Samstag, 16. Dezember 1916

     

Zur Gemüseversorgung. Für die Zeit, in welcher das Frischgemüse knapp zu werden beginnt, also die Monate Februar, März und April wird den Gemüsezüchtern dringend angeraten, die vorhandenen Bestände an Krauskohl, Rosenkohl, Breitlauch und anderen Arten, die hier im Freien überwintert werden können, zu schonen bzw. für diese Monate zurückzuhalten. Wie wir hören, werden die Richtpreise für derartige Gemüse ganz beträchtlich erhöht werden.

Ueber die Polizeistunde in Bonn sind auch gestern noch keine näheren Bestimmungen eingetroffen. Einstweilen gilt also der allgemein angeordnete 10-Uhr-Schluß auch für Bonn.

Der Speisezettel der Bonner Kriegsküchen für nächste Woche lautet:
Montag: Graupensuppe mit Kartoffeln.
Dienstag: Steckrüben mit Kartoffeln.
Mittwoch: Wirsing mit Kartoffeln und Rindfleisch:
Donnerstag: Rote Möhren mit Kartoffeln und Salzfleisch.
Freitag: Gemüsesuppe mit Einlauf.
Samstag: Butterkohl mit Gemüse und Fleischwurst.
Sonntag: Schmorbraten mit Rotkohl und Kartoffeln.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Wucherpreise. Hiesigen Hausfrauen wird gegenwärtig von einem Soldaten Butter angeboten, die angeblich aus Belgien stammt. Er verlangt für das Pfund 9,50 Mark. Trotz dieses hohen Preises fand die Butter reißenden Absatz. Von anderer Seite wird Butte sogar für 12,50 Mark und 15 Mark angeboten. Um diesem schamlosen Treiben ein Ende zu bereiten, wäre es ratsam, die Verkäufer auf dem nächstbesten Polizeirevier zur Anzeige zu bringen.

Durchsammeln der Kartoffelbestände. Bei den Frösten des Monats Oktober sind zahlreich Kartoffeln angefroren, die bei der Ernte nicht besonders ausgeschieden werden konnten, da die Ernte mit allen Mitteln beschleunigt werden mußte, um die Kartoffeln vor weiteren Frostschäden zu schützen. Jetzt müssen alle Bestände ausnahmslos durchgesammelt werden, um die mit Fäulnis behafteten Kartoffeln zu entfernen. Die Minister der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten ordnen daher an, daß zum Durchsammeln der Kartoffeln geeignete Schulkinder auf Antrag beurlaubt werden müssen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Schulanfang. Der Vorschlag in Nr. 7971 Ihres Sprechsaals wegen späteren Schulbeginns der Fortbildungsschulen verdient ernstliche Beachtung. Ich frage mich nur: Warum sollen an der Wohltat des späteren Schulanfangs, die den Volksschulen beschert ist, nicht auch die Schüler der höheren Schulen teilnehmen? Gilt nicht auch für sie, was ich neulich in der Weser-Zeitung gerade von einem Bonner ausgeführt fand? „Ueber allen Fleiß, über alles Wissen muß uns die Gesundheit der Kinder gehen. ... Was an Nahrung weniger, das an Schlaf mehr. Kein Schulkind sollte morgens vor 9 Uhr in der Schule sein müssen.!“ Eine Freundin der Jugend.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Die Bekanntmachung betreffend der Ersparnisse von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln ist im Anzeigenteil dieser Nummer veröffentlicht. Trotzdem hatten gestern abend doch schon alle Lokale pünktlich die Anordnung befolgt, da sie immerhin bereits bekannt geworden war.

Bekleidungsamt. Auf die Anfrage bezüglich des Verkaufs von Taschentüchern teilt die Reichsbekleidungsstelle in Berlin mit, daß alle Taschentücher frei sind, die aus den in Nr. 13, 14, 15 und 15a der Freiliste genannten Stoffe hergestellt sind.
   Da es sich hauptsächlich um Taschentücher aus undichten Kleiderstoffen handelt, so wird bemerkt, daß unter undichten Kleiderstoffen solche zu verstehen sind, bei denen der lichte Zwischenraum zwischen den Kettfäden ebenso oder mehr beträgt wie die Dicke der Kettenfäden und zugleich der lichte Zwischenraum zwischen den Schußfäden ebenso groß oder größer ist, wie die Dicke der Schußfäden.
   Es wird nochmals darauf hingewiesen, die Regelung der Bezugsscheine möglichst in den Vormittagsstunden zu besorgen, da in den Nachmittagsstunden der Andrang auf dem Bekleidungsamt sehr groß ist.
    Am Sonntag, den 17. und 24 Dezember ist das Bekleidungsamt von 11 ½ - 12 ½ Uhr und von 3 bis 6 Uhr geöffnet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)