Donnerstag, 7. Dezember 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Dezember 1916Siegesglocken ertönten gestern abend gegen 8 Uhr wegen der Einnahme von Bukarest von allen Kirchtürmen.

Deutscher Sprachverein. Zum zweiten Wintervortrag waren die Vereinsmitglieder am Dienstag, 5. Dez., in den Kronprinzenhof eingeladen und zahlreich, darunter auch feldgraue Kameraden, versammelt. Der stellv. Vorsitzende, Pfarrer Dr. Richter, knüpfte an die jüngste Siegeskunde an; in bescheidenerem Maße stehen auch unsere Sprachvereine seit langem im Kampf mit inneren und äußeren Feinden, die an der Schönheit, Richtigkeit und Reinheit unserer herrlichen Muttersprache sündigen; noch lasse das Zeitungsdeutsch, das Primanerdeutsch, auch das Juristendeutsch manches zu wünschen übrig. Herr Justizrat Dr. Friedrichs aus Düsseldorf ging auf das letztere in seinem Vortrag über Ernst und Scherz im Juristendeutsch des näheren ein. [...]

Schikore. Die städtischen Gemüseverkaufsstellen verkaufen seit einigen Tagen auch belgischen Schikore, auch Bleichzüchorie oder Witloof genannt. Dieses leider bei uns noch wenig bekannte Gemüse bietet bei der jetzigen gemüseknappen Zeit eine angenehme Abwechslung. Der Verkauf aber ist verhältnismäßig noch sehr gering, so daß angenommen werden muß, die Zubereitungdieses Gemüses ist noch nicht genügend bekannt. Wir lassen daher hier einige Anweisungen folgen.
   Schikore als Gemüse. [...]
   Schikoresuppe mit Klößen [...]
   Schikore-Salat [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Schulfeiern zur Einnahme von Bukarest. Der Berl. Lokalanz. Meldet: In den Schulen werden heute (Donnerstag) aus Anlaß des Falles von Bukarest Feiern stattfinden. Der Unterricht fällt aus. Hier in Bonn finden die Schulfeiern am Samstag statt.

Die Einbrecher sind noch fortgesetzt an der Arbeit. In den letzten Nächten stahlen sie in der Händelstraße Eßwaren und in der Haydnstraße Kleidungsstücke. In der Humboldtstraße wurde von Dieben ein Geldschrank erbrochen.

Kriegs-Weihnachten 1916. Die Vaterländischen Vereinigungen von Bonn richten in der heutigen Nummer unseres Blattes an die Bonner Bürgerschaft die herzliche Bitte, Geld und Gaben zu spenden, damit sie unseren tapferen rheinischen Kriegern draußen im Felde eine Weihnachtsfreude bereiten kann. Es sind rund 16.000 Soldaten, die beschert werden sollen, und außerdem sollen die bedürftigen Witwen und Waisen der Bonner Krieger durch eine Gabe erfreut werden. Die ganze Bürgerschaft muß sich einmütig an diesem Liebeswerk beteiligen, um so unseren wackeren Feldgrauen, von denen viele schon zum dritten Mal Weihnachten anstatt im trauten Familienkreise draußen bei Kanonendonner in Eis und Schnee verleben müssen, unseren Dank abzustatten. Ein großer Weihnachtszug wird die Gaben zu den Truppen bringen. Für die bedürftigen Witwen und Waisen der gefallenen Helden soll eine Weihnachtsfeier veranstaltet werden, mit der eine allgemeine Bescherung verbunden sein wird. Alle Liebesgaben werden an die Sammelstelle in der Rheinisch-Westfälischen Disconto-Bank am Münsterplatz bis zum 15. Dezember erbeten.

Pflaumenmus. Die gewerbsmäßige Herstellung von Pflaumenmus aus frischen und gedörrten Pflaumen ist verboten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Bukarest genommen. Freudige Begeisterung ergriff gestern abend alle Herzen, als die Kunde eintraf, Bukarest sei genommen und Glockengeläute die Kunde weitertrug. Gewiß rechneten alle damit, daß der Fall von Rumäniens Hauptstadt nahe bevorstehe, daß aber das Schicksal dieser Festung so schnell besiegelt sein werde, wagte kaum einer zu hoffen. Um so größer daher die Freude über die neue glänzende Waffentat unserer und der mit uns verbündeten Truppen. Immer wieder aufs neue bestärkt wird unsere Zuversicht auf den endgültigen Sieg; immermehr bestärkt werden müssen wir dadurch noch im festen Durchhalten zu Hause hinter der Front.

Soldatenheim. Das dunkle Wetter am verflossenen Sonntag führte schon früh viele Feldgraue ins Soldatenheim Gesellenhaus, um dort bei einer guten Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen Zeitungen und Zeitschriften zu lesen, Briefe zu schreiben und gute Unterhaltung zu suchen. Schnell war daher auch abends der große Saal dicht besetzt. Mit reger Aufmerksamkeit folgten die Soldaten den einzelnen Darbietungen des reichhaltigen Programms, das als Bunter Abend frisiert, sich unter der geschickten Leitung des Herrn Klutmann „spielend“ abwickelte. [...] Wie wir hörten, soll das Soldatenheim am kommenden Freitag, dem katholischen Feiertag Mariä Empfängnis, abends wie am verflossenen Buß- und Bettag geöffnet sein. Es findet also nur Kaffeeausschank statt und zugleich wird Gelegenheit zum Schreiben und Lesen geboten sein. Eine Versammlung wird an diesem Tage nicht gehalten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)