Freitag, 15. Dezember 1916

    

Bei der Volkszählung am 1. Dezember d. J. betrug die Einwohnerzahl der Stadt Bonn, wenn man die zum Militärdienst Einberufenen mitzählt, rund 97.000 Personen. Bei der Volkszählung 1910 betrug die Einwohnerzahl 87.971, bei der 1906 81.971 Personen. Wenn man bei dem jetzigen Ergebnis berücksichtigt, daß zurzeit die Garnison einige Tausend Mann stärker ist als zur Friedenszeit, so ist doch andererseits in Betracht zu ziehen, daß ein großer Teil der Studierenden nicht anwesend war. Unter diesen Umständen kommt man immerhin zu dem Ergebnis, daß nach Friedensschluß unsere Einwohnerzahl voraussichtlich 96- bis 97.000 Personen betragen wird.

Soldatenheim. Der verflossene Sonntag brachte dem Soldatenheim im Gesellenhaus wieder viele feldgraue Besucher. Manche von ihnen sind gar „Stammgäste“ geworden, die keinen Unterhaltungsabend im Soldatenheim versäumen. Sicher sind sie auch das letzte Mal wieder auf ihre Kosten gekommen, an dem der Leiter des Abends, Herr J. Schröder, sofort „frischen Zug in die Kolonne“ brachte. Geboten wurden denn von verschiedenen Damen und Herren reizende Lieder- und Gedichtvorträge sowie ein recht humorvolles Theaterstück. Den Dank der Besucher sprach Leutnant Dahlmann in echt soldatischer Art aus.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Der Weihnachtsbaum mit einer Kerze. Man schreibt uns: In den Mitteilungen des Kriegsernährungsamtes fand sich die Anregung, man möchte in diesem Jahre bei dem bevorstehenden Fest mit Rücksicht auf die große Knappheit an Lichtern für den Weihnachtsbaum nur eine Kerze verwenden. Der Anregung lag auch der schöne Gedanke zugrunde, der Weihnachtsbaum mit nur einer Kerze würde sich als Symbol des Ernstes der Kriegszeit der Erinnerung unserer Jugend für ihr ganzes Leben einprägen. Leider kommt aber die Anregung in praktischer Beziehung zu spät. In allen Läden liegen Weihnachtskerzen in großen Mengen, wenn auch in verkleinerter Größe, zum Verkauf. Würde nun ganz allgemein die Anregung, den Baum diesmal nur mit einem Licht zu schmücken, Folge gegeben, dann würden erhebliche Mengen von Weihnachtslichtern unverkäuflich bleiben, die für den täglichen Gebrauch kaum verwendbar sind. Eine wesentliche Ersparnis würde also kaum erzielt werden. Es ist daher zu bedauern, daß man den Gedanken einer Einsparung von Kerzen beim Weihnachtsfest nicht schon vorher durch eine Einschränkung der Erzeugung verwirklicht hat. Das Ergebnis wäre dann eine tatsächlich sehr erhebliche Ersparnis an den zur Herstellung von Kerzen verwendeten Rohstoffen gewesen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Lebensmittelverkauf. In der Woche vom 17. bis zum 23. Dezember d. Js. dürfen in denjenigen Geschäften, die als Verkaufsstellen städtischer Lebensmittel bezeichnet sind, abgegeben werden: Gegen Warenkarte Nr. 137 Kochf. Gemüsesuppe mit Teigwareneinlage, 138 Teigwaren, Weizenmehl (Auslandsware), 140 Marmelade (Sorte 3), außerdem unter Anrechnung auf die Fleisch- oder Fett- und Warenkarte 141 Speck, 142 Schmalz.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)