Montag, 18. Dezember 1916

     

Der gestrige geschäftsfreie Sonntag brachte der Bonner Geschäftswelt wieder regen Verkehr und gewiß auch befriedigende Einnahmen. In den Hauptgeschäftsstraßen der Altstadt herrschte vor allem gegen Abend ein solches Gedränge, daß man einige mühe hatte, durchzukommen. Der gestrige Sonntag dürfte wohl de Hauptgeschäftstag in dieser Weihnachtszeit gewesen sein; denn der nächste Sonntag, der letzte vor Weihnachten, ist zugleich der Heiligabend, an dem nur noch Nachzügler ihre Einkäufe zu machen pflegen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Der Erzbischof an die Frontsoldaten. Erzbischof Kardinal von Hartmann richtet sich in einem Schreiben an die Verteidiger des Vaterlandes. Es lautet: „Meine lieben Krieger der Erzdiözese! Zum dritten Male findet das erhabene Weihnachtsfest Euch tapfere Schirmer der Heimat unter den Waffen in Feindesland. Viel größer noch als beim ersten und vorigen Weihnachtsfeste ist die Zahl der im Feld stehenden opferwilligen und mutigen Verteidiger des Vaterlandes. Euer Erzbischof kennt und fühlt mit Euch die Opfer, welche der gewaltige Krieg von Euch fordert. Er weiß auch, daß das nahe Weihnachtsfest Eure Sehnsucht nach der Heimat mächtig anregt. Möge Euch der Heiland, welcher vom Himmel auf die Erde gekommen ist und den großen Kampf für uns bis zum schwersten Leiden und bis zum bitteren Tod aufgenommen hat, Euch stärken und lohnen, was Ihr für unser Volk ertraget! Möge er uns zu einem baldigen, von Euch errungenen Frieden helfen! Möge er Euch schützen, Euren lieben Familienangehörigen zur Seite stehen, den tapferen Helden, welche für das Vaterland Blut und Leben geopfert haben, ein ewiger Vergelter und den Trauernden in unserem Volke Tröster sein! Ich segne Euch alle. Köln, Weihnacht 1916. gez. Felix Kardinal v. Hartmann, Erzbischof von Köln.”

Groß-Bonn hat zur Monatshälfte einen vollständigen Programmwechsel vorgenommen. Außer dem Konzertprogramm bringt der bunte Teil fünf vorzügliche Nummern. Georg und Co., zwei junge Damen, zeigen sich als Rollschuh-Künstlerinnen, während die zwei Wahlerts prächtige Marmorgruppen stellen und auch recht Gutes als Equilibristen leisten. Ueber eine vorzügliche Stimme verfügt Aline Walter von der Kölner Oper; sie trug mehrere Arien und Lieder unter großem Beifall vor. Für den Humor sorgen Hilde Alfers und ihr Partner mit akrobatischen Spielen und außerdem die beiden Originale „Bill und Will“ mit ihrem komischen Esel. In Wirklichkeit ist Will der Esel, der durch seine Störrigkeit seinem Herrn viel zu schaffen macht.

Ruchlose Tat. In der Nacht zum Sonntag wurden einer Kriegerfrau an einer großen Anzahl Weihnachtsbäume auf dem Mühlheimer Platz die Spitzen der Kronen abgeschnitten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Wissenschaftliche Vorträge. Heute abend spricht der Dramaturg Herr Dr. Fritz Budde – Berlin über das Thema: „Deutsche Bühne, deutsche Sitte, deutsche Bildung“. Vor kurzem tagt in Hildesheim eine Versammlung deutscher Bühnenangehöriger, welche sich die Reinigung unserer nationalen Bühne von fremdem Schund zum Ziele gesetzt hat. Es ist dies ein vielversprechender Anfang für die Gebung der dramatischen Kunst und die Stärkung nationaler Eigenheit. In diesem Sinne wird auch der Vortragende zu uns sprechen und für dieses Ziel freudiges Verständnis und Mitarbeiten zu wecken suchen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)