Montag, 25. Januar 1915
Der Flottenverein „Jungdeutschlandbund“, Ortsgruppe Bonn, veranstaltete am Samstag nachmittag im Städt. Gymnasium eine Kaisergeburtstagsvorfeier, die durch ihre Anspruchslosigkeit und ihre Anpassung an das Verständnis der zahlreich erschienenen Jungdeutschen besonderen Beifall fand. Von jungen Mitgliedern hörten wir eine Reihe Gedichte, die dem Weltkriege ihr Entstehen verdankten; ganz besonders gefiel uns das mit wahrer Innerlichkeit gesprochene Gedicht: „Zwei Ehrenkreuze“. Darauf wußte der jugendliche Ortsgruppenvorsitzende in einem durch klare Gliederung ausgezeichneten Vortrag seinen Mitgliedern die mannigfaltigen Gründe des Krieges um Deutschlands Sein auseinanderzusetzen. Durch Vermeiden jeglicher Abschweifung und aller Einzelheiten wurde Redner dem gestellten Thema: „Was muß der Jungdeutsche über die Ursachen des Krieges wissen?“ besonders gerecht. Die Veranstaltung fand einen würdigen Abschluß durch ein begeistertes Kaiserhoch der Jungdeutschen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Städtische Gesangverein wird, wie wir hören, zu Anfang März ein besonderes Konzert zum Besten der Bonner Kriegshilfe veranstalten, in welchem das deutsche Requiem von Brahms und das Beethovensche Violinkonzert aufgeführt werden sollen. Letzteres wird Adolf Busch aus Wien spielen, der mit Rücksicht auf den guten Zweck seine künstlerische Kraft bereitwilligst zur Verfügung gestellt hat. Die Chorproben zum Requiem haben bereits begonnen. Dieselben finden, um auch den der Verwundetenpflege sich widmenden Damen Gelegenheit zur Mitwirkung zu geben, abends 8 Uhr bis 9 ½ Uhr statt und zwar in der Regel Montags.
Der zweite Wollsammlungstag zeitigte ebenfalls ein günstiges Ergebnis. In reichem Maße wurden wiederum von den Bürgern Decken, wollene Kleidungsstücke usw. zur Verfügung gestellt, so daß die Pfadfinder und sonstigen Helfer bis in den Abend hinein reichlich zu tun hatten. Nicht allein Wllwaren wurden gegeben, sondern hie und da überreichte man Geldspenden, die jetzt schon eine hübsche Summe ausmachen. Das Gesamtergebnis der Sammlung läßt sich trotz eifriger Sortierung noch nicht übersehen. Das eine steht fest, daß die Wollsammlungstage die an sie geknüpften Erwartungen übertroffen haben. Inzwischen ist man bereits fleißig an der Arbeit, die verschiedenen Wollsachen zu Decken usw. zu verarbeiten. Allen denen, die opferwillig zu diesem Wollsammlungstag beigesteuert haben, sei auch an dieser Stelle nochmals herzlich Dank gesagt.
Auch in der Umgegend ist fleißig gesammelt worden. So erbrachte die Wollsammlung in Dransdorf einen großen Leiterwagen voll fast neuer Kleidungsstücke, Wolldecken usw. Bei der ersten Sammlung wurde gleichfalls viel Wolle gesammelt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Durch Leuchtgas vergiften wollte sich in der Sonntagnacht in der Rheingasse ein junger Mann. Als man, durch den Gasgeruch aufmerksam gemacht, in das Zimmer eindrang, war der Lebensmüde schon bewußtlos. Einem Arzt gelang es aber, ihn wieder ins Leben zurückzurufen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Das war keine Antwort. Der Wirt in der Freitag-Nummer der Reichszeitung argumentiert: Die Wirtschaften dürfen nicht um 10 Uhr geschlossen werden, weil dadurch die Wirte selbst, ferner Bäcker, Metzger, Bierbrauer, Kellner usw. geschädigt würden. Aber welcher Schaden ist größer? Der, welcher der Volksgesundheit, dem Nationalvermögen durch den ungeheuren Alkoholkonsum jahraus, jahrein zugefügt wird, oder der, den einige Gewerbe erleiden, wenn eben dieser Alkoholkonsum eingeschränkt würde. Um den Fall an einem extremen Beispiel deutlich zu machen: Früher befstand die menschenunwürdige Sklaverei. Als die Kultur der Menschheit stieg, forderten die Edelsten und Besten die Abschaffung des Sklaventums. Niemand unter uns, auch kein Gastwirt, wird sagen, das sei nicht gut gewesen. Wie aber nun, wenn die damaligen Sklavenhändler Zeter und Mordio geschrieen hätten, weil sie durch die Aufhebung der Sklaverei in ihrem Gewerbe geschädigt würden? – Ist es nicht ebenso mit unseren Wirten? Sonderinteressen haben hinter den großen Interessen der Allgemeinheit immer zurückzutreten. Das wollte ich auch dem Schreiber des „Eingesandts“ in der Freitag-Nummer zu bedenken geben. Cand. phil. C.
Dem Einsender „Wozu der Lärm“ erwidre ich, daß die Handhabung der für Preußen um 11 Uhr abends festgesetzten Polizeistunde (aber hier nicht gehandhabt) wohl gefordert werden kann im Interesse der allgemeinen Volkswohlfahrt. Da ich selbst im Wirtsgewerbe groß geworden, kann mir der Einsender wohl nicht wiederlegen, daß durchschnittlich nach 11 Uhr im Wirtsgewerbe wohl nicht viel mehr zu verdienen ist und meist wenig verzehrt wird, so daß Licht und sonstige Unkosten sich kaum mehr decken. Daher sind vom 11 Uhr-Wirtschaftsschluß auch keine Bäcker, Metzger, Kellner etc. mehr betroffen. Meist sind es Kartenbrüder oder Bierbankgeneralstäbler, die die Zeit ausnützen, aber wenig mehr verzehren. Also nochmals: Um 11 Uhr strenge militärische Wirtschaftspatrouille und Schluß, dann bleibt auch den Leuten noch etwas übrig, um dem armen Friseur, der in derselben Nummer der Reichszeitung einen Notschrei erläßt, von seinen Klagen abzuhelfen. Einer für Viele.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)