Donnerstag, 25. Februar 1915 

  

Stadtratswahlen. Der Oberbürgermeister gibt in einer Bekanntmachung im heutigen Anzeigenteil die Termine für die Ersatzwahlen bekannt. Für die 3. Abteilung ist der Wahltag der 12. und 13. März, für die 2. Abteilung der 24. März und für die 1. Abteilung der 27. März.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 25. Februar 1915Ein Mißgriff. Man schreibt aus Köln: Frau Elly Ney-van Hoogstraten , die berühmte Pianistin, die Kölns Musikfreunde so manchmal durch ihre Kunst gefangen genommen hat, hätte es wohl nie geahnt, daß sie noch einmal selbst in Köln – gefangen genommen werden würde. Kommt sie da Sonntagnacht von einer Kunstreise aus einer rheinischen Stadt und will sich zum Kölner Opernhaus begeben, um ihren Gatten aus der Meistersinger-Vorstellung abzuholen, als auf dem Neumarkt sich plötzlich die schwere Hand eines feldgrauen Unteroffiziers auf ihren Arm legt und die Worte an ihr wohl noch von Musik umrauschtes Ohr tönen: Ich verhafte Sie hiermit! Die Künstlerin ist zunächst fassungslos vor Schreck und versucht dann dem Mann den Irrtum, in dem er sich befindet, klar zu machen, nennt ihren Namen, das holländische Wort ist natürlich erst recht verdächtig, woher sie kam der Fahrt, in welchem Gasthof sie in Köln wohnt, den Zweck ihres Ganges, aber alles nützt nichts, da sie keine Legitimationspapiere bei sich hat. Ein rettender Gedanke scheint ihr zu kommen, das Ibach-Haus ist in der Nähe und sie erklärt, dort kenne man sie, bedenkt Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Februar 1915dabei nicht, daß dieses an einem Sonntag, obendrein gegen 11 Uhr nachts, geschlossen ist. Als sie dann den Unteroffizier bittet, mit ihr in die Wolfstraße zum Konservatorium zu gehen, antwortet ihr der, auf diese Weise könne sie ihn noch durch ganz Köln führen, den Schwindel kenne er. Also auf die Polizeiwache im Präsidium. Dort muß sie die üblichen Fragen zur Aufnahme der Personalien beantworten, sie wünscht, den Fernsprecher benutzen zu dürfen, telephoniert an verschiedene angesehene Künstler und Kunstfreunde, aber nirgendwo ist eine Antwort zu erhalten, man ist nicht zu Hause, ein Anruf des Gasthofes wird als ungenügend bezeichnet. Die mittlerweile ganz Verängstigte wird zu einem Kommissar geführt. Frau Ney bittet, den Gasthof anrufen zu dürfen, da wahrscheinlich ihr Gatte bereits dorthin zurückgekehrt sei. Und sie irrt sich nicht, ihr Gatte saust im Auto herbei, zeigt dem Kommissar die Pässe und die Künstlerin ist endlich aus ihrer peinlichen Lage befreit.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 25. Februar 1915Noch einmal Kartoffelpreise. Mit Genugtuung las ich dieser Tage, daß die Stadtverwaltungen von Berlin, Trier usw. Höchstpreise für Kartoffeln festgesetzt haben, und daß sogar Verkäufer, die mehr als diese festgesetzten Preise verlangt haben, bestraft worden sind. Es wäre zu wünschen, daß man auch hier in Bonn einmal gegen die hohen Kartoffelpreise einschreiten würde. Es ist doch schlimm genug, daß sämtliche übrigen Lebensmittel derart im Preise steigen, daß sie für den Wenigerbemittelten fast unerschwingbar sind. Was soll wohl eine kinderreiche Familien machen, in der täglich 10 bis 15 Pfund Kartoffeln und 4 Pfund Brot verbraucht werden? Jos. Z.

