeiten an Sonn- und Feiertagen. Kardinal-Erzbischof von Hartmann erließ eine Anordnung, durch welche gestattet wird, daß im Hinblick auf den Mangel an Arbeitskräften dort, wo es erforderlich ist, an allen Sonn- und Feiertagen, mit Ausnahme des Ostersonntages und des Pfingstsonntages, sowie des Fronleichnamsfestes alle ländlichen Arbeiten für die Frühjahrsbestellung verrichtet werden. Von dieser Erlaubnis kann auch zu Nutzen anderer als der eigenen Familie Gebrauch gemacht werden. Der Kardinal hofft, daß hierdurch auch die Aecker der sogenannten kleinen Leute rechtzeitig und gut versorgt werden. Die Pfarrer und Rektoren sollen die Gläubigen ermuntern, sich mit besonderer Sorgfalt derjenigen Familien anzunehmen, die wegen der Einberufung von Familienmitglieder am meisten der Hilfe bedürfen.

 (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. April 1915Die Ostertage haben uns nicht den erhofften blauen Himmel mit dem nötigen Sonnenschein gebracht. Eintönig, durch nichts unterbrochen, plätscherte der Regen aus grauverhängtem Himmel, klopfte mit eigensinniger Ausdauer gegen die Fensterscheiben und verjagte jeden schüchternen Gedanken an Spaziergang und Wanderlust. So kam man nicht aus seinen vier Wänden heraus. Jeder suchte, so gut es eben ging, bei einem Buch oder seinen Gedanken die Feiertage herumzubringen. Während man in den Regen schaute, flogen die Gedanken von selbst zu unsern braven Helden im Felde, und es kam uns doppelt – weil man selbst im Trockenen saß – zum Bewußtsein, was unsere Krieger außer der Not des Kampfes noch an Witterungsunbilden auszustehen haben. Beruhigend empfanden wir, daß unsere Krieger die härteste Jahreszeit hinter sich haben und das Frühjahr mit wärmerem Wetter einsetzt. Angesicht der Wunder, die der Lenz vollbringt, und der länger werdenden helleren Tage schöpfen unsere Soldaten erhöhten Mut, neue Zuversicht und Kraft, ihr schweres, doch sieggewohntes Werk fortzusetzen und zum guten Ende zu bringen. Eis und Winterstürme, feindliche Übermacht, Kampf und Not haben unsere Heldenschar nicht zu beugen vermocht. Jetzt, da ein hartnäckiger erbitterter Gegner – der Winter – niedergerungen, wird sich deutscher Heldengeist und Mut weiterhin – des sind wir gewiß – glänzend bewähren, und wie die Frühjahrssonne das Wintergrau siegreich durchbricht, ebenso siegreich aus diesem schweren Kriege hervorgehen.
   Der Verkehr an beiden Ostertagen war nur mäßig. Die vorsorglich eingelegten Beiwagen unserer Vorortbahnen blieben leer. Die Osterurlauber fielen weniger auf, das das Feldgrau die Unterschiede der Uniform wesentlich verwischt.

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. April 1915Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 6. April 1915

Das Städtische Gymnasium und Real-Gymnasium war im Sommer von 643 Schülern besucht. (...) Im Winter mußte der regelrechte Turnunterricht eingestellt werden, da fast sämtliche Herren, die ihn gegeben hatten, ins Heer eintraten. Als Ersatz unternahmen die Ordinarien allwöchentlich an einem Nachmittag mit ihren Klassen größere Spiele oder Wanderungen. Die älteren wehrbundpflichtigen Schüler unterwies Herr Prof. Cremers an zwei Wochennachmittagen in den militärischen Vorübungen, während der Direktor größere Märsche und Uebungen im Gelände ausführte, wobei die Höhen des Siebengebirges wiederholt im Sturm genommen wurden. In den Reihen der Lehrer und Schüler kamen zahlreiche Todesfälle vor. (...) Als erster starb den Heldentod für das Vaterland Herr Oberlehrer Dr. Raders. Ihm folgte Seminarkandidat Josef Grimmendahl, sowie Herr Dr. Friedrichs. Vorschullehrer Küpper ist verwundet in französische Gefangenschaft geraten. Zwei Schüler sind bereits gefallen und zwei werden vermißt. (...) Bei der Notprüfung im Kriegsanfang bestanden alle Prüflinge. Vom Lehrerkollegium traten neun Oberlehrer, drei technische und Vorschullehrer und sieben Kandidaten in das Heer ein. Oberlehrer Dr. Hartke hat das Eiserne Kreuz erhalten. Die Einnahme Antwerpens und die Niederlage sowie der Rückzug der Russen gaben Veranlassung zu Schulfeiern und zum Ausfall des Unterrichts. (...) In den Mitteilungen an die Schüler, ihre Eltern und die Pfleger weist der Direktor auf die Notwendigkeit hin, den Leibesübungen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Da die meisten Nachmittage schulfrei seien, sollten die Stunden bis 5 Uhr der Erholung und körperlichen Ausbildung gewidmet sein und nicht greisenhaften Spaziergängen im Hofgarten oder Baumschulwäldchen. In zwei bis zweieinhalb Stunden könne jeder Durchschnittsschüler seine Hausarbeiten bewältigen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 6. April 1915Verschönerungsverein. Godesberg, 4. April. Damit die stolze Kraft dieses Vereins auch während des Krieges nicht erlahmt, hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung den Gemeindeunterstützungsbetrag vom vorigen Jahre nicht gestrichen. Es muß daher gestattet sein, jetzt zu Beginn des Frühlings, in dem Godesberg sich überall in der bekannten Sauberkeit und Ordnung zeigt, dem Verein einen Ordnungsvorschlag zu machen, den ich schon einige Jahre mit mir herumtrage. Der genannte Verein hat an vielen Stellen des Ortes Orientierungstafeln vor etwas 10 Jahren aufgestellt. Diese Tafeln sehen heute recht häßlich aus. Ihre Schrift ist zum größten Teil unleserlich geworden. Außerdem sind die Hinweise auf die Wegebezeichnung im Walde weder notwendig noch praktisch, da jeder Neuzuziehende vom Verein gratis eine billige Wegekarte erhält, die in mehreren Geschäften zu kaufen ist. Alte, häßliche, schmutzige Tafeln an den verkehrsreichsten Stellen des Ortes sind ein Stein des Anstoßes für jeden Fremden. Fort damit. Ein Ordnungsliebender.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. April 1915Für den Bonner Bürgerverein liegt augenblicklich ein Schiff mit Moselwein, das von der Mosel gekommen ist, hier am Werft zu Ausladen. Gerade in der gegenwärtigen Kriegszeit ist dies eine Seltenheit, aber immerhin ein erfreuliches Zeichen dafür, daß auch in dieser Zeit die Winzer für ihre Produkte Absatz finden.

Weitere Schulkinder können, so sagt eine Anordnung des zuständigen Ministeriums, im Bedarfsfalle für landwirtschaftliche Arbeiten, Gartenbestellung usw. den erforderlichen Schulurlaub erhalten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)