Mittwoch, 17. März 1915 

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. März 1915Vorsicht vor Spionen! An die Eisenbahnbediensteten ist eine Warnung ergangen, worin es heißt: „Es ist festgestellt worden, daß sich noch immer zahlreiche Spione und vor allem Spioninnen in Deutschland befinden, die sich namentlich an öffentlichen Orten, auf Bahnhöfen, in Restaurationen usw. aufzuhalten pflegen, um durch Anhörungen laut und unvorsichtig geführter Unterhaltungen Kenntnis von militärischen Angelegenheiten zu erlangen. In Hinblick hierauf kann es nicht oft genug betont und immer wiederholt werden, daß für jeden Eisenbahner äußerste Vorsicht geboten und unbedingte Verschwiegenheit in allen militärischen Angelegenheiten, insbesondere auch über Truppentransporte irgendwelcher Art, strengste Pflicht ist. Auch auf Fragen anscheinend harmloser Art darf unter keinen Umständen Auskunft erteilt werden.“

Bismarckfeier. Wie man uns schreibt, wird am 31. März von mehrerenvaterländischen Vereinen im Bürgerverein eine Bismarckfeier stattfinden, in der Herr Superintendent Klingemann aus Koblenz die Festrede halten wird. Jeder hat zu dieser Feier Eintritt.

Die Bonner Frisör-Innung schreibt uns: Die Innung beschloß in ihrer außerordentlichen Versammlung eine allgemeine kleine Preiserhöhung für die Bedienung der Damen- und Herrenkundschaft. Bei dem überaus starken Rückgang an Kunden durch Einberufung zum Heeresdienste und der andauernden Erhöhung sämtlicher Verbrauchsartikel und Lebensmittel sind die Existenzen des Berufes in Frage gestellt. Diesem unhaltbaren Zustande wird das verehrte Publikum volles Verständnis entgegenbringen und ferner den Frisörberuf wohlwollend unterstützen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. März 1915Massenankauf von Brot. Wie uns mitgeteilt wird, wird in den letzten Tagen in Bonn massenhaft Brot angekauft, das in Körben über die Rheinbrücke nach der rechten Rheinseite befördert wird. Der Umstand, daß in Bonn das Brotbuch erst vom Samstag an gilt, auf der rechten Rheinseite aber die Brotkarten bereits am 15. März zur Geltung gelangt sind, dürfte die hauptsächliche Veranlassung zu diesem „Ausfuhrgeschäft“ sein.

Studentische Soldatenkurse. Das Sekretariat Sozialer Studentenarbeit macht uns darauf aufmerksam, daß im Interesse derjenigen Soldaten, die durch den Krieg den Verlust von Gliedmaßen usw. zu beklagen haben, und denen die Fortsetzung ihres bisherigen bürgerlichen Berufs unmöglich ist, studentische Soldaten-Kurse eingerichtet werden, und zwar sollen sich die Kurse mit Einzelunterricht, Wiederholungsstunden unter Anpassung an die persönliche Vorbildung des Einzelnen, kleinere Kurse für einzelne Lazarettzimmer, Vorträge usw. befassen. Als Unterrichtsfächer kommen in Betracht Deutsch, Heimat-, Naturkunde, Rechnen, fremde Sprachen, Maschinenschreiben, Stenographie und Linksschreiben. Die Kurse sollen in Bonn schon während der Osterferien eingerichtet werden. Studenten und Studentinnen, die sich zur Erteilung derartigen Unterrichts bereit erklären, werden gebeten, ihre Adresse umgehend an Frl. stud. rer. pol. Hermine Albers, Bonn, Schumannstraße 28 einzusenden, von wo aus die Arbeitsvermittlung erfolgt und wo jede nähere Auskunft erteilt wird.

Eine allgemeine Zwischenzählung der Schweine hat am 25. März in Deutschland stattgefunden und wird am 15. April wiederholt. Ueber den Besitz an Schweinen des einzelnen ist das Amtsgeheimnis zu wahren. Die Angaben dürfen namentlich nicht zu Steuerzwecken genutzt werden.

Schaffnerinnen. Wie wir gestern mitteilten, werden von der Verwaltung weibliche Schaffner herangebildet und angestellt. Bereits heute kann man die weiblichen Schaffner mit Dienstkappe auf verschiedenen Linien beobachten. Die Schaffnerinnen erhalten später eine Litewka [Uniformjacke].

Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. März 1915Die Schuhmacherarbeiten werden noch teurer. Der Verein selbständiger Schuhmachermeister Bonns nahm in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die unter dem Vorsitz des Schuhmachermeisters Eismann im „Bonner Hof“ tagte, folgende Entschließung an:
  
„In Anbetracht der in letzter Zeit weiter stark angestiegenen Lederpreise beschließt die Versammlung, einen weiteren Aufschlag für Schuhmacherarbeiten von 25 Prozent mit dem heutigen Tage eintreten zu lassen, zumal ein Ende der Preissteigerungen noch nicht abzusehen ist. Sie richtet daher einen warmen Appell an den gesunden Sinn der verehrlichen Kundschaft, auch das Schuhmacherhandwerk über die schwere Zeit durch Zuerkennung der notwendigen Preisnotierungen hinwegzuhelfen, damit nicht noch mehr Schuhmacher gezwungen werden, in anderen Berufen ihr Fortkommen zu suchen.“
   Der Vorsitzende gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Publikum die Zwangslage der Schuhmacher verstehen werde. Er forderte die Schumachermeister zu einem nochengeren, festen Zusammenschluß auf.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)