Hundesteuer! Jeder Besitzer eines Hundes wird meine Ansicht teilen, daß die Hundesteuer gerade hoch genug ist. Weshalb will die Stadtverwaltung das Halten von Hunden verleiten? Durch das Abschaffen der Hunde wird das Schweinefleisch nicht billiger! Der Hundeliebhaber wird auch noch lange kein Schweinezüchter! Den Hund liebt man wegen seiner Treue und Wachsamkeit und duldet ihn gern in der Wohnung, das Schwein jedoch nicht. Für alleinstehende Personen und draußenliegende Häuser ist der Hund nicht zu ersetzen. Auf jeden Fall würden viele Klagen über Diebstähle usw. gemacht werden, insbesondere, da viele Polizeimannschaften im Felde sind. Sollte sich wirklich das Steuerbudget durch die Erhöhung der Hundesteuer steigern, so muß auf der anderen Seite die Stadtverwaltung mehr Polizeimannschaften einstellen, und diese Mehrausgaben stehen in gar keinem Verhältnis zu dem erhöhten Hundesteuerertrag. Ein Hundeliebhaber für Viele.

Hundesteuer! Meines Erachtens ist der vorgesehene Steuersatz viel zu gering. Nirgendwo habe ich so viele Hunde – selbst große Tiere – frei umherlaufen sehen wie gerade in der Gartenstadt Bonn. So viel ich mich erinnere, besteht auch hier eine Polizeiverordnung, daß Hunde an der Leine zu führen sind. Weshalb wird nicht danach gehandelt? Außerdem sind auch zu viele Katzen in der Stadt. Könnte keine Katzensteuer eingeführt werden? Ein Tier- und Menschenfreund.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 25. Februar 1915Der Kriegslehrgang für Lehrerinnen, Hausfrauen und erwachsenen Töchtern aus Stadt und Land ist gestern beendet worden. Vormittags wurden noch drei Vorträge gehalten. (...)
In der Nachmittagsaussprache, der Landrat von Groote-Rheinbach beiwohnte, nahmen die Teilnehmerinnen des Lehrganges einstimmig folgende Entschließung an:
„Die in Bonn zum Kriegslehrgang versammelten rheinischen Frauen aus Stadt und Land erkennen die Notwendigkeit, daß die Hausfrauen mit den vorhandenen Vorräten sparsam umgehen und die Frauen in der Landwirtschaft alle Kräfte an die Erzeugung neuer Erträge in Land- und Viehwirtschaft setzen müssen. Sie sind der Ueberzeugung, daß unsere Vorräte ausreichen, wenn jedermann sie verständig verwendet und sich allzeit bewußt bleibt, daß in erster Linie das Wohl des Vaterlandes und in letzter Linie das des Einzelnen steht. Sie versprechen daher, eine jede in ihrem engeren Kreise dahin wirken zu wollen, daß vernünftig gespart werde, damit wir auch wirtschaftlich siegen und die Erfolge der Männer im Felde durch einen dauernden, für unser Vaterland vorteilhaften Frieden gekrönt werde. Sie protestieren sehr energisch gegen die in manchen Kreisen unseres Volkes noch getriebene Verschwendung durch übermäßigen Genuß von Nahrungsmitteln, die als Volksnahrungsmittel unbedingt nötig sind.“

Unterrichtskurse für verwundete Krieger sind im Laufe der vergangenen Woche an der hiesigen Fortbildungsschule eingerichtet worden. Die Kurse verfolgen den Zweck, solchen Verwundeten, die infolge ihrer Verletzungen ihre bisherige rein körperliche Arbeit in Zukunft nicht mehr ausüben können, in den Stand zu setzen, einen neuen Beruf zu ergreifen, oder sich im alten mehr mit schriftlichen Arbeiten zu beschäftigen. Den Verwundeten, die länger in Bonn bleiben, sollen die Anfänge, oder soweit die Zeit es gestattet, die ganze Ausbildung gegeben werden. Der Unterricht wird täglich nachmittags von 3-5 bezw. 2-4 Uhr und 4-6 Uhr erteilt und ist für die Teilnehmer unentgeltlich. Bei der ersten Anmeldung hatten sich gleich über 100 Soldaten gemeldet. Es wurdne 5 Kurse gebildet: Zwei für Stenographie und Maschinenschreiben, einer für linkshändiges Schreiben, einer für Buchführung, Rechnen nebst Kalkulation und Geschäftsbrief und einer für Schönschreiben, Sprachlehre und Rechtschreiben sowie Rechnen. Es ist jedem die Möglichkeit gegeben, an verschiedenen Kursen teilzunehmen. Der Unterricht wird vom Lehrerkollegium der städt. Fortbildungsschulen erteilt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)